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Schweinfurt
Faschingsauftakt mit Piraten und Indianer auf dem Narrenschiff
Bei der Jubiläums-Prunksitzung der Schwarzen Elf ging es rund. Sowohl in der Bütt als auch auf der Bühne war Beeindruckendes zu sehen.
Klarmachen zum Fluch durch die Karibik: Die Turnerinnen und Turner griffen zu Seil oder Säbel, tanzten als lebende Galeone über den Wellen.
Foto: Anand Anders | Klarmachen zum Fluch durch die Karibik: Die Turnerinnen und Turner griffen zu Seil oder Säbel, tanzten als lebende Galeone über den Wellen.
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 23.01.2020 02:10 Uhr

"Es ist beeindruckend, was hier auf die Beine gestellt wird." Dieser Kommentar kam aus berufenem Munde bei der Premiere von "Witzich spritzich 66", den Jubiläums-Prunksitzungen der Schwarzen Elf. Der Besucher, der den Faschings-Auftakt der Kolpingsfamilie lobte, ist zwischen Köln und Düsseldorf zuhause.

Die Stadtpfeifer, die Präsident Ludwig Paul in den Saal eskortierten, begannen gleich mal mit einem spritzichen Udo-Jürgens-Medley: "Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an." Noch am Anfang ihrer Karriere steht Maxim Modlinger (11). Die junge Dame hat sich nach einigem Ärger mit Alexa angefreundet, dem plaudernden Lautsprecher, der bei den Hausaufgaben hilft und die Fernseher im Viertel abschaltet, falls der Fußball wieder mal nervt. Der Applaus war noch analog, aber hochverdient.

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Clever auch der Freibier-Vortrag von Hausmeister Helmuth Backhaus. Was ist jetzt nochmal Künstliche Intelligenz? "Wenn Du sagst, Alexa, spiel Helena Fischer, und sie sagt: Nein!". Digitalisierung hängt halt mit Facharbeitermangel zusammen. Es fehlen unter anderem fachkundige Verkehrsminister. Die Altersentwicklung bei Heidi-Klum-Lovern lässt sich dafür auf einer XY-Achse darstellen. Auch anderswo weist die Kurve nach unten. Die Bundeswehr wurde zuletzt mit dem Sturmgewehr AKK ausgestattet, ein Pannen-Modell, das sich selbst ins Bein schießt. "Bis Merz bleibt alles beim Alten", verspricht der Stadthallen-Concierge.

Tierisch gut: die 'Germantschn' mit ihrer Satire zu Feinstaub in der Prärie.
Foto: Anand Anders | Tierisch gut: die "Germantschn" mit ihrer Satire zu Feinstaub in der Prärie.

Alles beim Alten soll auch bei den "Germantschn" bleiben, dem Stamm von Häuptling Kleiner Raute. Bis die Innovation in der Prärie Einzug hält in Form eines Jung-Indianers, der Fortbewegung per Mustang einführen will. Da kennt er die Germantschn schlecht: Was ist mit Feinstaub-Wolken? Präriehamstern? Brandzeichen contra Datenschutz? Die tierisch gute Satire von Thomas Spath, Manfred Göbel und Fabian Schneider überzeugte mit spitzer Indianer-Feder.

Stadtgeschnatter mit den Baggersee-Gänsen

Klarmachen zum Fluch durch die Karibik: Die Turnerinnen und Turner griffen zu Seil oder Säbel, tanzten als lebende Galeone über den Wellen. Es war ein echter Piratenschatz, der da gehoben wurde. "Home Smart Home", hieß es bei Doris Paul, die den Ehemann jetzt digital trackt(iert), mit dem Smartphone. Der bedankt sich, indem er den Roboter-Staubsauger zur Kampfmaschine frisiert.

Zum Stadtgeschnatter trafen sich die Baggersee-Gänse (Louis Majewski und Franzi Klee). Stadträtin Ulrike Schneider etwa bekam einen Böller an die Wade und forderte Feuerwerksverbot. Heißt's künftig "Roth statt Böller" beim Volksfest? Auch eine S(teigerwald)-Bahn wäre schön. Die anwesende Grünen-Fraktion freute sich. Stichwort Wahlen: Kommt am Ende wieder alles Gans anders?

Ein Augenschmaus: die Turn- und Tanzgruppe, die mobil durch die Zeit eilte.
Foto: Anand Anders | Ein Augenschmaus: die Turn- und Tanzgruppe, die mobil durch die Zeit eilte.

Die Turn- und Tanzgruppe eilte mobil durch die Zeit, mit Raumschiff, U-Boot, Dampfer, Omas Motorrad: ein Augenschmaus. Der Schautanz der Gäste aus Wiesentheid führte ins Feenreich der Waldprinzessin. PS-und sangesstark war die Truppe "Narrenschiff" (Monika Brand, Stefanie Schloßbauer, Mario Roth, Julia und Louis Majewski), bei der sich alles ums Auto drehte. Die Botschaft war sympathisch: Rettungsgasse muss sein, "Gaffen geht gar nicht".

Standing Ovations für Peter Kuhn

"Make Little Britain great again": Mit Peter Kuhn betrat ein echter britischer Gentleman die Bütt. Boris Johnson sucht für den Brexit talentierte Spinner, per Annonce – "Wer in Deutschland als Spinner mitregiert, ist alles andere als talentiert." Lieber in Liverpool bekloppt als hierzulande bescheuert. Im "Land der Karrenbauer" geht es "Mörkel" wie der Queen: Beide mischen sich nicht in die Politik ein. Kann man schon Markus Söder feiern, den Prince Charles aus Bayern? Geht es bei der SPD um "Sein oder Nichtsein"? Am Ende hieß es: "Ein Gentleman genießt und schweigt."  Scharfe Zunge traf auf steife Oberlippe. Standing Ovations für den Shakespeare der Schwarzen Elf.

"Schnüdel, helau": Zwischen Kartons und Gitarre befasste sich Jonas Paul mit dem Thema Umzug, aus der Studentenbude oder am Faschingsdienstag. Marco Breitenbach begab sich auf flotte Klassenfahrt nach Schweden, zu Öl und Smörrebröd. 60 Jahre Barbie feierte das Männerballett, das sogar in der City die Puppen tanzen ließ, per Video. "Fabi for Future" hieß es bei Fabian Wahler: Die Hitzewelle hat auch Vorteile, Popcorn direkt vom Acker zum Beispiel. Zum Glück war "Thomas Cook" Vorreiter in Sachen Klimaschutz. Passend zu den Temperaturen groovten zuletzt die SunnyboyZ vom Baggersee durchs Rampenlicht, im Bademantel.

 
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