(jg/sl) Nordpol. Bei eisigen minus 53 Grad aus einem 300 Kilometer schnellen Düsenjet springen? Vor 20 Jahren gelang dies dem heute 72-jährigen Bruno Gandziarowski aus Gerolzhofen, der in seinem Leben bereits mehr als sage und schreibe 6000 Fallschirmsprünge absolviert hat.
Als sich „Gandi“, wie er von seinen Freunden genannt wird, 1970 das erste Mal aus einer Maschine in die Tiefe stürzte, ahnte er nicht, dass das Fallschirmspringen für ihn zur Leidenschaft werden würde. Heute springt der ehemalige Fahrschullehrer aus Schweinfurt noch immer regelmäßig und trainiert mit Springerkollegen im thüringischen Eisenach mit einem neuen Ziel vor Augen: die Weltmeisterschaft in Argentinien.
2012 holte Gandziarowski zusammen mit drei weiteren Springern die Silbermedaille über holländischem Boden in der Vierer-Formation Senioren. Schon allein dies ist ein Ziel, von dem viele Springer nur träumen. Dem Team wird in dieser Disziplin ein Zeitlimit von 40 Sekunden gesetzt, in dem sie vier vorher ausgewählte Formationen bilden müssen. Schiedsrichter bewerten die Übungen.
Mentale Stärke gibt Bruno Gandziarowski seine jahrelang ausgeübte Kampfkunst „Tai Chi“. Das auch macht ihn noch fitter, als er sowie schon ist, und ist auch ein Grund, warum er noch nie vor einem Sprung zögerlich war. „Es ist normal, dass man Angst hat. Man lernt aber die Angst zu kontrollieren und mit ihr umzugehen, das schafft Stärke für jeden Sprung,“ berichtet Gandi.
Er vergleicht das richtige Verhalten mit der Formel 1: „Da muss man auch innerhalb von Sekunden Entscheidungen treffen, um gravierenden Folgen zu entgehen.“
Diese Einstellung verhalf dem Fallschirm-Enthusiast zu einem faszinierenden Sprung: Nach einer langen Reise um die halbe Welt und fünf Trainingssprüngen im eisigen Sibirien wagte Gandziarowksi in Begleitung eines deutschen Fallschirmspringerteams eine 30-er Formation über der Schneewüste am Nordpol – und das ohne Zwischenfälle. Ein derartiger Sprung gelang bisher keiner anderen Gruppe dieser Größe.
„Solch unbeschreibliche Gefühle erfährt man an keinem anderen Ort auf der Welt“, schildert er das Erlebnis. Diese packenden Eindrücke sind auch der Grund für die Reiselust von Bruno. Es geht ihm hauptsächlich „um solche ergreifenden Momente“, Medaillen stehen an zweiter Stelle.
Diesen Bericht haben die Humboldt-Kollegiaten Sara Ludwig und Jan Gandziarowski verfasst. Jan ist der Enkel von Bruno Gandziarowski. Die beiden gehören dem 14-köpfigen Team des Gymnasiums an, das ein „P-Seminar Journalismus“ als Wahlfach belegt hat.
Weil die Praxis im Projekt eine große Rolle spielt, arbeitet das AvH-Team noch bis zum Frühjahr mit der Lokalredaktion dieser Zeitung zusammen, die auch am Entstehen dieses Textes mithalf. Im Rahmen der Zusammenarbeit sind sehr interessante Texte entstanden und auch mal ganz mal andere Themen beleuchtet worden.