Die Ideen für seine kabarettistischen Wortverdrehungen holt sich Rolf Miller aus Interviews mit Fußballern. Die sagen nämlich so wunderbare Dinge wie „ein Sieg muss her, alles andere ist primär“, und peng, hat der Kabarettist einen Titel für sein neues Programm.
Mit diesem gastierte er zwar schon zum wiederholten Mal bei der Disharmonie, aber das tat dem Spaß, diesmal in der Grafenrheinfelder Kulturhalle, keinen Abbruch. Die jüngste Vergangenheit hält ja auch einen wahren Pool an skurrilen Momenten bereit, mit denen Miller perfekt sein Programm aktualisiert hat. Es ist nämlich momentan tatsächlich alles „so schlimm, wie es ist“, auch wenn Trump seine Perücke falsch herum aufsetzt. Gemeinsam mit dem „Standstreifengesicht Putin“ und „Erdoding“ sei das „Pfandflaschengesicht Trump“ die neue Besetzung von „Two and a half men“ auf der politischen Weltbühne.
„Man darf eben nicht alles glauben, was man denkt“, fachsimpelte Miller weiter, schob sein typisches „einwanfrei“ hinterher, fläzte sich breitbeinig auf dem Stuhl und ließ sein charakteristisches meckerndes Lachen vom Stapel. Der Saal tobte, mancher lachte in Dauerschleife.
Beziehungsstress und Türstehermentalitäten, Bela Rethy, die Freunde Jürgen, Achim und der schwesterliche Apparat ziehen sich wie ein roter Faden durchs Programm. Den Fernseher schaltet er schon gar nicht mehr an: Merkel, Flüchtlinge, Attentate und die Fifa schlagen aufs Gemüt, für Erdogan demonstrierende Türken in Köln auch. Das ist, so Miller erstaunt, als würden Freilandhühner für die Käfighaltung kämpfen.
Rolf Miller ist gerne „unverantwortungslos“, das übliche Witz-Repertoire wird man bei ihm nicht finden, da stammelt er sich lieber durch die absurde Realität und lässt viele Sätze im Nirwana versanden, schließlich will er auch nicht „unnötig beruhigen“. Zum Ende streift sich Miller seinen Tattoo-Arm drüber und macht mit der Mundharmoniker einen auf Rocker. Der Schuss ist wieder mal voll nach vorne losgegangen.