"Schnäppchen gibt es keine", sagen Joachim Bischof, stellvertretender Marktleiter in Unterfrankens größtem Fahrradfachgeschäft "Radmarkt Schauer" in Schweinfurt, und Stefan Seifert von "Zweirad Seifert" in Bergrheinfeld. Doch anders als im Sommer gibt es wieder eine Auswahl – insbesondere, aber nicht nur bei den E-Bikes. Wer jedoch ein Gravel, also ein Rennrad mit breiten Profilreifen für Schotter und jedes Wetter sucht, muss nach wie vor viel Geduld beim mitunter langen Warten auf das Wunschrad aus dem Trendsegment haben.
Per Pressemeldung hat die ZEG, die Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft, jüngst erklärt: "E-Bikes und Fahrräder sind nicht ausverkauft, es ist genügend auf Lager!", kein Kunde stehe im Fachhandel in leeren Verkaufsräumen. Die Redaktion hat dazu bei den beiden Händlern und bei den Schweinfurter Fahrradherstellern Pexco (Husqvarna und R Raymon) sowie der Winora Group mit den Marken Winora, Haibike, Staiger, Sinus, XLC (Komponenten, Zubehör, Kleidung) und BikeParts (Großhandel für Fahrradteile) nachgefragt.
Lieferschwierigkeiten bei Ersatzteilen
Unser Tipp: Wer ein Rad will, sollte jetzt zugreifen. Die Läden sind gut sortiert, die Lager weniger und ab Frühjahr werden die Verkäufer wohl wieder öfters "ausverkauft und aktuell nicht lieferbar" verkünden. Die Situation im Teilemarkt ist nicht anders, weshalb bei einer Reparatur auch Eile angesagt ist.
"Im Sommer ging mehr raus als rein", blickt Joachim Bischof zurück. Schauer habe in der Rudolf-Diesel-Straße 14 einen großen Puffer gehabt und so zu jeder Zeit Wunschräder oder Alternativen geboten. Jetzt sei man wieder "richtig gut sortiert", außer bei den Rädern mit breiten Reifen. Trotz Lock-Downs habe man 2021 an das sehr gute Vorjahresergebnis anknüpfen können, besonders beim E-Bike, das die Mehrheit der Kunden nicht über das Internet bestelle. Spürbar sei dagegen die Abwanderung beim Zubehör gewesen.
Nach wie vor sieht Bischof das Hauptproblem der ganzen Branche bei der Verfügbarkeit von Teilen. Die Lieferkettens seien anfällig. Insbesondre Shimano, der weltweit größte Komponentenhersteller, habe riesige Probleme. Befeuert habe die Situation auch die Preise: Die Fahrräder hätten sich um etwa zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr verteuert. Da die Hersteller sich auf die Teilebeschaffung konzentrieren müssten, sieht Bischof derzeit keine technischen Revolutionen auf dem Fahrradmarkt, jedoch allerhand Weiterentwicklungen auf dem "sehr innovativen Markt".
Rückgang der Produktion angekündigt
Stefan Seifert hat ebenfalls einen vollen Laden und Lücken im Lager: "Zu wenig für 2022", sagt der Händler in Bergrheinfeld. Erste Hersteller hätten für das kommende Jahr zudem einen Rückgang ihrer Produktion angekündigt, was auch und insbesondere für den Wachstumsmarkt "Gravel" gelte.
Winora-Geschäftsführer Christoph Mannel teilte auf Nachfrage mit: "Derzeit müssen Kunden keine Angst haben, leere Verkaufsräume vorzufinden. Auch im Bereich Ersatzteile sind wir nach wie vor gut aufgestellt. Wer den Kauf eines neuen Fahrrads oder Reparaturen plant, sollte dies dennoch nicht zu lange verschieben, da ab März saisonbedingt mit Wartezeiten zu rechnen ist."
"Wir liefern konstant und bauen bei unseren Händlern Lagerbestände auf", so Bernd Lesch, Geschäftsführer der Pierer E-Bike Deutschland GmbH von Pexco. Die Fachgeschäfte seien in fast allen Segmenten mit den Modellen von Husqvarna und R Raymon gut bestückt und jeder Kunde finde ein passendes Rad. Bei der Suche nach einem ganz bestimmten Modell könne es allerdings zu Wartezeiten kommen, so Lesch. Natürlich werde auch beim sehr hoch nachgefragten Gravel-Bike mit Hochdruck produziert.
Eigene Produktion in Deutschland geplant
Neuigkeiten wollen R Raymon und Husqvarna 2022 präsentieren, darunter bereits als erste ein leichtes Mountainbike von R Raymon, bei dem Motor, Batterie und Gewicht harmonisch ausbalanciert seien. Lesch zum Teilemarkt: "Die Pandemie hat die globale Warenwirtschaft aus ihren Angeln gehoben. Preise für Rohstoffe steigen, Ausgaben für Container explodieren, gleichzeitig wird die Logistik durch erhöhte Sicherheits- und Hygienevorschriften erschwert, relevante asiatische Länder befinden sich immer noch im Lock-Down oder laufen noch nicht auf maximaler Auslastung. Leider betrifft das auch uns als Fahrradhersteller, sind wir doch auf Zulieferer aus vielen Teilen des Globus angewiesen. Es bleibt also weiterhin eine Herausforderung. Eine eigene europäische Produktionsstätte, deren Eröffnung für 2023 geplant ist, soll außerdem dazu beitragen, dass sich die Verfügbarkeit verbessert."