„Wir reden zu oft und viel zu viel über Geld“, sagt der Schweinfurter Dekan Oliver Bruckmann. Anlass für den Termin mit der Redaktion ist die Sperrung des Kirchenraums von St. Lukas. Am Hochfeld regulieren Lamellen sowohl den Lichteinfall als auch die Akustik. Einige Akustiklamellen sitzen nicht mehr fest, drohen herunterzufallen und dabei krebserregende Asbestfasern frei zusetzten.
Neun Kirchen
In Schweinfurt kann die Evangelische Kirche vergleichsweise gelassen auf ihre Immobilien schauen. Der Grundsatzbeschluss, alle Gotteshäuser zu erhalten, steht nicht in Frage. Die Innenraumsanierung der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche ist gerade erst abgeschlossen. An St. Johannis gibt es immer etwas (aktuell die Wetterfahne auf dem Kirchendach) zu reparieren oder zu sanieren, jedoch derzeit nichts Großes. Die Auferstehungskirche am Bergl ist gerichtet. St. Salvator ist in einen guten Zustand versetzt. Auch in der Oberndorfer Kreuzkirche und in der Dreieinigkeitskirche im Musikerviertel stehen keine Bauarbeiten an; bei der Christuskirche auf der Maibacher Höhe ebenfalls nicht. Im Gut Deutschhof ist das vorgegebene Ausbauziel erreicht. Lediglich St. Lukas ist nicht nur energetisch nicht auf dem Stand der Technik. Der Zahn der Zeit hat auch am Beton genagt.
Langfristig planen
Ein Immobilienkonzept, also einen Plan für größere und langfristige Vorhaben, brauche die Kirche, so der Dekan. Manangerqualitäten sind also gefragt. Benötigt wirklich jede Gemeinde ein Pfarrhaus, für dessen Erhalt die Gemeinde alljährlich 22 Euro pro Quadratmeter zurücklegen muss? Auf den Prüfstand sind auch die Gemeinderäume zustellen. St. Johannis ist hier schon einen Schritt weiter und will das Nachbarhaus zum Pfarrhaus sanieren und dort alle Gemeindeeinrichtungen unterbringen. Von anderen Immobilien könnte sich die Gemeinde dann trennen.
Vorbild Oberndorf
Auf die aktuellen Bedürfnisse eingestellt hat sich die evangelische Gemeinde in Oberndorf schon vor Jahren. Das alte und viel zu groß gewordene Gemeindehaus wurde verkauft (an den Verein Levi). Das neue Gemeindehaus ist weit kleiner und im Unterhalt günstig. Im Gut am Deutschhof ist ein Verkauf der derzeit nicht kirchlich genutzten Gebäude eine Option im Rahmen eines Immobilienkonzepts.
Von einer langfristen Planung verspricht sich der Dekan Freiräume für die Arbeit in den Gemeinden und vor allem für den kirchlichen Auftrag der Seelsorge. Beides werde heute von der steten Sorge um die Finanzen überschattet, bedauert Bruckmann. Das liege nicht nur an den Renovierungen und Sanierungen, sondern auch an Forderungen durch den Brandschutz und nach Barrierefreiheit, oder auch an neuen pädagogischen Konzepten im Bereich der Kindertagesstätten.
Die Zeit drängt
Handeln sei bald und nicht irgendwann angesagt, meint Bruckmann, denn der demografische Wandel lasse kein Abwarten zu. Auf das Hoch bei der Kirchensteuer werde ein Tief folgen, worauf man vorbereitet sein müsse. Welche Rolle die Immobilien in der Kasse der Kirche spielen, zeigt das Beispiel der Dekanate Schweinfurt, Bad Neustadt und Castell. Die Bauabteilung für die drei Dekanate betreut über 400 Immobilien.
Noch gibt es in Schweinfurt sechs evangelische Pfarrämter. Informationskanäle wie E-Mails haben sich etabliert. Die Verwaltung müsse also nicht vor Ort sein, die Seelsorge aber auf jeden Fall, so der Dekan, der die Gemeindearbeit als Angebot für den jeweiligen Stadtteil ansieht – unabhängig von der Konfession. Für Familien, die Jugend und für Senioren zu wirken, sei der erste Auftrag der Kirche vor Ort, nicht das Verwalten von Dateien und Gebäuden.
Ungeklärte Fragen in St. Lukas
Mitte November, also in der Zeit der Vorbereitung auf das Fest der Geburt Jesu Christi, hat der Kirchenvorstand aus dem Gebot der Fürsorge heraus den Kirchenraum von St. Lukas für die Öffentlichkeit gesperrt. Ein Gutachten zeigte, dass die Lamellen Asbest enthalten und neben der Unfallgefahr durch herabfallende Elemente auch Asbestfasern in die Atemluft gelangen können. Die Gottesdienste finden seither im dem unter der Kirche liegenden Gemeindesaal statt.
Kirchenvorstand, Gesamtkirchenverwaltung, Dekanat und Landeskirche müssen bei der Suche nach einer Lösung berücksichtigen, dass viele Teile des Kirchenzentrums (aus den 1960er Jahren) sanierungsbedürftig sind. Klar ist bislang nur, dass die asbesthaltigen Akustiklamellen fachgerecht rückgebaut werden müssen.
Der Kirchenbau in dem damals neuen Stadtteil Hochfeld war eine Herausforderung. Die Kirche entstand im Obergeschoss. Die Glocken hängen im Keller. Errichtet wurde ein großes Zeltdach und eine beeindruckende Fensterfassade (130 Quadratmeter). Auch diese letzte der evangelischen Pfarreien ging aus der Mutterpfarrei St. Johannis hervor.