
Reichlich Arbeit steckt die Gemeinde in die Pflege ihrer zahlreichen Naturschutz- und Öko-Ausgleichsflächen. Derzeit plant Natur- und Landschaftspfleger Michael Firsching die einmal jährlich stattfindenden Mäharbeiten. Dabei nimmt er Rücksicht auf die Aussaat einiger seltenen Pflanzenarten.
Im Moment blühen die Kartäusernelke, die Sandnelke und der Kantenlauch. Diese Pflanzenarten müssen abgeblüht und sich ausgesät haben, bevor gemäht werden kann. Gleichzeitig sind die Blüten auch noch Nahrung für zahlreiche Schmetterlingsarten, betont Firsching. Auf der Magerrasenfläche an der Sandmarter wurden deshalb nur Teilflächen gemäht. Einzelne Streifen, auf denen die Kartäusernelke zahlreich wächst, wurden nicht gemäht. Der Name der Pflanze leitet sich von den Mönchen des Kartäuserordens ab, welche die Pflanze zu Heilzwecken einsetzten.
Pflegemaßnahmen auf der Sandmarter Sumpfwiese stehen noch aus
Mit ihren aufrecht angeordneten Blüten, in denen der Nektar recht tief unten verborgen ist, spricht die Kartäusernelke viele Schmetterlinge an. Aber auch viele Käfer, Heuschrecken und Wildbienen haben hier ihren Lebensraum. Auf der Sumpfwiese Sandmarter steht noch der violett blühende Kantenlauch in voller Blütenpracht. Auch hier stehen die Pflegemaßnahmen noch aus.
"Bis vor wenigen Jahren hatten wir keine Probleme, für das Heu Abnehmer zu finden und das Material in den natürlichen Kreislauf zurückzugeben", betont Firsching. Jetzt werde das immer schwieriger. Immer mehr Landwirte würden ihre Flächen, auch aufgrund von Förderprogrammen, umgestalten und vermarkten das Heu. "Für unser Biomaterial finden wir spät im Jahr keine Abnehmer mehr", so Firsching.
Er erinnert an den Schwebheimer Fritz Roßteuscher, der sich für den Erhalt der Reliktenflächen der "Grettstadter Wiesen" rund um Grettstadt seit den 1970 Jahren stark gemacht hat. "Wir können nicht nur Paradiese zerstören. Wir können auch welche entstehen lassen. Wir müssen es nur wollen", sagte Roßteuscher damals. Der ideelle Wert dieser Flächen sei materiell nicht nutzbar. Daran muss ich heute oft denken, sinniert der Landschaftspfleger.
Die Pflege der Sonderflächen bedeutet mehr Arbeit
Für die Gemeinde wäre es einfacher, die Flächen zu mulchen. Damit würde aber die wertvolle Pflanzenvielfalt mit den Jahren zerstört werden. Die Pflege der Sonderflächen ist viel aufwendiger, hebt der Landschaftspfleger hervor. Fünf Arbeitsschritte sind notwendig: mähen, wenden, das Mähgut zusammenrechen und dann aufnehmen. Hinzu kommt, dass sich das in allen Teilen giftige Jakobskreuzkraut, eine invasive Art, immer mehr ausbreitet und mühselig samt Wurzeln herausgezogen werden muss.
Zwischen Grettstadt, Unterspiesheim und Sulzheim gelegen grenzt die Naturschutzfläche Siechenhof an das Naturschutzgebiet Sulzheimer Gipshügel. Die stark besonnten, vegetationsarmen Schotter-, Kies- oder Sandflächen bieten vielen Insekten einen idealen Lebensraum.
Auf den großen Sandmagerrasenflächen lebt ein besonderer Gast: die Blauflügelige Ödlandschrecke. Sie ist eine extrem gut getarnt Heuschreckenart. Sie springt erst bei unmittelbarer Störung auf und fliegt einige Meter. Während des Fluges blitzen ihre blauen Flügel auf, bevor sie sich mit einem letzten Hakenschlag zu Boden gleiten lässt. Wenn sie am Boden sitzt, ist sie nahezu unsichtbar. Mit ihrer graubraunen Färbung und den schwarzen Flecken passt sie sich ihrem Untergrund an, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Die Heuschrecke wird in der Roten Liste als stark gefährdet eingestuft und steht in ganz Europa unter Schutz.







