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BERGRHEINFELD
Feuerwehr argwöhnisch beäugt
Horst Fröhling
 |  aktualisiert: 24.03.2018 02:39 Uhr

In der Geschichte Bergrheinfelds wird immer wieder von verheerenden Brandkatastrophen berichtet, die das Dorf fast ganz oder zum großen Teil einäscherten.

Verheerender Brand

Am 1. September 1856 kam es zu einem furchtbaren Brandunglück, wobei der nördliche Teil des Dorfes ein Raub der Flammen wurde. Gegen 22 Uhr schlug ein Blitz in die Scheune des Gasthauses Bonfig („Zum Weißen Lamm“) ein, die augenblicklich in Vollbrand stand. Verzweifelte Löschversuche zeigten keine Wirkung. Es war nicht möglich, genügend Löschwasser heranzuschaffen. Insgesamt brannten 52 Wohnhäuser, darunter die drei Gasthäuser, 49 Scheunen und 54 Nebengebäude ab. 300 Menschen wurden obdachlos.

Wiederaufbau

Der Ort wurde wiederaufgebaut, als Beitrag zum vorbeugenden Brandschutz die Dorfstraße verbreitert. Mangelnde Organisation, unsachgemäße Maßnahmen und fehlende Schulung waren Gründe für das große Ausmaß des Brandes. In den Sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts kam das Bedürfnis auf, diesen unhaltbaren Zuständen ein Ende zu machen. Die Sicherheit der Bürger dem Feuer gegenüber sollte durch die Bildung von freiwilligen Feuerwehren gewährleistet werden.

So wurde der 19. März 1868 zum Geburtstag für die Freiwillige Feuerwehr Bergrheinfeld, eine der ersten im heutigen Landkreis. In die Stammliste trugen sich 48 Männer ein: Johann Rösch, Andreas Göb, Adam Seuffert, Josef Rudloff, Nikolaus Endres, Nikolaus Rudloff, Michael Schmittfull, Friedrich Göb, Valentin Ruk, Michael Popp, Johann Weth, Johann Schäflein, Martin Seuffert, Josef Frey, Andreas Bonfig, Valtin Banz, Georg Megner, Michael Göb, Michael Schraud, Johann Stöcker, Michael Fehn, Adam Treutlein, Johann Hartmann, Valtin Hartmann, Karl Bonfig, Franz Ruk, Georg Hartmann, Georg Endres, Franz Treutlein, Valtin Glücker, Georg Horn, Josef Hartmann jr, Johann Hartmann, Georg Braun, Michael Ziegler, Adam Treutlein, Johann Glücker, Valtin Eusemann, Andreas Treutlein, Johann Endres Georg Ruk, Valtin Rudloff, Adam Göb, Valtin Göb, Michael Schäflein, Georg Göb, Nikolaus Glücker und Andreas Popp.

Erster Feuerwehrhauptmann wurde Johann Rösch. Der wusste seine Männer so zu begeistern, dass sie bereits vier Wochen nach der Gründung einsatzfähig dastanden. Anfangs begegnete man den jungen Männern mit Misstrauen. Man verspottete die Floriansjünger sogar als „Komödianten“. Die damalige Gemeindeverwaltung versagte jegliche Unterstützung. Es wurde sogar versucht, der Wehr die Benutzung der Feuerspritze zu verbieten.

Kommandant unbeirrbar

Doch Johann Rösch ließ sich nicht beirren. Er kaufte aus eigener Tasche für 311 Gulden die erste Ausrüstung, die ihm erst nach zwei Jahren von der Gemeindekasse Bergrheinfeld erstattet wurde.

Durch regelmäßiges Üben hatte die Wehr erstaunlich schnell einen hohen Leistungsstand erreicht. Am 30. November 1868 bestand sie bei einem Brand in Grafenrheinfeld mit „glänzendem Erfolg“ ihre Feuertaufe. Doch auch Bergrheinfeld blieb nicht verschont: Am 18. Juli 1873 nachmittags gegen 15.30 Uhr brach in einem Gehöft in der Hauptstraße ein Brand aus. Nach fünf Stunden waren 36 Wohnhäuser, 64 Scheunen, 61 Nebengebäude, 41 Stallungen sowie Kirchendach und Kirchturm ein Raub der Flammen geworden.

Der SS unterstellt

1907 hatte die Wehr 93 Aktive. Im Jahr 1922 wurde der Gastwirt und Metzger Sebastian Endres Kommandant. 1928 wurde das 60-jährige Gründungsfest gefeiert. Die erste Motorspritze hielt 1929 Einzug bei der Bergrheinfelder Wehr. Braune Schatten fielen 1933 nach der Machtübernahme durch die Nazis auch auf die Feuerwehren. Dort kam es ab 1937 zu weitreichenden Änderungen. Die Feuerwehren wurden in die Ordnungspolizei eingliedert und hießen nun „Feuerschutzpolizei“ und unterstanden der Reichsführung der SS.

Die härteste Bewährungsprobe hatten die Bergrheinfelder Feuerwehrleute bei den Luftangriffen auf Schweinfurt. Der zweite große Luftangriff auf die Stadt am 14.Oktober 1943 kostete etwa 70 Menschen das Leben, die zwischen Bergrheinfeld und Oberndorf unter einer Brücke am „Sandhügel“ Schutz gesucht hatten. Beim dritten Großangriff auf die Industriestadt am 24. Februar 1944 war ein Bergrheinfelder Löschzug im Einsatz, während im Ort selbst drei Scheunen in Flammen aufgingen. Noch schlimmer erwischte es die Nachbargemeinde Grafenrheinfeld, die an allen Ecken und Enden brannte.

Stunde null

Nach der „Stunde null“ ging es auch im Feuerwehrwesen weiter. Die Bergrheinfelder Wehr entwickelte sich weiter, die Anforderungen änderten sich von der reinen Brandbekämpfung bis zum „Mädchen für alles“ heute.

Aktuell hat die Wehr 100 aktive Mitglieder, darunter fünf Frauen, und in der Jugendgruppe sind 17 Nachwuchsfeuerwehrleute. Durchschnittlich hat die Freiwillige Feuerwehr Bergrheinfeld jährlich 80 bis 100 Einsätze zu bewältigen.

 
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