Der Einzug beginnt: In Schweinfurt öffnet an diesem Mittwoch die neue Erstaufnahmeeinrichtung (EA) für Flüchtlinge und Asylbewerber ihre Tore.
Allerdings zunächst mit eingeschränkter Kapazität: Bis zu 250 Menschen sollen zum Start in der ehemaligen US-Kaserne untergebracht werden – genau halb so viele wie beabsichtigt.
Grund für die reduzierte Aufnahmezahl zu Beginn ist, dass eines der beiden Unterkunftsgebäude auf dem Gelände noch nicht bezugsfertig ist. Die Kaserne wurde vor einem halben Jahr geräumt. Bis zum 1. August sollen die Arbeiten beendet und auch das zweite Gebäude bewohnbar sein.
Wann genau die ersten Flüchtlinge in Schweinfurt eintreffen und wie viele bereits am ersten Tag anreisen, ist offen. „Wir sind im bundesweiten Verteilungssystem gelistet“, sagt der Pressesprecher der Regierung von Unterfranken, Johannes Hardenacke.
Die Regierung betreibt die Einrichtung im Auftrag des Freistaats Bayern. Sowohl aus Anlaufstationen in Bayern als auch aus anderen Bundesländern könnten die Flüchtlinge der unterfränkischen EA zugewiesen werden. Wahrscheinlich sei, dass die Schutzsuchenden zum Beispiel per Bahn nach Schweinfurt kommen.
Vier „Schwerpunktländer“
Grundsätzlich sei jede Erstaufnahmeeinrichtung für „Schwerpunktländer“ zuständig, sagt Hardenacke. In Schweinfurt sollen vorwiegend Menschen aus Afghanistan, Albanien, Georgien und der Ukraine untergebracht werden, bis sie wenige Wochen später in andere Unterkünfte weitergeleitet werden. Wann mit einer Auslastung der EA zu rechnen sei, das wisse auch die Regierung als Betreiber nicht. Unter Umständen könnten bei Bedarf Würzburger Unterbringungen mitgenutzt werden, bis die EA in vollem Umfang zur Verfügung stehe.
Zur Eröffnung am 1. Juli werden zunächst ein großes Haus als Unterkunft für 250 Menschen, ein Wachgebäude, ein Kinderbetreuungsplatz und ein Gebäude mit Kantine und einem Teil der Verwaltung fertiggestellt sein. Die übrige Verwaltung agiere derzeit noch von Würzburg aus. Etwa einen Monat später soll dann der Rest folgen.
Geplant ist nach Angaben der Stadt Schweinfurt, dass zum 1. September auch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BamF) von Würzburg nach Schweinfurt an die EA ziehen kann. Die Stadt ist für den Umbau der Gebäude zuständig. Einfach sei es nicht, das Unternehmen Erstaufnahmeeinrichtung in wenigen Monaten umzusetzen: So hatte der Schweinfurter Baureferent Ralf Brettin im Februar dieses Jahres vor dem Stadtrat betont, unter normalen Umständen seien für ein solch großes Planungs- und Bauvorhaben mit alter Substanz einschließlich aller „Überraschungen“ nicht Monate, sondern Jahre anzusetzen. Tatsächlich blieben der Stadt fünf Monate bis zur Eröffnung – bis zur Fertigstellung der gesamten EA werden es vermutlich sieben werden.
Viele wollen ehrenamtlich helfen
Die Wohlfahrtsverbände mussten ebenfalls auf die Tube drücken und sind gerüstet. Das Diakonische Werk Schweinfurt und der Caritasverband Schweinfurt teilen sich die Asylsozialarbeit mit bis zu fünf hauptamtlichen Sozialpädagogen. Als die beiden Verbände jüngst weitere Ehrenamtliche suchten, kamen 70 Interessierte zur Infoversammlung. Sie werden als Unterstützer gebraucht, die beispielsweise Fahr- und Begleitdienste übernehmen oder Kinder betreuen.
Aber auch Dolmetscher sind weiter gefragt sowie Menschen, die Flüchtlinge zu den Themen Gesundheit und Ernährung unterstützen können oder als Computerexperten im Internetcafé hilfreich zur Seite stehen.
Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) wird in der EA eine Kleiderkammer betreiben. Auch sie suchte Ehrenamtliche, die bereit sind, mitzuhelfen und stieß auf große Bereitschaft, eingehende Kleidung zu sortieren und an Interessenten auszugeben. 40 Männern und Frauen kamen zur Infoveranstaltung.
Ärztlicher Check durch St. Josef
Bei der Neuaufnahme ist eine ärztliche Untersuchung vorgesehen, die das dafür zuständige Gesundheitsamt allein nicht leisten kann. Das Krankenhaus St. Josef ist hier der medizinische Hauptdienstleister im Screening, bei der Aufnahmeuntersuchung und in der Behandlung, soll aber von niedergelassenen Ärzten dabei unterstützt werden. Für die Untersuchungen sind in den Unterkunftsgebäuden der EA eigene Räume eingerichtet worden.