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Schweinfurt
Fachakademie für Sozialpädagogik wagt Blick in die Zukunft
Der Neujahrsempfang beschäftigte sich mit den Herausforderungen eines Zeitenwandels. Erziehungswissenschaftler und Zukunftsforscher als Gastredner.
Der Leiter der Fachakademie für Sozialpädagogik Harald Wildfeuer (rechts) dankte Christian Schoon für seinen Blick in die Zukunft.
Foto: Ursula Lux | Der Leiter der Fachakademie für Sozialpädagogik Harald Wildfeuer (rechts) dankte Christian Schoon für seinen Blick in die Zukunft.
Ursula Lux
Ursula Lux
 |  aktualisiert: 31.01.2020 02:10 Uhr

Einen Blick in die Zukunft warf die Fachakademie für Sozialpädagogik (FAKS) bei ihrem Neujahrsempfang. Sie hatte sich dazu Christian Schoon aus dem Team von future impacts, Köln eingeladen.

In seiner Begrüßung ging Harald Wildfeuer, der Leiter der FAKS, zunächst auf die Jahreslosung 2020 ein und betonte, wie wichtig und wesentlich Vertrauen in unserem Leben ist. Das Vertrauen, das andere in uns setzen ebenso wie das, das wir anderen schenken und letztlich das Gottvertrauen, das uns durchs Leben trage.

Der gelernte Erziehungswissenschaftler und Zukunftsforscher Schoon zeigte auf, wie sehr sich unsere Welt im Wandel befindet. Veränderungen jedweder Art könnten inspirieren, meinte Schoon, der dafür plädierte, in der Erziehung auf die Perspektiven der näheren Zukunft zu reagieren. Eigentlich sei Wandel etwas Dauerhaftes, in Zeiten wie jetzt aber sei er oft verbunden mit Beschleunigung, Orientierungslosigkeit und Entfremdung.

Die neuen Technologien seien die Antreiber dieses Zeitenwandels. Als Beispiel nannte der Referent künstliche Intelligenz und Assistenzsysteme, die es, wie "Alexa", vereinzelt schon zum Familienmitglied geschafft hätten.

Eine solche Zeitenwende könne zu einer Zukunft der Verzweiflung führen, soziale Spaltungen begünstigen, ebenso wie extreme politische Lagerbildung. Sozialen Normen und Regeln drohten die Auflösung. Pädagogen würden also mehr denn je gebraucht, denn sie könnten als Vermittler einer positiven gesellschaftlichen Entwicklung agieren, indem sie den freien Menschen im Blick haben und zu dieser Freiheit ermutigen. Bei einer negativen Entwicklung werde die wesentliche Frage nach dem Sinn menschlicher Existenz nicht gestellt.

Lebensmodelle von Menschen werden immer komplexer

Weitere Veränderungen sieht Schoon darin, dass es das althergebrachte Konzept von Ehe und Familie längst nicht mehr gebe. Patchworkfamilien, Alleinerziehende, gleichgeschlechtliche Partnerschaften mit Kind, die Lebensmodelle von Menschen würden immer komplexer. Zwischen 2020 und 2025 werde es auch möglich sein, Design-Kinder zu bekommen, und damit werde die Angst vor dem Nicht-Perfekten in unserer Gesellschaft noch größer werden. Die Frage sei nur: Wollen wir das? Während einerseits der Wohlstand Gesellschaften schrumpfen lässt, werden wir andererseits in den nächsten Jahrzehnten mit steigender Migration zu tun haben und damit einhergehend mit Kulturvermischungen und Subkulturen. Hier gelte es aufzupassen, dass die Gesellschaft nicht in ein permanentes Gegeneinander hineindrifte.

Der Klimawandel als Hochrisikospiel müsse dazu führen, dass ein Ökologiebewusstsein in der Gesellschaft verankert wird und ein Paradigmenwechsel stattfinde. Dieser aber werde schon bei Kindern grundgelegt. Bewusste Konsumentscheidungen müssten bereits im Kindergarten eingeübt werden. Dabei sprach sich Schoon nicht gegen Technik aus. Auch wenn das Tablet nie das Buch ersetzen werde, könne es zur Wissensvermittlung eingesetzt werden und hielte Erziehern und Lehrern den Rücken frei für pädagogisches Handeln.

Virtuelle Realitäten laden ein, selbst aktiv zu werden, sich auszuprobieren und ermöglichen so ein Learning by doing, das anders oft nicht möglich wäre. Technik könne also durchaus innovativ genutzt werden, meinte Schoon, aber es brauche dazu auch die Geisteswissenschaften, die kreative Lösungen für unbekannte Herausforderungen finden könnten.

Es war keine leichte Kost, die beim Neujahrsempfang aufgetischt wurde. Da war es gut, dass die Studierenden der FAKS dies mit Klang-Vielfalten würzten und mit einem eigenen Beitrag "Zwischentöne – Dissonanzen - Harmonien" veranschaulichten. Das Ganze werde sich wohl erst einmal setzen müssen, meinte Wildfeuer, der nach dem Vortrag Dekan Oliver Bruckmann um sein Grußwort bat. Gewürzt von den Produkten der Hauswirtschaft wurden die Denkanstöße und anderes dann beim "Networking" diskutiert, bei dem die Teilnehmer den Empfang ausklingen ließen.

 
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