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Schweinfurt
Fasching mit Mini-Umzug, Prunksitzung 2.0 und Narrenkiste
"A bissle was geht immer": Wie die Schweinfurter Narren die coronaverhagelte Fünfte Jahreszeit retten wollen.
Halten die Ein-Haushalt-Regel ein: Helmuth Backhaus als 'Hausmeister der Stadthalle' sowie Lea, Jule und Andrea Backhaus von den Stadtpfeifern trösten sich mit einer Narrenkiste der Schwarzen Elf.
Foto: Marius Ludwig | Halten die Ein-Haushalt-Regel ein: Helmuth Backhaus als "Hausmeister der Stadthalle" sowie Lea, Jule und Andrea Backhaus von den Stadtpfeifern trösten sich mit einer Narrenkiste der Schwarzen Elf.
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:02 Uhr

Hat jeder Spaß gleich ein Loch, in der Coronakrise? Auch bei den Schweinfurter Faschingsvereinen ist 2021 "Lockdown statt Luftschlangen" angesagt. Angesichts der aktuellen Beschränkungen fallen die gewohnten Sitzungen flach.

In ein großes Loch fallen soll das Narrenvolk aber nicht. Ludwig Paul, der Sitzungspräsident der Schwarzen Elf, will sich die gute Laune nicht verderben lassen: "Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, die Aktiven sind beschäftigt, aber alles ist komplett anders als sonst". Neun volle Sitzungen mit rund 5000 Gästen: das war einmal, in den vergangenen Jahren. Auch für Ludwig Paul ist die Situation ungewohnt. Sicher habe es schon Stromausfälle gegeben, oder den Irakkrieg, der 1991 die fünfte Jahreszeit verhagelt hat – aber in 25 Jahren Amtszeit habe er nichts Vergleichbares erlebt.

"Dass wir etwas machen, war von Anfang an klar", sagt Stellvertreter Adi Schön. " A bissle was geht immer!" Mit diesem Motto starteten die Kolpingnarren in die Saison 2020/2021. Schließlich gibt es noch das Internet: Eine Show soll online gestreamt werden, als "Prunksitzung 2.0". Außerdem wird es die Sendung "Franken Helau" des Bayerischen Fernsehens geben, von und mit der Schwarzen Elf. Die Stadthalle wird  "gedoubelt", durch das Fernsehstudio der "Frankenschau" in Nürnberg.

Am 22. Januar im dritten Fernsehprogramm

"Im Normalfall hätte ein ganzer Tross des BR eine Woche lang die Stadthalle in Beschlag genommen", sagt Georg Hümpfer, der als Gesellschaftspräsident bereits dreimal die Sendung in Schweinfurt mitorganisiert hat. Veteranen wie Peter Kuhn, Jonas Paul, Marco Breitenbach, Maxim Modlinger und Fabian Wahler standen schon vor der Kamera. Das Ergebnis gibt es am 22. Januar im dritten Fernsehprogramm zu sehen, mit den anderen Aktiven der Schwarzen Elf: teils mit aktuellen Aufzeichnungen, teils mit Archivmaterial des BR.

FFP2 -Masken waren im Studio Pflicht. Erst kurz vor der Aufnahme durften sie abgelegt werden. Ein negativer Corona-Test gehörte ebenfalls zum Hygiene-Konzept.  Am 30. Januar wird der Stream dann auch über die Homepage der Schwarzen Elf folgen.

Auch organisatorisch sei man in diesem Jahr zu höchster Kreativität verdonnert, sagen die Verantwortlichen. Zu den Herausforderungen zählen Proben per Videochat oder eine Ideensuche in der Konferenzschaltung, eben das Meistern der Digitaltechnik anstelle von Kulissen schieben. "Es begeistert einfach, wie alle zusammenhelfen und sich einbringen", schwärmt Vize-Gesellschaftspräsident Matthias Paul.

Erste-Hilfe-Koffer für Jecken

Eine Art Erste-Hilfe-Koffer für Jecken gab es auch schon: Die Narrenkiste. Drin waren zwei kleine Secco mit Schwarze-Elf-Label, "was zum Knabbern" oder Luftschlangen. Außerdem Orden zum Ausschneiden: Schließlich hat,laut den Machern, jeder, der in diesen Zeiten den Humor nicht verliert, einen Orden verdient. Mit enthalten waren Konfetti zum Selbstbasteln und ein kleines Liederbüchlein. "Leider sind schon alle ausverkauft, mit so einem Ansturm hätten wir nie gerechnet", so Marius Ludwig, ebenfalls stellvertretender Gesellschaftspräsident, der mit Mario Roth und Reimund Maier die "Kistennummer" abgewickelt hat.

Der Stream soll maximal anderthalb Stunden dauern und Impulse für den künftigen Fasching geben. "Es wird modern, dem Medium angepasst, garantiert keine bloße Übertragung einer Prunksitzung am Bildschirm", sagt Ludwig Paul, der so auch die Aktiven bei der Stange halten will. "Abspringsorgen haben wir keinerlei." Bei der Mitgliederversammlung im September seien sogar doppelte so viele Teilnehmer dabei gewesen wie sonst, so Paul.  

Im Winterschlaf: Die ESKAGE hat die Saison 2021 quasi storniert. 
Foto: Uwe Eichler | Im Winterschlaf: Die ESKAGE hat die Saison 2021 quasi storniert. 

Besonders hart getroffen hat es den Ältesten der drei Vereine: "Wir hatten schon ein Prinzenpaar, es wäre das 66.Jahr gewesen, ein Jubiläumsfasching", sagt Erich Valtin, Pressesprecher der "Ersten Schweinfurter Karnevalsgesellschaft" ESKAGE. Schon vor dem 11.11. habe bei der Traditionstruppe um Präsident Horst Dinkel festgestanden: Das wird in dieser Saison nichts. Bei der VdK-Sitzung wären Senioren und Menschen mit Handicaps die Zielgruppen gewesen – und eben auch die Risikogruppen.

Anfangs habe man sich überlegt: "Machen wir eine virtuelle Sitzung?" Letztlich habe sich die ESKAGE gegen einen "Konserven-Fasching" entschieden. Lieber wolle man im nächsten Jahr wieder richtig durchstarten. "Das größte Problem ist es, die Jugend dabei zu halten", sagt Valtin. Die Gefahr sei real, dass es Abmeldungen gebe. Die Garden haben, soweit möglich, weitergeübt, teilweise mit Cybertraining. Präsentationstage waren für den März mal angedacht, dahinter steht zumindest ein großes Fragezeichen.

Schweinfurts kleinster Faschingszug

Narren-Trost: Bei den Antönern gibt's einen Orden für jeden. 
Foto: Christian Blumenau | Narren-Trost: Bei den Antönern gibt's einen Orden für jeden. 

Die Antöner wiederum setzen aufs "Gesundschrumpfen": Nicht ihrer Sitzungen, die fallen auch aus, sondern der Motivwägen. Sitzungs-Präsident Maurice Breitkopf lädt bereits zum SKF ein – "Schweinfurts kleinstem Faschingsumzug". Bis 11. Februar können an einer "kontaktlosen Annahmestelle" selbst gebastelte Minifaschingswägen abgegeben werden, mit maximal einem Meter Länge, 30 Zentimeter Höhe und 35 Zentimeter Breite. Der Zwergen-Zug ist dann in einem im Livestream zu sehen.

Überhaupt wollen die Antöner ihre Mitglieder über die sozialen Medien auf dem Laufenden halten, sagt Gesellschaftspräsident Christian Blumenau, auf www.antoener.de oder Facebook. Orden für alle gibt's  auch – erstmals seit 30 Jahren ohne das übliche Schweinfurtmotiv, sondern mit einem Antöner Narren: "Damit wollen wir unseren Mitgliedern und Freunden eine kleine Freude in dieser schweren Zeit bereiten". 

"Franken Helau" mit der Schwarzen Elf, gibt es am 22. Januar um 20.15 Uhr im  Bayerischen Fernsehen, den "Online-Stream" am 30. Januar um 20 Uhr auf www.schwarze11.de

 
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