Die Schweinfurter Erstaufnahmeeinrichtung hat ihre Pforten geöffnet. Noch ist es relativ ruhig auf dem Gelände der ehemaligen Ledward Barracks, doch jederzeit können Flüchtlinge ankommen.
Noch am Vormittag ist es ein junger Mann aus Syrien, der laut eines Übersetzers vier Wochen lang zu Fuß auf der Flucht war. Jeans und ein blaues T-Shirt – das ist alles, was der 25-Jährige an Kleidung besitzt.
Nach Angaben der Regierung von Unterfranken wurde er von der Diakonie an die Erstaufnahme vermittelt. Nun muss er sich einem ersten Gesundheitscheck unterziehen, der vor Ort stattfindet. In Würzburg soll der Syrer dann registriert werden. Dies ist verwaltungstechnisch - wegen Umbau und Sanierung der Gebäude - in Schweinfurt erst ab 1. August möglich .
Zu diesem Zweck steht vor der bewachten Einrichtung ein Shuttle-Bus bereit, der die Flüchtlinge in die Gemeinschaftsunterkunft nach Würzburg bringt und später wieder zurück nach Schweinfurt. Schon seit einigen Stunden wartet der Busfahrer auf eventuelle Fahrgäste. Er weiß nicht, wann und wie viele Flüchtlinge er heute befördern darf, sagt er. Es bleibt also spannend.
Gespannt sind auch die Mitarbeiter und ehrenamtlichen Helfer des Roten Kreuzes, die in der Sortierungsanlage außerhalb der Einrichtung die angelieferte Ware begutachten. Gerade hat ein Ehepaar aus Oberwerrn zwei Säcke vorbeigebracht. „Es ist alles gut erhaltene Kleidung, die ich gerne an die Flüchtlinge spenden will“, sagt die Frau. Der Ehrenamtliche Samy Solomon, der in Eritrea geboren wurde, nimmt die Kleidung entgegen. Da es noch keine Kleiderklappe gibt, werde am Nachmittag vor dem Sortier-Gebäude ein Zelt für die Anlieferung aufgestellt, erklärt er.
Aufbau der Kleiderkammer
„Es ist klar, dass am ersten Tag noch alles neu und aufregend ist. Wir wissen ja nicht, wie viele Flüchtlinge unserer Einrichtung zugewiesen werden“, sagt Sabine Ruß, Leiterin des Schweinfurter Rot-Kreuz-Ladens in der Innenstadt. Sie hilft beim Aufbau der Kleiderkammer im Untergeschoss des Kantinengebäudes der Einrichtung. Hier dürfen sich die Flüchtlinge bald nach der Ankunft mit einem Laufzettel zunächst drei Kleidungsstücke auswählen, damit der Grundbedarf gedeckt ist.
Draußen vor der Kantine wird gerade ein Schild aufgehängt: „Speisesaal – Dining Room“ heißt es in schwarzen Lettern auf weißem Untergrund. Schon in den nächsten Tagen könnte der Saal am Mittag voller Menschen sein, die sich auf eine warme Mahlzeit freuen. Laut der Regierung von Unterfranken wird Schweinfurt Flüchtlinge und Asylbewerber über die Zuteilung in Bayern und anderen Bundesländern aufnehmen.
Auch Flüchtlinge, die in der Region von der Polizei aufgegriffen werden, sollen hier untergebracht werden. Grundsätzlich ist jede Erstaufnahmeeinrichtung für mehrere „Schwerpunktsländer“ zuständig: Schweinfurt kümmert sich insbesondere um Menschen aus Afghanistan, Albanien, Georgien und der Ukraine.
Lob von Bayerns Ministerin
„Ich freue mich sehr, dass heute unsere vierte reguläre Aufnahmeeinrichtung in Bayern an den Start geht“, sagt Bayerns Sozialministerin Emilia Müller in einer Pressemitteilung und lobt den Einsatz aller Helfer und Unterstützer, allen voran die Stadt Schweinfurt und die Regierung von Unterfranken. Schweinfurt ergänze die regulären Einrichtungen in Zirndorf, München und Deggendorf mit ihren zahlreichen Dependancen.
„Wir erwarten in diesem Jahr über 70 000 Asylbewerber in Bayern“, so Müller. Wegen der geografischen Lage des Freistaats werde die Zahl der hier ankommenden Flüchtlinge wesentlich höher sein. Seit Anfang des Jahres seien etwa 60 000 Flüchtlinge in Bayern angekommen, die dann zum Teil in andere Bundesländer verteilt werden. Ziel sei es, alle Asylbewerber human unterzubringen.
Die ehemaligen Ledward Barracks jedenfalls werden in den nächsten Tagen zu neuem Leben erweckt. Zunächst haben 250 Flüchtlinge Platz. Ab 1. August steht ein weiteres Gebäude zur Verfügung, so dass die Kapazität insgesamt bei 540 liegt.
Der eine Teil gut gekleidet, top-modernes Schuhwerk und gepflegte Haarschnitte. Der andere Teil in ebenso sauberen Kaftans gewandet, mit künstlerisch gewickelten Turbans und gepflegten langen Bärten. Neues Smartphone bei beiden Gruppen selbstverständlich.
Ich kann mir weder bei der einen, noch bei der anderen Klientel vorstellen, dass die in Altkleidersäcken nach brauchbarem kramen. Weil auch noch die Einkaufskörbe gut gefüllt waren haben ich ohnehin die Vorstellung verloren, dass da gefolterte Menschen mit dem letzten Schluck Wasser gerade noch so das rettende Ufer erreicht haben.
Zumal auch so eine Flucht ja auch nicht gerade billig sein soll.