Müssen auch mittlere und kleinere Unternehmen heutzutage in „Social Media“ wie Facebook, Twitter, Xing und Co. mit ihren Anliegen unterwegs sein, um wahrgenommen zu werden? Falls ja, welcher Betrieb muss was wo tun, um zu profitieren – und kann sich was wo sparen, weil es nichts bringt? Um darüber zu informieren, hatte die Arbeitsagentur am Montag einige Arbeitgeberkunden in die Stadthalle geladen. Ein „Business-Talk“ sollte es sein – „ein neues Veranstaltungsformat für Arbeitgeber“, und zwar „in unterhaltsamer Form und in entspannter Lounge-Atmosphäre“.
Schon treten zwei schnell und witzig aufsprechende Männer vor die Arbeitgeber-Kunden und Arbeitsagentur-Chefs, kündigen eine „Impro-Show“ an, die aber nur geht „mit Ihrer Mithilfe“ – und fragen die Leute nach ihrem Vornamen und dann nach dem der Mutter – scheinbar zum Warmwerden. Das erinnert sehr an Kindergarten und überfordert das Publikum nicht sichtbar. Doch schon wird's witzig: „An welches Tier erinnert Sie der Nachbar?“ Impro-flott wird dann gesketcht, wie der Opa (80) dem Enkel seine totale Social-Media-Begeisterung zeigt.
Jetzt ist der Moderator Sven Schröter dran: „Es hat geheißen, wir sollen die Sache locker machen.“ Wer in der Bundesarbeitsagentur sich die Kasperl-Nummer ausgedacht hat, sagt er nicht und auch nicht, was sie den Beitragszahler so kostet. Sie wird bundesweit (!) aufgeführt. Immerhin darf jetzt Schweinfurts Agenturchef Thomas Stelzer im Kurzinterview erzählen, wie seine Behörde die Kunden erreicht und dass es auch schon Social-Media-Accounts gibt, man stehe aber noch am Anfang. Das 20-minütige „Impulsreferat“ zu dem Schweinfurt-Thema „Social Media – ein Muss für kleinere und mittlere Betriebe“ hält nun aber der Unternehmenskommunikator eines weltweit agierenden Konzerns: Bastian Mattlener (SKF). Er beginnt bei Adam und Eva: „Was ist eigentlich Social Media? – Kommunikation zwischen Menschen“. Es folgen viele Zahlen zu Facebook, Twitter, , Youtube, Xing und die konkrete Auskunft, dass SKF diese Kanäle vor allem fürs „Recruitment“ (Personalbeschaffung) einsetzt. Und: Der gröbste Fehler ist, eine Facebook-Seite zu gründen und keinen zu haben, der sie bedient. Für SKF Deutschland macht das Mattlener alleine.
Dann dürfen die beiden aufgekratzten Kasperl wieder ran. Die Arbeitgeber-Kunden sollen ihre angefangenen Sätze zu Ende bringen: „Wenn ich heute Abend nach Hause komme, werde ich sagen...“ – „... oh, war das toll.“ Ganz toll ist, dass die Veranstaltung jetzt endlich zum Thema kommt. Drei Klein- beziehungsweise Mittelunternehmer dürfen dem Moderator verraten, wie sie es in ihren Betrieben mit „Social Media“ halten.
Da ist Gunnar Gieske, Personalreferent des Gemüsekonservenherstellers Kühne. Facebook ist für Kühne ein reines Marketinginstrument für die Waren, für den Vertrieb. Sinn: „Mit wenig Aufwand die junge Zielgruppe ansprechen.“ Personal wird auf diesem Weg nicht gesucht. Die Stammarbeiter in Sennfeld sind langjährig und treu bei der Stange, Saisonarbeiter findet er über die Arbeitsagentur, und „Stellenanzeigen funktionieren in Schweinfurt auch in den Printmedien noch gut“.
Christian Wokel, Geschäftsführer eines Alten- und Pflegeheimes in Maroldsweisach, rekrutiert zwei, drei Mitarbeiterinnen pro Jahr via Facebook, über die Arbeitsagenturen seien Fachkräfte dieses „Mangelberufs“ nicht zu bekommen. Seine Internetseite behandelt er „fast tiefmütterlich“, die sei „fast statisch“, aber er brauche auch keine ständige Aktualisierung für seine Betriebszwecke.
Dann Joachim Groha, der „Starfriseur“ (Schröter). „Wir sind extrem aktiv bei Facebook und haben 7000 Fans“. Er nutzt das Medium vor allem fürs Marketing. Er und zwei junge Mitarbeiter pflegen Internet- und Facebook-Seite, auch auf Youtube werde ab und an ein Video über eine Veranstaltung hochgeladen. Und: Homepage, Facebook, Youtube – alles ist miteinander verbunden. Zur internen Mitarbeiterinformation halten alle drei Geschäftsführer Facebook für völlig ungeeignet.
Schröter stellt schließlich fest, Social Media könnten sehr hilfreich sein und würden auch in kleineren und mittleren Betrieben noch an Bedeutung gewinnen. Das ist der Auftakt zum Schlussakt der zwei Comedians, die aus dem Publikum 14 Gefühle herausquetschen – von Hass bis Liebe, von Aggression bis Depression, von Wahnsinn bis Irrsinn. Sie spielen diese stimmgewaltig und gestenreich – bis zum Irrsinn. Agenturchef Stelzer muss vor der Buffeteröffnung noch etwas sagen: „Ja, ein ganz interessanter Ansatz.“
Sogar nach Sekt und Häppchen müssen die Arbeitgeber-Kunden noch einmal mitspielen – beim „Feedback“-geben im Foyer.