Dass Faschingsvereine wegen Corona generell auf Innenveranstaltungen in dieser Session verzichten, gibt es bislang nur in Nordrhein-Westfalen. In Stadt und Landkreis Schweinfurt treffen die Vereine individuelle Entscheidungen. Wobei sich derzeit die Absagen an Prunksitzungen häufen, manche Narren aber noch Hoffnung haben, unter Auflagen dennoch die fünfte Jahreszeit zu feiern.
Den Rathaussturm am 14. Januar hat die Stadt Schweinfurt zwar gerade abgesagt, aber bei der Eskage wartet man noch auf eine Ansage der Stadtverwaltung und des Gesundheitsamts, wie sie mit ihren Sitzungen umgehen soll. Gesellschaftspräsident Florian Dinkel verweist auf Anfrage der Redaktion auf die laufenden Vorbereitungen: Die Tänzerinnen trainieren unter 2G Plus-Bedingung, ebenso das Männerballett. Büttenredner hätten bekundet, sie würden auftreten.
"Die Frage ist, wie wird's angenommen? Und was ist, wenn nur 25 Prozent der Plätze besetzt werden dürfen?", meint Dinkel. Vieles sei unklar, etwa wie man den Getränkeausschank regele, ob es eine Theke oder eine Bar geben dürfe.
Schwierig sei es auch für die Akteure, gerade die Kleinsten, die wegen Corona noch keinen Auftritt hatten. Auch das Prinzenpaar habe sich die Session anders vorgestellt, glaubt der Präsident. Nur aus dem Bauch heraus wolle er daher nicht entscheiden, sondern auf eine handfeste Entscheidungsgrundlage setzen. Eine geplante Entscheidung der Stadt zum Faschingszug frühestens am 10. Januar käme für die Eskage noch rechtzeitig. "Wir beginnen mit dem Wagenbau immer erst im neuen Jahr", so Dinkel.
Schwarze Elf feiert anders als sonst
Optimistisch gibt sich die Schwarze Elf, die Faschingsgesellschaft der Kolpingsfamilie Schweinfurt: Sie will ihre neun Prunksitzungen zwischen dem 21. Januar und dem 6. Februar halten, erklärt Gesellschaftspräsidentin Martina Schlereth. Unter strengen 2G-Plus-Regeln, mit einem ausgeklügelten Hygienekonzept, einem Saalkonzept mit mehr Abstand – statt 600 Zuschauer nur 25 Prozent, also 150 – und einem anderen Bühnen- sowie Backstage-Konzept wolle man feiern, "aber anders, als wir das 66 Jahre lang gewohnt waren."
Im vergangenen ersten Corona-Fasching hatte die Antöner Narrenelf mit einem originellen, nämlich dem kleinsten Faschingszug Schweinfurts mit 44 Wagen im Pfarrsaal von St. Peter und Paul für viel Spaß gesorgt. Auch heuer soll sich der Mini-Gaudiwurm – online – übertragen, wieder übers Parkett schlängeln, verspricht Gesellschaftspräsident Stefan Zorn. "Wir geben den Termin noch bekannt, wann die Wägen eingereicht werden können."
Nach aktuellem Planungsstand sollen auch die Prunk-Sitzungen in irgendeiner Form und mit einem besonderen Hygienekonzept stattfinden. "Unser Motto lautet ‚Anderen Menschen Freude bereiten‘, gerade in diesen Zeiten", sagt Zorn. Das Programm stehe, der Kartenverkauf habe schon begonnen. Der Wermutstropfen dabei: Bei aktuell erlaubten 25 Prozent der Sitzplätze würden die Antöner "massiv drauflegen", so der Präsident. Was die Narren aber nicht abhalten würde, "weil wir zum einen für den Fasching brennen und wir als Verein das nicht lange durchhalten würden, wenn wir gar nichts machen".
Bercher Mee Elf entscheidet im Januar
Virtuell, etwa mit einem Online-Weißwurstfrühstück, hatte in der letzten Session die Bercher Mee Elf ihren Fasching gefeiert. "Wir haben noch keine Entscheidungen getroffen, was wir diesmal mit unseren zwei Sitzungen machen", erklärt der Bergrheinfelder Gesellschaftspräsident Jonas Rösch. Die Garden trainieren derzeit wegen 2G-Plus nicht mehr, aber die Büttenreden werden geplant. "Wir können es organisatorisch noch etwas ‚rauszögern", meint er. Im Januar muss dann aber ein Beschluss gefasst werden. "Ich hoffe, dass wir irgendetwas zustande bringen".
"Der WhatsApp-Fasching war schon nicht schlecht, aber geiler ist's dann doch in echt", hatte sich der Faschingsclub Waigolshausen in diesem Jahr als Motto gegeben. Daraus wird nun wohl nichts, denn "wir haben alles abgesagt", erklärt Gesellschaftspräsidentin Nadja Schuler. "Wir sind todtraurig". Mit den aktuellen Vorschriften könne man die Halle nicht voll besetzen und darüber hinaus hätten die Verantwortlichen Bedenken, ob die Zuschauer überhaupt kämen. "Wir haben bei den Kindersitzungen viele Senioren als Gäste."
Wenn man mit Abstand feiern müsse, nicht singen dürfe oder gar eine Maske tragen müsse, "was kriegt man dann für eine Stimmung in eine Dreifach-Halle?", fragt Schuler. Die große Garde hat schon mit dem Training aufgehört, die Kindertanzgruppe trainiert weiter. "Wir suchen noch eine Alternative im Freien", wobei es seit Jahren keinen Umzug mehr im Ort gebe. "Wenn irgendetwas möglich ist, wären wir spontan dabei, auch bei einer Veranstaltung in der Halle."
Die Dittelbrunner Marienbach 11 hat ebenfalls schon entschieden, wegen der andauernden Corona-Pandemie auf ihre Faschingssitzungen zu verzichten. Auch bei der Wernschiffer-Elf in Niederwerrn fiel die Entscheidung gegen die Prunksitzungen. Dort hofft man aber noch, den Rathaussturm und den Ehrenabend im Februar zu begehen.
Wie die Mainberger Schlossgeister und die FKG Forst hat auch der Hambacher Carnevals-Verein HCV auf seine Sitzungen verzichtet. "Entweder ganz oder gar nicht", war die Einstellung der Verantwortlichen, erklärt Präsident Peter Halbig. Vier Sitzungen mit je 300 Gästen habe man normalerweise. Aber dann nur mit der Hälfte feiern? Oder noch weniger? Und was ist mit den Kindern? Und wenn man nicht singen dürfe? Zu viele Fragen und Unwägbarkeiten für den HCV.
Bis nach den Weihnachtstagen will die Üchtelhäuser Gäßbockelf mit ihrer Entscheidung zu den beiden Sitzungen noch warten. Unter dem Motto "Die Helden von Stücht" wollten sie der Pandemie trotzen. "Normalerweise gießen wir bis Dreikönig auch unsere Orden", verweist Matthias Martin von der DJK-Faschingsabteilung auf den Zeitdruck. Jetzt müsse man klären, ob 2G-Plus gelte, ob man mit 150 statt 300 Gästen feiere, ob man überhaupt das Pfarrheim anmieten könne. "Es ist alles in der Schwebe."