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BERGRHEINFELD
Faschingspferd zu verkaufen

Von unserem Mitarbeiter

Guido Chuleck

 |  aktualisiert: 12.07.2013 18:23 Uhr

Das Pferd steht unbeweglich an der Hofeinfahrt des Bauhofes in Bergrheinfeld und gehört für dessen Mitarbeiter seit einem halben Jahr zum Erscheinungsbild. Vorbeiradelnde Touristen halten an, um es zu fotografieren. Es ist äußerst genügsam, trotzt klaglos Wind und Wetter, bettelt nicht um Futter und muss weder gestriegelt noch ausgeritten werden. Seine Zeit allerdings neigt sich dem Ende zu, da sich bei ebay kein Käufer gefunden hat. Sollte auch in den nächsten Wochen niemand das Pferd kaufen wollen, wird es zersägt, mit dem Beil in Stücke gehauen und im Kamin verschürt. Nur die größeren Teile werden eingelagert.

Das 4,50 Meter hohe Pferd aus Holz war im Februar der Hingucker schlechthin des Faschings-Umzuges in Bergrheinfeld. Das Pferd ist ein Geschöpf von Detlev Höller und Arthur Niedermeyer, Mitglieder der Faschingsgesellschaft „Bercher Mee-Elf“. Doch nicht nur das Pferd, auch die Kostümierung der Mee-Elf-Narren war beim Umzug mehr als nur bemerkenswert. Getreu dem Motto „Narren gab es immer schon, in Berch, Athen und auch in Rom“ hatte sich die Mee-Elf als griechische Soldaten verkleidet, und auch römische Senatoren wurden gesichtet. „Was war da besser als ein trojanisches Pferd“, sagt Otto Liebenstein, Sprecher des Elferrates.

Für die ersten Vorbereitungen für das Pferd krempelten Höller und Niedermeyer, verstärkt durch Stefan Roth und bis zu 20 Freiwillige in wechselnder Besetzung, drei Wochen vor Weihnachten die Ärmel hoch. Das Holz, allesamt Scharten, sprich die für eine Schreinerei unbrauchbaren Bretter mit der Rinde, musste auf die entsprechende Größe gesägt werden. Von Anfang an, so Höller, „war das Pferd nicht auf die Ewigkeit ausgelegt. Hauptsache, es übersteht den Faschingsumzug“. Von einem Provisorium konnte trotzdem keine Rede sein, und so ging das Trio mitsamt Helfern an etwa zehn Samstagen zu Werke. Gebaut wurde zunächst in und später, als der Kopf aufgeschraubt wurde, vor der Scheune von Otto Liebenstein. Das sechseinhalb Meter lange Fahrgestell, auf dem das vier Meter lange Pferd festgeschraubt wurde, erhielt eine Rundum-Verkleidung. Vier antik anmutende Räder komplettierten das trojanische Pferd. Gezogen von einem Traktor, den ein römischer Senator lenkte, zog die Mee-Elf unter großem Beifall beim Faschingszug durch Bergrheinfeld, und die Gesellschaft erhielt für ihre Kostümierung und vor allem den Wagen den ersten Preis.

Es blieb der einzige „Ausritt“ für das Holzpferd. Am Umzug in Schweinfurt konnte die Gesellschaft nicht teilnehmen, „es gibt da gegenseitig Befindlichkeiten“, so Liebenstein. In Volkach wäre die Mee-Elf mit offenen Armen empfangen worden, doch der Transport hätte sich „extrem schwierig“ gestaltet. Der Anhänger hat keine Straßenzulassung und hätte sie wohl auch nicht bekommen, und wegen der Höhe des Pferdes wäre an so mancher Brücke Endstation gewesen. Das Pferd wurde mitsamt Fahrgestell eingemottet, und mit Erlaubnis der Gemeinde steht das Gefährt nun vorübergehend am Bauhof an der Würzburger Straße.

So langsam verfällt es auch. Die ersten Schrauben der Verkleidung des Fahrgestells brechen heraus, die Räder lösen sich, Wind und Regen setzen dem Holz mehr und mehr zu. Wie gesagt: „Es ist nicht für die Ewigkeit gebaut“, so Höller, „aber dafür, dass es so lange im Freien steht, ist es noch in einem bemerkenswerten Zustand.“ Und zwar in so gutem Zustand, dass es für einige Wochen im Internet, bei ebay, zum Verkauf stand.

Der Preis von 500 Euro allerdings schreckte wohl so manchen Bieter ab. Nun würde die Faschingsgesellschaft das Pferd dennoch gern verkaufen, „über den Preis können wir reden, und vielleicht interessiert sich ja ein großes Computergeschäft für unser trojanisches Pferd“, hofft Liebenstein. Falls nicht, so bleibt der Mee-Elf wohl nur, die großen Stücke für den Wagen fürs nächste Jahr (Motto: Zirkus) einzulagern und die kleineren Teile tatsächlich zu verschüren.

Wer Interesse an dem Pferd hat, wendet sich zwecks Selbstabholung an Otto Liebenstein, Tel. (0 97 21) 9 03 77, Mail: lieber.otto@freenet.de

 
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