Sauwohl fühlen sich Fritzi und Resi in ihrem Gehege mitten in Euerbach, mit viel Platz zum Wühlen und Suhlen. Tierfreund Hubert Balda hat die beiden jungen Wildschweine als Waisen bei sich aufgenommen. Jetzt ist sein Anwesen das Zuhause der beiden zahmen Schwarzkittel, die sich sogar mit seinen Hunden prächtig verstehen. Kein Wunder, denn die beiden Rüden haben mitgeholfen, sie großzuziehen.
Immer neugierig mit der Schnauze voran: So verbringen Fritzi und Resi ihren Tag, schnüffeln und graben in der Erde, spielen mit der alten Boje, die am Seil schwingt, oder wälzen sich im matschigen Schlamm. Hubert Balda hat ihnen ein Gehege geschaffen, in dem sie alles finden, was sie brauchen.
Wenn der Euerbacher über seine Wildschweine spricht oder ihnen den Rücken grault, merkt man, wie sehr sie ihm am Herzen liegen. Das ist wörtlich zu nehmen, denn der 56-Jährige kümmerte sich rührend um die kleinen Frischlinge, als sie zu ihm kamen. "Die Ferkel sind ja wie Babys", erzählt er. "Ich habe sechs Wochen lang hier im Stall auf einer Luftmatratze geschlafen und sie sind nachts an meinem Hals gelegen", erzählt Balda. Auf der Suche nach Wärme und Körperkontakt kuschelten sich die Kleinen an ihn, obwohl er natürlich eine Wärmelampe aufgehängt hatte. Alle drei Stunden bekamen die beiden mit der Flasche ihre Ferkelmilch. Sie hätten sonst nicht überlebt.
120 Quadratmeter für ein neues Zuhause
Resi wurde Mitte Juni vergangenen Jahres vom Euerbacher Jäger Bernhard Rudloff an Balda vermittelt. Eine befreundete Jägerin hatte eine Bleibe für das kleine Wesen gesucht, nachdem dessen Eltern tot waren. "Ich wusste, dass der Hubert schon mal ein Reh aufgezogen hatte und dass er das Areal hat", sagt Rudloff. Ein Stallhaus war vorhanden, ein Teil des Gartens am Hof der Eltern, etwa 120 Quadratmeter, wurde abgeteilt, damit das Wildschwein Freilauf hat.
"Ich bin mit Tieren aufgewachsen", erzählt der gelernte Schmied. Von seinem Vater, der Jäger war, hat Hubert Balda viel mitbekommen, wie er sagt, und sich über die Jahre weiteres Wissen angeeignet. Für seine Tierliebe spricht auch sein Geflügelgehege am Hof: mit Pekingenten, Flugenten und Brandenten am Teich. "Die Kanada-Gänse habe ich aufgenommen, weil ihr früherer Besitzer gestorben ist", sagt Balda und deutet auf weitere gefiederte Freunde.
Fritzi war der einzige Überlebende aus seiner Familie
Vier Wochen nach dem Einzug von Wildschwein Resi kam der Anruf eines Jagdpächters aus Wollbach in der Rhön. Vier kleine Frischlinge, erst einen Tag alt, mussten untergebracht werden. Ihre Mutter war in einem Rapsfeld unter ein Mähwerk gekommen. Weil Balda wusste, dass Wildschweine in Rotten leben, er aber keine vier Tiere aufnehmen konnte, holte er einen der Frischlinge – Fritzi – aus dem Tierheim Wannigsmühle bei Münnerstadt ab, wo die vier Geschwister inzwischen untergekommen waren. Allerdings: Von den vieren überlebte nur Fritzi – Dank der aufopfernden Pflege seines Ziehvaters.
Dass die beiden kleinen Schwarzkittel in Euerbach heute so gesund und munter sind, verdanken sie auch Baldas Hunden. Tagsüber waren Ben und Bruno, die Bayerischen Gebirgsschweißhunde (eigentlich Jagdhunde), immer um die Frischlinge herum, leckten sie ab und leisteten ihnen Gesellschaft, erzählt Balda. Auch jetzt noch halten sie sich gerne bei den inzwischen acht und sieben Monate alten Wildschweinen auf. Auch wenn diese schon recht massiv daherkommen. Jeden Vormittag dürfen die grau-braunen Borstentiere aus ihrem komfortablen Gehege in den Hof, wo sie mit den Hunden spielen, sie auch mal jagen und neugierig herumschnüffeln. Damit Fritzi, der kleine Keiler, nicht aggressiv wird, hat Balda ihn unter Vollnarkose kastrieren lassen.
Ein Bund fürs Leben – zumindest für die nächsten 20 Jahre
Seine Wildschweinhaltung ist tierärztlich abgesegnet. "Jeden Tag ist die Tierärztin gekommen und hat sich gekümmert", lobt er ausdrücklich die Euerbacherin Dr. Jessica Denner-Zirkel. Selbstverständlich habe er Resi und Fritzi auch angemeldet. "Ich habe eine Betriebsnummer", bestätigt er. "Hier wird auch das Gehege kontrolliert". Denn gegen die Gefahr der Afrikanischen Schweinepest müsse und wolle er sich natürlich schützen.
Ja, lieb und teuer seien ihm seine Wildschweine, sagt er und grinst. Trennen wird er sich nicht. "Man kann sie auch nicht mehr auswildern, wenn sie mit Menschen zusammen waren." Und: Als Wildschweinbraten würden seine Tiere aber nie enden, unterstreicht der Euerbacher. "Sie haben ein Recht auf Leben", und wenn sie auch bis zu 20 Jahre alt werden können.