
Die Digitalisierung der Arbeitswelt macht auch vor einer Autowerkstatt nicht Halt. Die Firma Schwarz Unfallinstandsetzung hat mit der Übernahme des Karosserie- und Autolackierbetriebs Boris Will in Sennfeld alle Abläufe digitalisiert. Jeder Mitarbeiter in der Werkstatt hat nun sein eigenes Tablet, über das die Arbeitsaufträge und die Arbeitsschritte einsehbar sind.
Schon von außen ist die Veränderung sichtbar: Sonnengelb leuchtet jetzt die Fassade der ehemaligen Autowerkstatt von Boris Will. Dieser hatte seinen Betrieb im April an die Firma Schwarz Unfallinstandsetzung übergeben. Bedingung: Alle neun Mitarbeiter werden übernommen. Was Geschäftsführer Martin Schwarz nach eigener Aussage gern zusagte.
Er hatte 2019 den elterlichen Betrieb in Frickenhausen bei Ochsenfurt übernommen, die Abläufe effizienter gemacht und digitalisiert sowie die Werkstatt um ein modernes Lackierzentrum erweitert. "Wir sind dort auf einem Stand, bei dem man nichts weiter optimieren kann", erklärt der 28-jährige gelernte Karrosseriebauer. Sein junges Team dort mit 33 Personen, ein "tolles Betriebsklima" und motivierte Mitarbeiter, die noch eine Perspektive haben und weiterkommen möchten: Das sei für ihn der Antrieb gewesen, einen zweiten Standort zu eröffnen, sagt Schwarz. Den Betrieb in Sennfeld will er von Grund auf modernisieren, "obwohl er schon gut aufgestellt war", meint er. "Aber es geht immer noch besser".
Zeitsparendes System
Das heißt, neue Anlagen anzuschaffen, die die Arbeit erleichtern und weniger Energie verbrauchen, etwa eine neue Absauganlage oder neue Hebebühnen. Das heißt Abläufe effizienter zu gestalten, beispielsweise einen direkten Zugang zur Lackierkabine zu ermöglichen, ohne mehrmals rangieren zu müssen, erklärt er. Was auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter steigert. Das heißt, in den Hallen umzuorganisieren in die Bereiche Karosserie, Lackieren, Montage.
"Wir sind auf Unfälle spezialisiert, da sind verschiedene Arbeiten nötig, auch an der Technik", erklärt Schwarz. Und die Autos würden immer komplexer, weshalb neben Karosseriebauern und Lackierern auch Kfz-Mechatroniker dort arbeiten. Alle Bausteine würden zusammengefügt. Im Büro, in dem derzeit noch Baustelle ist, weist ein großer Monitor an der Wand auf die Digitalisierung im Betrieb hin. Der Bildschirm zeigt schematisch eine Werkstattübersicht und wo gerade welcher Mitarbeiter beschäftigt ist.
Seinen Arbeitsauftrag hat jeder Mann in der Werkstatt per Tablet erhalten. Darin sind neben den Kunden- und Kfz-Daten alle Arbeitsschritte aufgeführt, die erledigt werden müssen. "So werden Missverständnisse vermieden und es wird auch nichts vergessen", erklärt Schwarz. Und das System sei zeitsparend. Jede Arbeit werde abgenommen, sprich am Tablet abgehakt, und mit einem Foto dokumentiert. Bisher habe der Chef mündlich die Arbeit verteilt, "jetzt weiß jeder Mitarbeiter, was der Kunde will". Die Bereitschaft in der Belegschaft, sich auf die Arbeit mit dem Tablet einzulassen, sei sofort da gewesen, meint Schwarz. "Und die ersten finden Gefallen daran".
Arbeitsschritte detailliert vorgegeben
"Definitiv nur Vorteile" biete das System, urteilt Werkstattleiter Florian Rabe. Der Kfz-Meister und Betriebswirt schätzt es, dass jeder Arbeitsschritt detailliert vorgegeben ist. "Da geht nichts verloren". Wenn der Mitarbeiter seinen Part erledigt hat, geht das Unfallfahrzeug weiter in die nächste Abteilung. Also: von der Demontage der Karosserie zur Lackvorbereitung, zum Lackieren, Finishen und zur Montageabteilung, erklärt er.
In der Werkstatt ist Alexej gerade dabei, ein Auto zu polieren. Wie er mit dem Tablet klarkommt? "Das finde ich gut", meint er, "ich muss nicht immer den Chef suchen und nachfragen". Er kenne jetzt genau seinen Auftrag und mache nach Fertigstellung Fotos. Ja, anfangs habe er Angst gehabt, was da auf ihn zukommt. Aber das sei grundlos gewesen.