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SCHWEINFURT
Es gibt immer eine zweite Wahl
Karl-Heinz Körblein
Karl-Heinz Körblein
 |  aktualisiert: 07.03.2018 02:44 Uhr

Ja wenn. Ja wenn du statt der Autobahn die Landstraße genommen hättest? Du deinem Chef ein wenig verbindlicher begegnet wärest? Du deinen Kollegen weniger schroff korrigiert hättest? Ersatzdienst geleistet und nicht in Afghanistan hättest kämpfen müssen? Ja dann, was dann? Alternativen gibt es immer. Wohin sie führen, ist meist ungewiss. Einen zweiten Weg sucht auch Marianne. „Ich muss immer eine zweite Wahl haben.“

Nick Payne, Jahrgang 1984, gehört zu den jungen britischen Autoren, die wissenschaftliche Erkenntnisse, wie die der Quantenphysik beispielsweise, dass sich unendlich viele Universen, viele Welten, überlagern, auf menschliche Erfahrungen übertragen.

Die Physikerin und der Bienenzüchter

In „Konstellationen“ geschieht dies in der Beziehung von Marianne und Roland, einer strenggeschulten Physikerin, die um das Multiversum weiß, und eines Bienenzüchters, der sein Leben aus dem Bauch heraus steuert, sich aber bestens auskennt im wohlgeordneten Universum von Arbeitsbienen, Drohnen und Königinnen.

Antoine Uitdehaag hat Paynes Stück, dessen Grundidee auf den ersten Blick etwas abgehoben spröde-papieren scheint, für das Renaissance-Theater zu einem spannenden, bisweilen witzigen und vor allem kurzweiligen Abend gemacht. Dies gelingt ihm vor allem auch, weil Suzanne von Borsody und Guntbert Warns das bestens angerichtete Schauspieler-Menü mit Verve servieren.

Gezeigt werden acht Episoden. Die erste scheue Begegnung, ein erstes Date, die Enthüllung von Untreue, die Trennung, die Versöhnung beim Tanz, der linkische Heiratsantrag, die Entdeckung von Mariannes unheilbarem Tumor, der sich ganz allmählich durch den Sprachverlust abzeichnet, die Entscheidung für die Sterbehilfe.

Reduziertes Bühnenbild

Momme Röhrbein hat ein Bühnenbild geschaffen, das in seiner Kälte an eine wissenschaftliche Versuchsanordnung erinnert: auf einer runden Fläche stehen lediglich vier weiße Stühle, die immer wieder einander neu zugeordnet werden, von der Decke hängen an langen Kabeln Glückbirnen in der blanken Fassung.

In fünf Dutzend szenischen Splittern, blitzschnellen Wechseln, werden die Dialoge zwischen Roland und Marianne immer wieder neu aufgenommen, ihnen mit leichten Variationen, durch eine Veränderung der Gestik, dem Stimmenklang eine neue Richtung gegeben. Gerade dieses Neuaufnehmen ist eine gewaltige Herausforderung an die beiden brillanten Schauspieler, aber auch an die Zuschauer im Schweinfurter Theater, die das aufmerksam genießen und mit reichlich Beifall danken.

 
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