Schon 1565 taucht eine "Schützengilde" in der Gemeindechronik von Grafenrheinfeld auf. Den Schützenverein selbst gibt es erst seit 1986. Und so will es der Brauch: Einmal im Jahr findet das Königsschießen statt. Wenn da nicht Corona einen bitteren Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Mario Geißler musste somit seit 2020 als Schützenkönig amtieren. "Alle waren froh, dass das Königsschießen wieder stattfinden konnte", so der Erste Schützenmeister Michael Thiel. Wer allerdings Schützenkönig werde, "bleibt streng geheim bis zur Proklamation", verrät Thiel augenzwinkernd.
Nachdem Freitagnacht alle Ergebnisse des Königsschießens in einem diskreten Zirkel ausgewertet waren, ging es am Samstag an das althergebrachte Ritual der Proklamation – der Ausrufung des neuen Königs beziehungsweise der neuen Königin. Das beginnt mit einem Festzug zum Haus des bisherigen Schützenkönigs. Auch der Patenverein aus dem Nachbardorf, die Bürgerliche Schützengesellschaft Bergrheinfeld, stellte eine Abordnung. Nach einem heiteren Umtrunk geht es in feierlicher Prozession zurück zum Schützenhaus. Die wird angeführt vom Grafenrheinfelder Musikverein unter Leitung von Dominik Berchtold.
Ein Lied für den verstorbenen Altbürgermeister
Heuer allerdings mit einer bewegenden Ausnahme: Am Wohnhaus des verstorbenen Altbürgermeisters Robert Gießübel hält der Schützentross zu einer Station an und die erste Strophe des Frankenliedmarschs "Wohlauf die Luft geht frisch und rein" wird angestimmt. War es doch das Lieblingslied des beliebten Mitglieds und Gönners des Vereins und so manche Träne wird beim Singen vergossen. Am Schützenhaus angekommen, waltet Schützenmeister Thiel seines Amtes: Unter jubelndem Applaus wurde Josef Zull der Gewinn der Königsscheibe zugesprochen und Niclas Langhojer als neuer Jugendschützenkönig ausgerufen.
Schlussendlich wurde auch das strenge Geheimnis mit großem Schützen-Hurra gelüftet: Sylvia Anetsbeger wird zur neuen Schützenkönigin proklamiert und bekommt aus den Händen ihres Vorgängers die Amtskette angelegt. Eine Bürde, die ihr übrigens vertraut ist, schon 2006 hatte sie die Königswürde für ein Jahr inne. In einer heiteren Begrüßung bedankte sie sich für den Empfang und für die herzlichen Glückwünsche. Ihr zur Seite stehen Egon Heinisch (Erster Ritter) und Guntram Look (Zweiter Ritter). Bürgermeister Christian Keller freute sich in seiner Glückwunschrede über die neue Königin, er bedankte sich beim Verein – dem er schon seit Jugendtagen verbunden sei – für das große Engagement und für den Zusammenhalt.