
In Unterspiesheim sind bei strahlendem Sonnenschein an diesem Sonntag viele Menschen im Dorf unterwegs. Sie stöbern in den Straßen auf dem ersten "Hofflohmarkt" des Ortes. Luftballons kennzeichnen die insgesamt 41 teilnehmenden Höfe. Die Besucher sind auf der Suche nach ganz unterschiedlichen Dingen, viele suchen auch gar nichts Bestimmtes.
Thomas Burger hat den Flohmarkt zufällig gesehen. Schon lange habe er nach einer Kaffeemühle gesucht. Er wurde am Stand von Familie Bonfigt fündig und konnte die Mühle von 15 auf 12 Euro herunterhandeln. Das Gerät stammt aus der Haushaltsauflösung seiner verstorbenen Mutter, sagt Ralph Bonfigt. Die Stücke waren jahrzehntelang im Haushalt seiner Mutter und wecken Erinnerungen an diese Zeit. Dennoch könne man aus Platzgründen nicht alles behalten.
Er freut sich daher, wenn Käufer die Sachen weiternutzen und wertschätzen. So verkauft die Familie ein Spinnrad, Schreibmaschinen, Kupferwaren und Möbel. Mit der Nachfrage seien die Bonfigts zufrieden, nach einer Stunde waren bereits 30 Prozent der Sachen verkauft.
Selbst verdientes Geld für neue Filme und Bücher
Silvia Braun ist mit den rumänischen Saisonarbeitern ihres Spargelhofs nach Unterspiesheim gefahren. Ihr ist wichtig, diese so gut wie möglich in das Leben in Deutschland zu integrieren. Außerdem können sie auf dem Flohmarkt günstig einkaufen. Ein Arbeiter hat ein Tablet für 30 Euro und eine Bohrmaschine für 10 Euro gefunden. Die Sachen möchte er mit in die Heimat nehmen, sagt er. Braun stammt aus Unterspiesheim, wohnt hier aber nicht mehr. Sie freut sich, dass sie auf dem Markt alte Bekannte wiedersieht.
Die zwölfjährige Isabell verkauft auf dem Flohmarkt selbstgemachtes Gebäck, Kaffee und Kaltgetränke. Sie ist stolz, bereits um die 60 Euro eingenommen zu haben und möchte sich von dem Geld neue Bücher und Filme kaufen.
"Handeln ist Pflicht", sagt Verkäufer Ralph Bonfigt. Wichtiger als der Erlös ist vielen Verkäufern, dass so viel wie möglich wegkommt. Elke Erich bietet an ihrem Stand Selbstgehäkeltes zum Materialpreis an. Sie hat erst einen Tag zuvor von dem Flohmarkt erfahren und freut sich, spontan einige ihrer Stücke verkaufen zu können.
Die Idee entstand erst vor vier Wochen
Eine Frau verkauft nach einer Trennung Partneruhren. Sie wecken schlechte Erinnerungen, sagt sie. Die achtjährige Alicia und die neunjährige Annabelle Schulz verkaufen selbst gemalte Bilder, Bücher und Spiele, die sie nicht mehr benötigen. Viele Eltern boten die zu klein gewordene Kleidung ihrer Kinder an. Uschi Stahl möchte ihren Keller leeren. An ihrem Stand findet sich etwa der Heidelbeerpflücker ihres Großvaters, der lange als Dekoration diente.
Die Idee für den Markt hatte die Unterspiesheimerin Nicole Theil erst vor vier Wochen. Über verschiedene Gruppen, WhatsApp und facebook wurden die Informationen dazu geteilt. Theil organisierte den Markt, weil ihr der Aufwand eines regulären Flohmarkts an einem Ort zu groß war. Auf dem eigenen Hof sind die Transportwege für die Waren kürzer, es gibt keine Standgebühr und vor allem herrscht ein Gemütlichkeitsgefühl beim Schlendern. Mit der Teilnehmerzahl ist Theil sehr zufrieden. Und sie überlegt, im Oktober einen weiteren Markt zu organisieren.



