Stimmung, Stimmung im ausverkauften Theater, die „Familie Malente“ hatte zu ihrer Jubiläumsparty zum Zehnjährigen eingeladen. Es wurde ein rauschender Nachmittag aus goldenen Schlagererinnerungen, gekonnten Parodien ihrer damaligen Interpreten und amüsanten Plaudereien. Aber auch mit einem Blick in das Leben zweier Schauspieler und Comediens, deren Begeisterung fürs Theater in jedem Detail ihrer Show spürbar ist.
Die Familie Peter und Vico Malente, ein Kunstname für die Schauspieler Knut Vanmarcke und Dirk Voßberg aus Hamburg, wird zu Beginn von Mister Tagesschau Wilhelm Wieben per Bildschirm vorgestellt. Ebenso die munteren „Rosie-Singers“ (in Anlehnung an die legendären „Rosy-Singers der 70er Jahre), ein Gesangstrio aus Carola Thierheimer, Daniele Tweesmann und Jules Matberg. Das Bühnenbild (Heiko de Boer) zeigt die Garderobe der Stars im 50er-Jahre-Stil, schön plüschig und gemütlich. Und schon begrüßen beide Entertainer ihr Publikum, „die geistige Elite Schweinfurts“, mit Gittes „Wenn du musikalisch bist“. Die Malentes erzählen von ihren Erlebnissen an Bord von Kreuzfahrtschiffen, von stürmischer See, plötzlicher Übelkeit und rettenden Damen-Handtaschen. Und von der Frage eines Passagiers: „Übernachten Sie auch an Bord?“
Das obligate Showprogramm der Luxusliner wird persifliert, danach laden Harry Belafontes „Mathilda“ und „Angelina“ zum Calypso ein. Als Überraschungsgast tritt Karl Lagerfeld persönlich auf und er kommentiert die Stille im Zuschauerraum mit „Ein kleiner Applaus wäre nicht nötig gewesen“. Toll die Maske, Gestik und Stimme von Dirk Voßberg, der als Lagerfeld an der Garderobe einer Zuschauerin einiges zu bemängeln hat: „Ihr Kleid fängt oben zu spät an und hört unten zu früh auf“.
Dann triumphieren Maske und Perücke, Parodien der Stars am laufenden Band: Howard Carpendale fragt bang „Fremde oder Freunde“ und preist „Das schöne Mädchen von Seite eins“. Außerdem verrät Howie, dass er für seine Fans auch über soziale Netze immer zu erreichen sei: Über E-Mail, Facebook und Tripper. Bata Illic lobt den Segen von ausgiebigem Knoblauchgenuss und singt dann übergangslos: „Dich erkenn ich mit verbundenen Augen“. Aber er kann auch charmant sein: „Ich möchte der Knopf an deiner Bluse sein“.
Mireille Mathieu, Nana Mouskouri, Marianne und Michael, Otto und Andrea Berg gratulieren persönlich mit ihren Hits zum Jubiläum - von den Malentes mit Mimik, Gestik und Körpersprache glänzend parodiert.
Bei so viel Erinnerungen an goldene Schlagerzeiten ist Klatschen und Mitsingen im Publikum jetzt selbstverständlich. Aber es gibt auch stille Momente, etwa wenn Dirk Voßberg von den manchmal beschwerlichen Stunden im glitzernden Showgeschäft erzählt, von oft langen Fahrten zwischen den Tourneeorten, von wenig komfortablen Hotels oder von persönlichen Schicksalsschlägen. Trotz allem aber gelte: „Abends mit lächelndem Gesicht raus auf die Bühne“. Und er singt dann Udo Jürgens Erfolgsnummer „Was wichtig ist“.
Ohne schrille Comedy-Töne auch die Solo-Auftritte der Rosie Singers: Im Original-Arrangement der a-cappella Girlgroup „The Chordettes“ schwärmen die Drei von „Mister Sandman“ und verbeugen sich vor den „Supremes“ mit „It's my party“, „Baby love“ und „Stop! In the name of love“.
Alles in allem: Eine kurzweilige musikalische Reise in vergangene Jahrzehnte - vielleicht mit einer Träne Wehmut, dafür aber mit vielen Lachtränen.
