Helau statt Halleluja hieß es bei der traditionellen, gut besuchten Faschingspredigt von Diakon Walter Ziegler in der Oberndorfer Pfarrkirche St. Josef: "Der Wilde, Wilde Westen fängt gleich hinterm Bahnhof an", sang der Seelsorger und befasste sich in Reimform mit aufregenden Zeiten in Kirche, Politik und Schweinfurt.
Einer der größeren Aufreger war 2023 der Streit ums Einkaufszentrum am Rande von Oberndorf – beim Bürgerentscheid gab es ein klares Veto, der dichtende Diakon schlägt einen Dorfladen vor. Nicht so sehr hat er sich über den Landwirt gefreut, der in "Wildwestmanier" die Oberndorfer Durchfahrt blockiert hat, eine Woche lang. Dazu gab es noch "Fahrzeugstau wegen Brückenbau".
Stichwort Karstadt: "Die Galeria Kaufhof ist weg vom Fenster, gefragt sind Schweinfurts Stadtratsgespenster." Wer die Kaufhauskette wiederholt in die Insolvenz schickt und die Mitarbeiter auf der Straße, der sollte, so Ziegler, "selbst spüren Angst und Not, am besten bei Wasser und Brot."
(Insbesondere) kirchliche Amtsträger haben in der AfD nichts zu suchen, ist Ziegler überzeugt, der ansonsten ein Duell zwischen Stadt und Bistumsverwaltung festgestellt hat, wenn es um Sparzwänge geht: "Was mir bei allem Verständnis missfällt, ist, dass Jugendarbeit dem Bistum immer weniger gefällt." Prompt wurde ein beliebter Treffpunkt dicht gemacht, das "kom, ma" in der Schultesstraße sorgte bei der Jugend für Tugend.
Mit der Tugend ist es eh so eine Sache: "Segnen erlaubt, Anerkennung geraubt", hieß es 2023 zum Thema "schwule" Paare, was dem Faschingsprediger missfällt. Sünden gibt es auch in der Kirche, die ebenso sozial sein kann, mit Wärmestuben und Miteinander. Ein Hoffnungsträger ist der "neue Sheriff" für die Stadtpfarrei Heilig Geist, Stephan Eschenbacher, nebst Deputy Christoph Warmuth. Überhaupt wirke Jesu Wort immer noch am besten vor Ort, hat der Diakon festgestellt.
Draußen in der Welt herrscht überall Intoleranz, Hass und Gewalt, vom Gazakrieg bis zur Ukraine, oft im Namen des Glaubens: "Religionsführer, die das gutheißen, in Wahrheit auf Religion sch..." Am Ende hieß es dann wieder Halleluja statt Helau, im Gottesdienst. "Schau mer mal, wie das wird, mit dem Sheriff", meinte Teampfarrer Stephan Eschenbacher frohgemut, der ebenfalls den Cowboyhut aufgesetzt hatte.
Am Sonntag, 11. Februar, ab 10 Uhr, wird die Faschingspredigt in Christkönig wiederholt. Zur gleichen Uhrzeit führt Dieter Rückert in St. Michael die Tradition der Faschingsgottesdienste von Roland Breitenbach fort.