Werneck feiert in diesem Jahr sein urkundlich belegtes 800-jähriges Bestehen. Zum Programm des Jubiläumsjahres zählt eine Vortragsreihe des Historischen Vereins Werneck, die sich der Geschichte des Ortes widmet. Ein Vortrag des Archäologen und Grabungsleiters Oliver Specht zur Vor- und Frühgeschichte und die Eröffnung der Ausstellung "Linearbandkeramik in Franken: Ein Schritt in die Zukunft – wir werden sesshaft" machten diese Woche den gemeinsamen Auftakt.
Nicht nur Bürgermeister Sebastian Hauck zeigte sich bei der Begrüßung über das große Interesse ebenso überrascht wie erfreut. An die 150 Besucher drängten sich im Foyer des Rathauses, wo die beigetragenen Stühle längst nicht reichten. Hauck dankte dem Vorsitzenden des Historischen Vereins, Bernd Göbel, für sein großes Engagement bei der Aufarbeitung der 800-jähigen Geschichte Wernecks. Göbels Arbeit fand ihren Niederschlag in einer sechsbändigen Chronik, die noch im ersten Jahresquartal erscheinen soll. Kaufinteressenten können sich bereits in eine Liste eintragen.
Oliver Specht schrieb den ersten Band der Chronik
Das Verfassen des ersten Chronik-Bandes, der die Vor- und Frühgeschichte behandelt, also die Zeit bevor es schriftliche Quellen gibt, oblag allerdings Oliver Specht, der in der Vergangenheit selbst Grabungen in und um Werneck leitete. Einen Eindruck davon, was die Leser erwartet, gab sein Vortrag. Anhand der lokalen Grabungsergebnisse und der Funde von ehrenamtlichen Archäologen aus dem Markt gab Specht einen Überblick über die frühen Epochen der Menschheitsgeschichte von der Mittelsteinzeit bis zum Hochmittelalter. Als Fazit stellte er fest, dass sich Menschen im Bereich von Werneck zu allen Zeiten gerne aufgehalten und gelebt haben.
Das bestätigte auch Matthias Merkl, Gebietsreferent vom Landesamt für Denkmalpflege in Schloss Seehof bei Bamberg. Er nannte das Gemeindegebiet von Werneck einen Hotspot der Archäologie in Unterfranken mit immer wieder neuen und spektakulären Funden. Etwa 170 Bodendenkmäler wurden bislang gefunden die zeigen, wie reich an archäologischen Zeugnissen und Funden der Markt sei.
Neolithische Revolution
Rund drei Dutzend der Fundstellen zeugen von den ersten Siedlungsgründungen vor 7000 Jahren, der Epoche der Linearbandkeramik, einer der wichtigsten Epochen der Menschheitsgeschichte. Sie ist das Thema der Wanderausstellung, in die Matthias Merkl bei der Eröffnung einführte. Auf 13 Informationstafeln erzählt sie von der sogenannten Neolithischen Revolution, dem Entstehen neuer Lebens- und Wirtschaftsweisen mit erstmals dauerhaften Siedlungen und fest gebauten Wohnhäusern. Ackerbau und Viehzucht lösten das Jagen und Sammeln als Schwerpunkt der Nahrungsbeschaffung ab.
Teil der Ausstellung ist auch eine sogenannte Regionaltafel. Ihr Thema sind die archäologischen Grabungskampagnen im Baugebiet Point am südlichen Ortsrand von Schnackenwerth, bei denen zwischen 1999 und 2022 große Ausschnitte einer bandkeramischen Siedlung mit Spuren typischer Langhäuser und Fundmaterial aus zahlreichen Vorratsgruben aufgedeckt werden konnten. Einige der Schnackenwerther Funde sind in einer Glasvitrine zu bewundern.
Ausstellung bis Anfang März im Rathaus zu sehen
Zwei weitere Vitrinen sind zum einen mit Funden aus der Umgebung von Zeuzleben bestückt und zum anderen mit Funden, die beim Neubau der Autobahnbrücke Stettbach gemacht wurden. Ein bespielter Bildschirm zeigt außerdem Eindrücke von der aktuellen archäologischen Rettungsgrabung im Baugebiet Eßleben mit Fundstellen der Hallstattzeit und dem wohl größten Gräberfeld in Bayern. Die Ausstellung ist bis Anfang März während der Öffnungszeiten des Rathauses zu sehen.