In der Werkstatt in Euerbach stehen zwei kleine Werkbänke. Gitarren lehnen an der Wand, Saxofone liegen auf dem Tisch. Es ist still, kaum ein Geräusch ist zu hören. In völlig entspannter Atmosphäre gehen Instrumentenbauer Mark und Julia Kreuzinger in den Arbeitsräumen im Keller ihres Hauses ihren Geschäften nach. Oftmals sind sie Helfer in Notfällen, machen verschlissene oder einfach kaputte Instrumente wieder fit, sorgen so für zufriedene Kunden und wohltuende Klänge für das musikliebende Publikum. Die brennende Leidenschaft für sein Handwerk merkt man Mark Kreuzinger an. Selbst Musiker war für ihn seine Berufung früh klar, bedeutete es doch, zwei seiner liebsten Dinge unter einen Hut bringen zu können.
Seit 1984 geht Kreuzinger nun als ausgebildeter Instrumentenbauer seiner Passion nach. Viel gesehen hat er – von großen Betrieben bis hin zu kleinen. Es lief jedoch alles stets auf seine eigene Werkstatt hinaus. Vor allem die Zeit bei einem großen mittelfränkischen Instrumentenhersteller war lehrreich für ihn: "Ich war dort Abteilungsleiter für den Bereich Blasinstrumente. Aber das hat mich zu weit von meinem Handwerk weggeführt, sodass ich diesen Job nach drei Monaten wieder aufgegeben habe." Leidenschaft und Erfahrung sind laut Kreuzinger das berühmte A und O des Instrumentenbauerberufes.
Schon in der Ausbildung müssen sich die Lehrlinge auf einen Bereich spezialisieren. Der Schallstückmacher beispielsweise verwandelt einen Klumpen Blech in ein Klangstück für das Instrument. Heutzutage werden oftmals Maschinen für viele der gröberen Arbeiten verwendet. "Es gibt beispielsweise bei den Blechblasinstrumentenbauern eigentlich drei Sparten. Das sind die Schallstückmacher, die Maschinenbauer und der Rest." Kreuzinger selbst absolvierte seine Ausbildung allerdings in einem kleinen Betrieb, sodass "ich sehr früh alles machen musste, auch schon Reparaturen im ersten Lehrjahr".
Verhehlen, dass es auch langweilige Arbeiten im Zuge der Ausbildung gibt, will Kreuzinger nicht, betont aber: "Die Erfahrung ist in diesem Beruf der beste Lehrmeister und einfach unersetzlich." Kreuzinger selbst hat sich früh auf Holzblasinstrumente spezialisiert, ist aber durch seine Ausbildung ebenso firm mit Blechblasinstrumenten. Auf die Frage, ob er für seine Tätigkeit viel Geduld brauche, sagt er lachend: "Meine Frau braucht bei den Saiteninstrumenten viel mehr Ruhe als ich. Aber da ergänzen wir uns sehr gut."
Warum sich der Instrumentenbau eigentlich nicht lohnt
Die Neuanfertigung von Instrumenten lohnt sich laut Kreuzinger für kleine Werkstätten nicht. Als Beispiel nimmt er das Gesellenstück seiner Frau, eine Geige, zur Hand: "Man muss sich überlegen, ob man die Eigenkreationen auch verkaufen kann. Bis eine Geige aussieht, wie sie aussieht, dauert es ungefähr 200 Stunden." Stattdessen seien Reparaturen und Ausbesserungsarbeiten das tägliche Brot des Instrumentenbauers. So manches Instrument verursacht schon mal ein Kopfschütteln bei Kreuzinger, aber "ich würde das niemals zu einem Kunden sagen". Nur, wenn er Leute schon sehr lange kenne, lasse er vielleicht mal einen Kommentar fallen. "Aber auch da mit viel Humor." Die Beseitigung von Beulen, die zumeist durch Unachtsamkeit entstehen, ist eine Aufgabe, die Kreuzinger zu bewältigen hat: "Das kann auch mal richtig anstrengend sein, bevor es nach den gröberen Arbeiten in die Feinheiten geht."
Die Beulen bekomme man sehr gut aus den Instrumenten, außer die Lackschicht ist beschädigt, "das kriege ich dann leider nicht mehr hin". Das Auswechseln von Verschleißteilen ist die andere "Standardarbeit". Eine mit große, Effekt: "Viele sind überrascht, wie leichtgängig ihr Instrument auf einmal ist." Kreuzinger holt zur Veranschaulichung ein Saxophon vom Nachbartisch, bei dem die Polster getauscht werden mussten. Denn nur bei luftdichtem Verschluss erzeugt das Instrument saubere Einzeltöne. Dass sie gelegentlich ausgetauscht werden müssten, sei ganz normal. Bei Männern kann das öfter passieren, "es gibt da schon einige, die da draufdrücken, bis sich sogar etwas verbiegt", meint der Instrumentenbauer mit einem Lachen. Ob die Instrumente teuer sind oder nicht, ist für ihn mittlerweile aufgrund der Routine von 36 Berufsjahren nicht mehr von Belang.
Die Auftragslage ist gut – und viele Kunden haben es eilig
Und die Auftragslage. Die ist, so Kreuzinger, "sehr gut". Kunden bis Würzburg, vor allem aber aus der Rhön zählen zu seinem Stamm, so schaffen die Vereinsblaskapellen auch heute noch Arbeitsplätze. "Es gibt aber nicht mehr so viele von uns", erklärt Kreuzinger. Der Nachwuchs fehlt, viele Altgediente hängen ihr Werkzeug endgültig an den Nagel. Neben der Stammkundschaft komme es auch immer wieder vor, dass Kunden mit einem akuten Problem zu ihm kämen, aus Bad Kissingen beispielsweise oder vom Schweinfurter Theater. "Die schauen dann im Internet, wo es jemanden gibt und brauchen zumeist eine sehr schnelle Reparatur." Dann gilt es für Kreuzinger, terminlich zu improvisieren oder den angepeilten Feierabend nach hinten zu schieben. Was er natürlich gerne tut: "Es muss schon viel passieren, dass ich einen Kunden wirklich hängen lasse."
So will Kreuzinger, ganz im Selbstanspruch des Handwerkers, auch weiterhin nur zufriedene Kunden aus seiner Werkstatt gehen sehen. "Zumal ich es mir durch die Mundpropaganda auch einfach nicht leisten kann, ein unordentlich repariertes Instrument herauszugeben", sagt er zum Schluss mit einem Lächeln.