
Joanne K. Rowling oder J.R.R. Tolkien, "Harry Potter" und "Der Herr der Ringe", haben seit Jahren Konjunktur, beschäftigen die Menschen. Dies mag vielleicht eine der Erklärung dafür sein, dass die Eröffnung der Ausstellung "Fantastische Fabelwesen. Beispiele aus Jahrhunderten" im Museum Otto Schäfer (MOS), das nicht nur gut besucht war, sondern ein deutlich jüngeres Publikum ansprach, als in seiner Geschichte bislang.
Im MOS, der "Kulturvilla", wie sich das Museum inzwischen titelt, weht seit einiger Zeit ein neuer Wind und das tut dem Haus in der Judithstraße sichtlich gut. Dabei ist das Thema "Mythen" ein uraltes. 500 Jahre blicken die Ausstellungsstücke zurück, die Kurator Jan Soldin bis zum 15. Oktober präsentiert. Eines seiner Lieblingsstücke ist der "Schattenfüssler" Conrad Lycosthenes auf der Mitte des 16. Jahrhunderts. Dabei geht es um ein Volk, das in Afrika gelebt und nur über einen riesigen Fuß besitzt haben soll, der ihm auf dem Rücken liegend wie ein Sonnenschirm diente. Schon damals wollten Menschen über die Grenzen des offenbar Ersichtlichen hinaus, mit ihrer Fantasie auf Reisen gehen.
Ein gutes Beispiel dafür ist Dürers berühmter "Rinozeros", den der Künstler nie gesehen hat, der auf der Basis langer bis in die Antike zurückreichender Reiseberichte aber dem realen Tier erstaunlich nahekommt.
Fantasie in Zeiten des Lockdowns
Die Bedeutung der Fantasie ist Bürgermeisterin Sorya Lippert gerade in der Zeit des Lockdowns besonders bewusst worden, als man sich wieder auf Dinge der Vergangenheit besonnen habe. In ihrem Grußwort verwies sie auf Albert Einstein, dem Fantasie mehr als Wissen gewesen sei, weil er wusste, dass Wissen begrenzt ist. Dem Museum bescheinigte sie großes Fingerspitzengefühl, wenn es darum gehe, Dinge der Vergangenheit mit dem, was uns heute bewegt, zusammenzuführen.
In einem weiteren Teil der Ausstellung führt Matthias Plenkmann, seit 2020 Leiter der Druckgrafischen Werkstätten der Universität Duisburg-Essen, im "Roten Salon", der lange die nach Würzburg abgewanderte antike Glassammlung Morell zeigte, die Mythen in die Jetztzeit hinüber. In seinen Arbeiten spielen die Grenzen des Sicht- und Wahrnehmbaren beispielsweise auf Reisen eine zentrale Rolle.
Ganz nebenbei: Plenkmann hat bei Volker Lehnert und Bettina van Haaren studiert, die beide in der Kunsthalle und im Kunstsalong des Kunstvereins ausgestellt haben. Das sei jedoch nur ein Zufall, wie Soldin betonte.
Öffnungszeiten: Das Museum ist von Dienstag bis Sonntag sowie an Feiertagen von 13 bis 17 Uhr geöffnet.