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Werneck
Fensterbauer aus Werneck: Mit 84 Jahren soll Schluss sein
Der 84-jährige Herbert Eichelmann arbeitet seit 70 Jahren als Fensterbauer. Zum Jahresende löst er seine Firma, die einst Fenster in Werneck produzierte, endgültig auf.
Auf seiner letzten Baustelle richtet der 84-jährige Herbert Eichelmann die Fenster für den Einbau her.
Foto: Silvia Eidel | Auf seiner letzten Baustelle richtet der 84-jährige Herbert Eichelmann die Fenster für den Einbau her.
Silvia Eidel
 |  aktualisiert: 09.02.2024 00:53 Uhr

Rente mit 67? Kein Thema für Herbert Eichelmann. Der rüstige 84-jährige Wernecker Geschäftsmann baut seit 70 Jahren Fenster und Türen ein, die seine Firma über Jahrzehnte auch selbst produzierte und in halb Europa verkaufte. Zum Jahresende aber ist Schluss, dann wird der Name Fensterbau Eichelmann nach 112 Jahren Geschichte sein.

Das alte Sandsteinhaus in der Wernecker Julius-Echter-Straße ist sein letzter großer Auftrag. Für den neuen "Unverpackt-Laden" setzt Herbert Eichelmann nicht nur die großen Schaufenster ein, sondern insgesamt 40 Fenster und Türen im ganzen Gebäude. "Das macht mir so viel Spaß", gesteht der 84-Jährige. Jedes Detail will bedacht sein, jedes mögliche Problem gut überlegt sein. "Das Schwierige, das reizt mich."

Gemeinsam mit seinem 77-jährigen Helfer Klaus Opara – "das war mein Mann in Berlin" – hievt er die Fensterrahmen in die Höhe und setzt sie in die vorbereitete Maueröffnung ein. Mit langen Nägeln klopft er die seitlichen Metallbänder im Mauerwerk fest. "Das darf nur der Meister machen." Er selbst darf sich seit genau 60 Jahren Fensterbauer- und Glasermeister nennen.

Als 14-Jähriger, vor genau 70 Jahren, begann Herbert Eichelmann seine Lehre als Fensterbauer und Glaser, hier am Stammhaus in der Wernecker Spitalstraße.
Foto: Eichelmann | Als 14-Jähriger, vor genau 70 Jahren, begann Herbert Eichelmann seine Lehre als Fensterbauer und Glaser, hier am Stammhaus in der Wernecker Spitalstraße.

Wer so lange mit solcher Leidenschaft seinem Beruf nachgeht, hat viel erlebt und viel zu erzählen. Etwa, dass er mit seinem 14. Geburtstag am 1. August 1951 seine Lehre als Glaser und Fensterbauer im Betrieb seines Großvaters Andreas begonnen hatte. Dieser war Geselle in Otto Zeißners Fensterbaufirma gewesen und hatte nach dessen Tod den Betrieb weitergeführt, später die Witwe geheiratet und damit 1909 das Eichelmannsche Unternehmen begründet.

Als 14-Jähriger schon Fenster eingebaut

"Ich bin als 14-jähriger Stift 'schwarz' zum Fenster einbauen ins Kloster Heidenfeld gefahren", schmunzelt Herbert Eichelmann. "Das war damals halt so. Der Geselle, der damals mitgefahren ist, hatte auch keinen Führerschein."

Nach dem Tod des Großvaters übernahmen 1955 Herberts Vater Andreas und dessen Bruder Willi den Betrieb. Deren beiden Söhne stiegen mit ein. Am Stammsitz in der Wernecker Spitalstraße wurde neu gebaut.

Um wirtschaftlicher agieren zu können und um den Betrieb zu vergrößern, siedelte Herbert Eichelmann 1976 aus dem angestammten Areal der Spitalstraße seinen eigenen Betrieb aus: Im Gewerbegebiet in der Rudolf-Diesel-Straße baute er eine neue Fertigungshalle mit Spritzkabine und Lagerhalle. Holz- und Holz-Alu-Fenster produzierte er dort mit damals zehn Gesellen und drei Lehrlingen, "alles Auftragsstücke, anspruchsvolle Qualitätsfenster. Kunststofffenster kamen mir damals nicht unter".

Fenster auch für das Ausland gefertigt

Bis nach Spanien gingen seine Produkte. Denn der Betrieb war spezialisiert auf den Nachbau von historischen Fenstern. Von handwerklichem Können zeugten unter anderem die Kastenfenster sowie seine Schallschutz- und Wärmeschutzfenster. Beim Bau des Landratsamtes in Schweinfurt wurden Fenster aus der Werkstatt Eichelmann ebenso verwendet wie beim Kreisaltenheim oder dem früheren Rathaus in Werneck.

Dann begann, noch vor dem Mauerfall, die Zeit in Berlin, wo Herbert Eichelmann ab 1980 für 30 Jahre eine Niederlassung hatte und wo er 90 Prozent seiner Geschäfte tätigte. Nachbauten historischer Fenster in S- und U-Bahnhöfen gehörten dazu, besondere Fenster für Schulen, aber auch für den Bärensaal im Alten Stadtsaal. "Wir waren bekannt für Projekte mit Denkmalschutz."

Viele Aufträge kamen aus Berlin

Bei den Architekten in Berlin machte sich der Wernecker schnell einen guten Namen. Er plante und fertigte zahlreiche Einbauten für Gebäude der Bundesgartenschau. Zu den vielen Herausforderungen zählten beispielsweise auch zehn Meter hohe Fenster für ein Museum, in die die alten, bleiverglasten Scheiben des Vorgängermodells integriert wurden. Auch beim Privathaus von TV-Moderator Günter Jauch in Potsdam übernahm Eichelmann dessen besondere Fenster- und Türenwünsche.

Besondere Holz- und Holz-Alu-Fenster wurden in der Firma von Herbert Eichelmann in Werneck produziert.
Foto: Eichelmann | Besondere Holz- und Holz-Alu-Fenster wurden in der Firma von Herbert Eichelmann in Werneck produziert.

"Wir sind in dieser Zeit jede Woche mit dem Laster voller Fenster von Werneck nach Berlin gefahren", denkt der 84-Jährige zurück, oft angehalten von den "Vopos", den Volkspolizisten. Und später, nach 1989, auf einer Autobahn, auf der immer Baustelle herrschte. 15 Stunden Arbeit am Tag waren für ihn normal. Und am Wochenende mussten in Werneck die Aufträge aus Berlin geplant und nachbereitet werden.

"Ich hab‘ aber auch viel Geld verloren", gesteht Herbert Eichelmann. Weil mehrere Auftraggeber Konkurs gingen, musste er immer wieder Forderungsverluste hinnehmen.

2020 gründete Eichelmann eine neue Firma

Bis 2008 stellte die Firma noch eigene Fenster her, dann musste die Produktion stillgelegt werden. "Es ging nicht mehr." Er habe wohl eine sehr gute Fertigung gehabt, so Eichelmann, aber sie war nicht mehr zeitgemäß. Beratung, Abwicklung, Verkauf und Einbau von Fenster und Türen gingen aber weiter, bis Ende 2019 die Herbert Eichelmann GmbH geschlossen wurde.

"Dann habe ich Anfang 2020 wieder eine Einzelfirma gegründet, ich bin also ein Jungunternehmer", lächelt der 84-Jährige. Warum er noch so lange weitermacht? "Weil ich dauernd wegen Reparaturen angefragt werde. Ich kann nicht aufhören", meint der Senior. Aber Ende dieses Jahres ist dann endgültig Schluss – wahrscheinlich.

 
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Kommentare
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  • J. G.
    Respekt! So sieht es aus, wenn einem die Arbeit Spass macht. Heute sind jedoch viele froh, baldmöglichst in Rente zu gehen, weil das Arbeiten teilweise nicht mehr schön ist.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Und dann beklagen sich manche weil sie bis 67 arbeiten sollen. Der Herr verdient jeden Respekt.
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  • H. H.
    Ach ja

    solche Sachen sollten mehr in der Zeitung stehen...

    Alles Gute für Herrn Eichelmann, und dass er noch lange nicht aufhören kann, weiterzumachen, weil es zuviel Spaß macht!!
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