„Weiter nach rechts, jetzt ein Stück nach links, noch zwei Schritte nach vorne, dann bist du da!“ So kam die Anweisung per Funk bei der "Rehkitzrettung": An der Grund- und Mittelschule in Dittelbrunn gab es jüngst eine für eine erste Klasse eine besonders anschauliche Stunde im Heimat- und Sachunterricht.
Aber von vorne: "Lange hatten sich die Schüler der Klasse 1c auf diesen Tag gefreut", berichtet die Schule in ihrer Pressemitteilung. Passend als Abschluss des Themas "Wiese" kam das Ehepaar Ute und Willy Krämer aus Gädheim (Lkr. Haßberge) zu Besuch, dessen Herzensangelegenheit es ist, Rehkitze zu retten. Deshalb unterstützen die beiden auch den "Rehkitzverein Unterfranken" mit ihrer Drohne – und zwar erfolgreich, denn dieses Jahr konnten insgesamt 200 Rehkitze vor dem Mähtod bewahrt werden.
Bei Gefahr: Unsichtbar machen
"Wissbegierig wollten die Erstklässler nicht einmal in die Pause, sondern am besten gleich alles über diese tolle Sache erfahren. Sina hatte sogar ihr Kuscheltierkitz dabei. Endlich ging es los", schreibt Konrektorin Daniela Behr. Ute Krämer erzählte, dass die Rehkitze von ihrer Mutter in der Wiese abgelegt werden: So seien sie vor Feinden gut versteckt.
Krämer hatte ein auch ein Rehkitz aus Plüsch dabei, das in einem Korb mit viel Gras und Blumen lag. Sehr junge Rehkitze versuchen sich unsichtbar zu machen, statt wegzurennen, wenn Gefahr droht, erklärte sie: Weil das von Natur aus so angelegt ist, würden sie auch nicht wegrennen, wenn der Landwirt die Wiese mäht. Aus diesem Grund sei es so notwendig, dass sie gerettet werden.
Nicht mit bloßen Händen anfassen
Sehr wichtig sei es, dass man die Jungtiere nie mit bloßen Händen anfasse: Das würde die Mutter riechen und sie nicht mehr annehmen.
Nach der Rettung werde das Rehkitz von Willy und Ute Krämer im Wald abgelegt. Wenn sie nach ungefähr einer Stunde nachschauen, hat es die Mutter längst wieder abgeholt, berichteten sie aus ihrer Erfahrung.
Ute Krämer hatte einen Film von ihrer ersten Rehkitzrettung dabei und erzählte voller Begeisterung davon. Denn es war sogar ein Drilling, der gerettet werden musste. Und dabei half ihr sogar ein Jäger: Diese Vorstellung brachte unerwarteterweise ein Kind zum Weinen, heißt es in der Pressemitteilung: Denn in der Vorstellung des Kindes seien Jäger diejenigen, die auf Tiere schießen. "Aber schnell konnte geklärt werden", schreibt die Schule: Und nun wisse das Kind, dass Jäger "auch Tierleben retten".
Kleiner Trick, große Wirkung
Nun ging es runter in den Pausenhof: Dort war Willy Krämer mit seiner Drohne schon bereit, um zu sehen, ob sich auch hier ein Rehkitz versteckt hielt: "Tatsächlich! Die Wärmebildkamera zeigte eines! War das aufregend! Die Schüler sahen es ganz deutlich, hatten jedoch gut aufgepasst und rannten nicht los." Denn bei einer professionellen Rettung dürfe man das Tier ja nicht berühren, hatten sie sich gemerkt.
Ute Krämer zog ihre Handschuhe an, und die aufgeregten Kinder durften natürlich mitkommen: Über Funk leitete Willy Krämer die Rettungsmannschaft zu dem Ort, an dem sich das Kitz versteckt hielt. Fast unsichtbar und geruchlos, wie die echten Rehkitze, war hier ein drittes Plüschkitz zwischen hohen Blumen versteckt, erläutert die Pressemitteilung. Dass Willy Krämer dabei zum Austricksen der Wärmebildkamera auch einen kleinen Trick (warmes Wasser neben dem Kitz) angewendet hatte, merkte niemand. Die Dankbarkeit der Erstklässler für diese natur- und realitätsnahe Lehrstunde war groß, freuten sich Schule und Ehepaar Krämer.
