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Schweinfurt
Fasching trotz Pandemie: Show und Spaß bei den Antönern in Schweinfurt
Antöner Tanzgarde und Narrenelf feierten mit 150 Gästen Fasching in der Stadthalle. Nach dem Motto 2G+ und zusätzlichem aktuellen Test wurden bei der Sicherheit keine Kompromisse gemacht.
Echte Überflieger sind die unterschiedlichsten Tanzgruppen der Antöner. Beim Polkatanz scheint hier die Schwerkraft aufgehoben zu sein.
Foto: Lamber Josef | Echte Überflieger sind die unterschiedlichsten Tanzgruppen der Antöner. Beim Polkatanz scheint hier die Schwerkraft aufgehoben zu sein.
Helmut Glauch
Helmut Glauch
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:20 Uhr

Man kann immer "noch einen draufsetzen", wenn es darum geht Infektionen zu verhindern. Zum Beispiel auch von geboosterten Gästen einen aktuellen Corona-Test verlangen. Das taten die Antöner Narrenelf und die Antöner Tanzgarde, die sich neben der "Schwarzen Elf" entschlossen hatten, trotz Pandemie Faschingssitzungen auf die Beine zu stellen. Im Foyer der Stadthalle war eine "Teststrecke" aufgebaut. So war das beinahe schon vertraute Ritual "Maske ab und Stäbchen in die Nase" für einige Gäste der Auftakt für einen Abend mit knapp vier Stunden Show und Unterhaltung.

Ein Abend, für den in Sachen Infektionsschutz höchste Sicherheitsstandards galten. Die Antöner, die eigentlich im Pfarrsaal Peter und Paul ihre Sitzungen halten, nutzten die räumlich großzügigeren Möglichkeiten der Stadthalle und die von der "Schwarzen Elf" vorgelegte "Corona-Logistik". Das heißt, dass alle auftretenden Gruppen räumlich getrennte Möglichkeiten für Vorbereitung und Umkleiden haben. Selbst Snacks und Süßigkeiten, wichtige Nervennahrung gegen das Lampenfieber vor dem Auftritt, gab es für die Akteure nur in einzeln abgepackten Tütchen.

Es geht wieder los. Der Spaß an sich und der am Fasching lassen sich nicht unterkriegen. Die Antöner Elferräte marschieren in die Stadthalle ein. Auch bei den Antönern hatten die Elferräte ihre späteren Plätze aus Abstandsgründen nicht auf der Bühne, sondern an der Seite der Stadthalle.
Foto: Lamber Josef | Es geht wieder los. Der Spaß an sich und der am Fasching lassen sich nicht unterkriegen. Die Antöner Elferräte marschieren in die Stadthalle ein.

Endlich wieder raus auf die Bühne

"Wir alle sind etwas aufgeregt, aber wir wollen endlich wieder raus auf die Bühne", schildert eine Betreuerin hinter den Kulissen die Situation kurz vor dem Einzug der Narrenelf. Mit den Worten "Schön, dass wir uns wiedersehen, als wir 2020 feierten, haben wir noch gedacht, die neue (Kassen-)Bon-Pflicht wäre unser größtes Problem", stieg Sitzungspräsident Maurice Breitkopf launig in den Abend ein. Ein Abend, der von allen herbeigesehnt wurde. Vor allem die Tanzgruppen wollen wieder loslegen, stehen sozusagen seit zwei Jahren in den Startlöchern. Zeit, die genutzt wurde, denn alle haben neue Kostüme, von denen die letzten wenige Stunden vor dem Auftritt "noch auf der Nähmaschine lagen", wie der Sitzungspräsident einräumte.

Die 'Tönis', Urgesteine des Antöner Faschings, nahmen vom Gender-Wahn bis zur Steigerwald-Bahn so manches aktuelle Thema auf die närrische Schippe.
Foto: Lamber Josef | Die "Tönis", Urgesteine des Antöner Faschings, nahmen vom Gender-Wahn bis zur Steigerwald-Bahn so manches aktuelle Thema auf die närrische Schippe.

Das galt bestimmt nicht für die schwarzen Smokings mit weißen Hemden und schwarze Fliegen der Elferräte. Dieses Outfit hat Tradition bei den Antönern, genauso wie die Gestaltung des Sessionsordens mit einem Motiv aus dem alten Schweinfurt. Zu sehen ist heuer das Hotel "zum Raben", das sich an der Ecke Markt/Keßlergasse befand. Der Besitzer hatte einen Kolkraben namens Jakob, dem Schalk und Schabernack nachgesagt wird. Ein "närrischer Vogel", der es gut 135 Jahre nach seinem Ableben auf einen Faschingsorden geschafft hat.

Auf die Bühne schafften es in den kommenden Stunden rund 15 vor allem tänzerische und närrische Nummern. Programmpunkte, die durchwegs dem Antöner-Motto "Menschen eine Freude bereiten" Ehre machten. Die Antöner haben eine ganze Reihe von Akteuren in ihren Reihen, die in der Bütt kein Blatt vor den Mund nehmen und vor allem viele Kinder und junge Leute, die gerne tanzen.

"Paukenversler" Lars Lang, der traditionell mit der Trommel den Geschehnissen die Leviten paukt, riet, "nicht am Nachbarn lecken, denn dort könnt ihr euch vielleicht anstecken". Claudia Rausch plauderte als Kioskbesitzerin aus dem Nähkästchen und verriet, dass sie hin und wieder einer gewissen Stadträtin Popcorn verkauft – das diese an die armen Stadttauben verfüttert. Lara Häfner kann nicht nur tanzen, sondern auch Bütt. Als "Schülerin" berichtete sie, wie sich Schule in Corona-Zeiten verändert hat. "Früher wurden in der Schule Filme geguckt, heute wird dort auf Teststreifen gespuckt."

Die Damen vom Bürgerservice

Ute Zürl und Birgit Jucknieß hatten als "Damen vom Bürgerservice" ihren Tresen aufgebaut. "Ordnung muss sein, erst eine Nummer ziehen, dann dran kommen", so ihre Botschaft. Den beiden Damen blieb aber genug Zeit, das Stadtgeschehen im Blick zu behalten. Zum Beispiel die "Spaziergänger". "Welcher normale Mensch fährt denn an einem Sonntagnachmittag, wenn alles zu hat, von Nürnberg nach Schweinfurt, um hier spazieren zu gehen."

Kultstatus haben bei den Antönern die "Tönis". In Wort und Lied machten Günter Siebenbürger, Philipp Hudert, Sonja Steinmetz und Martin Pensl die Bühne zur Faschings-Intensivstation. Sie nahmen unter anderem den Gender-Wahnsinn und die Diskussion um die Namensänderung des Sachs-Stadions aufs Korn. "Seit der Willy ausgemerzt wurde, spielen die Schnüdel auch nicht besser." Den Beatles-Klassiker "Let it be" hatten sie zu "Aus und vorbei" und damit zu einem Abgesang für die Steigerwaldbahn umgedichtet. Einen Taubenschlag, so der Tönis-Vorschlag, könne man "in Frau Dr. Schneiders Vorgarten" bauen und den abgelassenen Ellertshäuser See fürs "Wattwandern im Frankenland" vermarkten.

Für viele dieser kleinen 'Tanzmäuse' war der Auftritt bei der Faschingssitzung eine Bühnen-Premiere. Die jüngsten sind drei Jahre alt.
Foto: Lamber Josef | Für viele dieser kleinen "Tanzmäuse" war der Auftritt bei der Faschingssitzung eine Bühnen-Premiere. Die jüngsten sind drei Jahre alt.

Florian Dittert berichtete als "Bundeswehrsoldat" davon, was beim "Barras" alles kaputt gespart wird, und Christian Köhler hatte als "himmlischer Praktikant" dort humorvoll die "Einlasskontrolle" im Blick. Sitzungspräsident Maurice Breitkopf schlüpfte in die Rolle eines angetrunkenen "Grußwort-Onkels", der in kurzer Zeit "12 Fässer gehalten und 8 Grußworte angestochen hat". Dass dabei einiges durcheinander geriet, lag in der Natur der Sache, denn nicht immer wusste der gut angeheiterte "Festredner", ob er ein Gehege am Wildpark "einweiht" oder vor Feuerwehrleuten spricht. Auf jeden Fall hatte er kommunalpolitische Ambitionen, was seine Laufbahn betrifft, denn er bezeichnete Schweinfurts OB Sebastian Remelé schon mal als "mein künftiger Vorgänger".

'Paukenversler' Lars Lang eröffnete den Reigen der Redebeiträge. Auf der Bühnenleinwand ist der aktuelle Sessionsorden der Antöner zu sehen, der das ehemalige 'Hotel zum Raben' zeigt.
Foto: Lamber Josef | "Paukenversler" Lars Lang eröffnete den Reigen der Redebeiträge. Auf der Bühnenleinwand ist der aktuelle Sessionsorden der Antöner zu sehen, der das ehemalige "Hotel zum Raben" zeigt.

Große Klasse bewiesen die vielen Tanzgruppen, die die Antöner auszeichnen. Von den Tanzmäusen, die als "Minions" die Bühne eroberten und bei denen schon Dreijährige mitmachen, bis zur großen Showtanzgruppe und dem Männerballett gab es sieben sehenswerte Tanznummern. Im Tanzbereich "Polka", haben die Antöner darüber hinaus eine sehenswerte Nachwuchs-und eine Hauptgarde.

Fotoserie

Gegen Mitternacht endete eine denkwürdige Faschingssitzung. Nicht nur wegen der Pandemiebedingungen, sondern weil verschiedene Schweinfurter Faschingsgesellschaften sich gegenseitig unter die Arme greifen, um den Fasching in schwieriger Zeit möglich zu machen. Auch das Schweinfurter Prinzenpaar Andrea und Florian Wieland war gekommen. Akteure der "Schwarzen 11" waren sozusagen als "Stadthallen-Ortsansässige" vor und hinter den Kulissen mit von der Partie.

Närrische Abordnungen aus nah und fern waren nach Schweinfurt gekommen, um beim Antöner-Fasching dabei zu sein. Keiner von ihnen ging ohne Sessionsorden nach Hause. Auch das Prinzenpaar Andrea und Florian Wieland (Fünfter und Sechster von rechts) war bei den Antönern zu Gast. Die beiden sicherten für die kommende Session eine weitere Amtszeit zu.
Foto: Lamber Josef | Närrische Abordnungen aus nah und fern waren nach Schweinfurt gekommen, um beim Antöner-Fasching dabei zu sein. Keiner von ihnen ging ohne Sessionsorden nach Hause.
 
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  • M. S.
    Es ist ein Raum voller Menschen. Eine prima Voraussetzung zur Weitergabe des Virus. Und das ist nunmal Fakt. Wer in Corona-Zeiten solche Veranstaltungen betreibt, der unterstützt die Verbreitung des Virus.
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  • A. S.
    wenn es nach Ihnen ginge solltensich alle einsperren, Schulen schließen, Theater, Kinos, Gaststätten, Kulturveranstaltungen zu. Ein Glück, dass es Menschen gibt, die sich auch in schwierigen Zeiten nicht den Mut nehmen lassen unter den gesetzlich zulässigen Bestimmungen die Gesellschaft am Leben zu erhalten. Dass hier mehr Menschen angesteckt wurden als in anderen Lebensbedingungen (Arbeit, Schule, Familie, Freizeit) ist einen Unterstellung, die keinen faktischen Hintergrund hat und nur auf miesepetrigem "Neid" auf Menschen beruht, die sich nicht das Recht auf ein bißchen Spaß nehmen lassen.
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  • M. S.
    Höchste Sicherheitsstandards? Das ist Unsinn! 74,7% in Deutschland sind vollständig geimpft, und dennoch ist bei uns Omikron absolut durch die Decke geknallt!

    Was heißt das? Veranstaltung wie diese sind Superspreader-Events.

    Folgerichtig ist der wirklich und alternativlose höchste Sicherheitsstandard für solche Veranstaltungen aktuell deren Absage!
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  • R. R.
    Das ist doch völliger Quatsch! Sie wollen wohl das ganze Leben auf 0 herunterfahren. Oder gönnen Sie den Menschen nicht ein wenig Spaß in dieser ohnehin schwierigen Zeit. Mit einem so strikt eingehaltenen Hygienekonzept und einem äußerst disziplinierten Ablauf dieser Veranstaltung kann es wohl eher nicht zu einem Superspreader-Ereignis kommen. Da ist das Risiko bei jedem Einkauf, Arzt- oder Gaststättenbesuch oder bei jeder Busfahrt ungleich größer. Dann dürfte es auch keine öffentlichen Stadtratssitzungen, Kirchenbesuche usw. geben. Ganz zu schweigen von den sog. "Spaziergängen", wie am Wochenende wieder in Schweinfurt, bei denen 2000 Ungeimpfte ohne Masken und Abstand und laut schreiend durch die Stadt marschieren. Das könnten Sie mit Recht kritisieren!
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  • M. S.
    Was daran ist genau Quatsch, dass ein Haufen Leute in einem Raum für das Virus ein gefundenes Fressen sind?
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  • H. G.
    Sehr geehrter marmer08232601. Alle Menschen - auf der Bühne, auf den Stühlen und hinter den Kulissen - waren nicht nur geimpft, sondern auch tagesaktuell negativ getestet. Die Stadthalle war damit im Hinblick auf das Virus ein größtmöglich sicherer Ort...
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  • M. S.
    Tagesaktuell womit denn? Antigentest? Wie schlecht die funktionieren, wissen wir doch alle. Größtmöglich sicherer Ort? Das ich nicht lache!

    Ich bin mir sicher, dass die Mehrheit im Lande momentan alles tut, um den Virus zu bekämpfen, dennoch haben wir die aktuelle Rekord-Inzidenz! Und es reicht schon einer in dem Laden aus, und bei > 150 Leuten ist die Wahrscheinlichkeit nicht klein, der eben durchs Netz geschlüpft ist, und schon hat es eine Superspreaderparty.

    Daher: sowas in Zeiten von Corona ist und bleibt unverantwortlich.
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