Man sagt, der Greta-Charme wäre mal im Schweinfurter Fasching erfunden worden. Junge Zöpfe, fesche Federpuschel und neckische Dreispitze sind weiterhin ein Markenkern der ESKAGE, karnevalistisches Gegenstück zum Kugellager-Giganten ES-KA-EF. Das bewiesen die blau-weiß-roten Schützlinge von Anika Kmetkova und Darleen Zilch gleich zu Beginn der ersten Prunksitzung beim Marschtanz der Jugend. Als neuer Sitzungspräsident bestand Florian Dinkel seine Feuertaufe am Hainig, dem Vater Horst Dinkel als Amtsvorgänger zur Seite stand, ebenso wie Ihre charmanten Tollitäten Stephan und Lisa.
"In der Bütt ist eigentlich nicht mein Posten. Naja, es soll wieder mal nix kosten" – Gardemädchen Elina Reuß enterte selbstbewusst die Bütt und berichtete von den privaten Seiten der Faschingsfamilie Dinkel. Auf dem Klo wird man dort von einem Tusch begrüßt, statt Klopapier heißt's bei dieser Sitzung, mit Luftschlangen vorlieb nehmen. Helau!
Topaktuell war der "Till aus Hamich", alias Peter Halbig, der Blau-Gelbe und Braune im Erfurter Parlament abwatschte. Mit fünf Prozent an die Macht? "Gute Nacht." Nicht, dass die Höherprozentigen besser weggekommen wären. Der Hambacher "Sitzungsreisende" auf Faschings-Hochtouren ist ein Freund offener, auch mal derber Worte. Musiker Eugen Vogel durfte in die Tasten hauen, beim Spottgesang auf den US-Präsidenten: "Und dieser Volldepp, den ich meine, der heißt Donald." Ach ja: "Lieber Chinese, ich rate dir, behalt die Gripp' und schick lieber ein Corona-Bier."
Süffig auch der neue Marschtanz der Junioren, trainiert von Nancy Steinert und Marie-Aline Körner. Anschließend schickte Putin seine beste Agentin in den Schweinfurter OB-Wahlkampf (mit OB-Schachtel). Jasmina cheisd die Schpionin, die "ander Koffer" nach den Deutschän guuggd, gemäß Grundsatz von Wladimir Wladimirowitsch: "Es kann viel geschehen, aber es darf nichts passieren." Zum Glück passiert in der deutschen Politik wirklich nix (mehr). Dann dieser "Fasching", wie sagt man: "Mumienschanz im Schunkelcamp?" Oder die Schweinefurter, mit Schlachtenschussel und kaputter Hühnerhagelbrücke: Anders als beim Schäferheim wissen Stadtväterchen wenigstens, wohin damit, stellte die Schläferin fest. Nur ein Detail entlarvte Nancy S. als Top-Maulwurf der ESKAGE: Die Wodkabuddel in der Riesenhandtasche war absolut schwedisch.
Nach diesem hybriden Angriff auf die Lachmuskeln brach Chaos aus auf der Baustelle: Die Jugendgarde griff zu Presslufthammer und Bauarbeiterhelmen, unterstützt von der Purzelgarde (deren Trainerinnen waren Dajana Teuchner und Isabell Berninger). Handwerklich solide frotzelte auch der "Stammtischler", der nicht nur "Ujujujs" sammelte: "Lachst du noch oder kollabierst du schon?", wollte Wolfgang Düringer von einem Fan wissen. Der Goksumer Zechbruder ist es gewohnt, dass ihm seine (Zeitungs-)Frau früh die Tür aufsperrt.
Zuvor hatten die Niederwerrner Dreamboys den Saal gerockt, mit einem musikalischen Stimmungs-Erdbeben und dem frischgebackenen Till-Träger Michael Haag. Als Sahnehäubchen obendrauf wurde die flotte Aktiven-Parade serviert. "Die Welt wäre öd und leer, gäbe es keine Bauern mehr" – eine schöne Auswahl hatten Junglandwirte auf der Suche nach einer Frau beim Scheunenfest der "Spätlese". Corinna Eberwein choreographierte den agronomischen Augenschmaus. Schon der Vater war katholischer Pfarrer: Stephan Hager blieb der Familientradition treu und ließ sich vom Mönch zum Priester umschulen.
Das Männerballett bot einen "Zirkus des Grauens", mit Isabel Engelhardt und Valeria Ilina als meisterliche Voodoo-Beschwörerinnen. Auf der neuen deutschen Welle ritten die Lali Pops rund um Stefan Labus und brachten die Halle trotz vorgerückter Stunde zum Kochen. Dann herrschte endgültig Geisterstunde: "Dia de los Muertos" nannte sich der schaurig-schöne Schautanz der Aktiven. Trainiert wurde das "Fest der Toten", das etwaig müde Knochen noch einmal zum Beifall hochriss, von Annette Dinkel. Aus dem Jahr 2031 schauten zuletzt die Zeitreisenden Lupper und Bappo vorbei. Die Steigerwälder waren live dabei gewesen, bei der Eröffnung des Berliner Flughafens durch Bundeskanzler Markus Söder, SPD. Unglaublich, wie auch sonst die Stimmung der Prunksitzung Nr. 1.