
Auffallend gut besucht war die jüngste Gemeinderatssitzung, in der es um "klassische" Oberwerrner Themen ging: Die Verkehrssituation "Am Bonland" sowie die zukünftige Kleingartenanlage Grabeland.
Im letzten Sommer war per Unterschriftenliste eine Tempo-30-Zone in der Straße "Am Bonland" gewünscht worden. Eine nahe Bushaltestelle ist mittlerweile weggefallen, mit entsprechend weniger Fußgängerverkehr - darauf wies Bürgermeisterin Bettina Bärmann hin. Eine aktuelle Verkehrsmessung habe 37 Kilometer pro Stunde als Durchschnittsgeschwindigkeit festgestellt. Die Zahl der Temposünden im Monat sei mit rund 0,1 Prozent der registrierten Fahrzeuge minimal gewesen, so Bärmann.
Polizei sieht keine Grundlage für Tempo 30
Die Polizei sehe keine rechtliche Handhabe für eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Die Straße dient der Ortserschließung, sensible Punkte wie einen Kindergarten oder ein Seniorenheim gibt es nicht. In den letzten Jahren habe es laut Polizei keinen Unfall gegeben, so Bärmann. Grüninseln trügen schon jetzt zur Verkehrsberuhigung bei.
Auch für die Werntalstraße, Hauptstraße, Bergstraße, Schleifweg oder Rhönstraße war Tempo 30 gewünscht worden. Dort gehe es meist ebenfalls um Erschließungs- oder Durchgangsverkehr, so Geschäftsleiter Steffen Guth-Portain. Die Rhönstraße sei Kreisstraße. Niederwerrn wäre Mitglied einer Städtetags-Initiative, die von Berlin mehr kommunale Freiheiten beim Verkehrsrecht fordert. Gabriele Reuß wünscht sich zumindest einen Hinweis, dass freiwillig 30 gefahren werden darf, Thomas Pfister verwies dabei auf die Ortseingangsschilder. Das Anbringen auf den gemeindeeigenen Willkommenstafeln werde gerade geprüft, sagte die Bürgermeisterin auf Nachfrage von Roland Fick.
Rat lehnt versetztes Parken ab
Die Gemeinde sei prinzipiell dazu angehalten, die Zahl der Verkehrszeichen gering zu halten, meinte die Rathauschefin. Auch Pkw, die vor den Garagen mit dem Bug auf den Gehweg ragten, seien am Bonland problematisch. Theoretisch könnte man dort noch wechselseitiges Rechts-Links-Parken anordnen. Das "Stop und Go" würde wartende Autos dann erst recht zum schnellen Vorschießen verleiten, sobald die Straße frei sei, vermutete Gabriele Reuß. Thomas Wohlfahrt erinnerte daran, dass die Städtetags-Initiative für mehr Spielraum beim Verkehrsrecht auch Bewegung bei den Ländern bräuchte. Tempo-30-Zone und versetztes Parken wurden am Ratstisch abgelehnt.
Ein Eigenleben entwickelte die 2021 gestartete Neuparzellierung der Kleingartenanlage am Grabeland. Viele Minigärten hatten die offiziellen Vorgaben und Grenzen nicht mehr eingehalten. Übrig bleiben sollen 24 Parzellen. Beim Versuch der Neuordnung des "strukturreichen" Areals am Kneippbecken tauchte auch noch die geschützte Zauneidechse auf. Um deren Lebensraum zu erhalten, der nahe der Wohnbebauung liegt, sollen nun Stein- und Holzhaufen sowie "Sandbäder" geschaffen werden.
Naherholungsbereich geplant
Zur optischen Auflockerung ist ein Naherholungsbereich geplant. Natürlich wachsender Hopfen soll zur Gestaltung einer Pergola nördlich der Kleingärten dienen, ebenso ist ein Naschgarten mit Obst angedacht, insbesondere für Kinder. Es gab Bedenken, inwieweit die Anwohner mit den Besuchern zurecht kommen. Bettina Bärmann erinnerte daran, dass es bei Niederwerrn eine ähnliche Situation beim neuen Trimmdichpfad gebe, am östlichen Ortsrand, ebenfalls nahe von Hausgärten. Dort habe man gute Erfahrungen. Das 107.000-Euro-Projekt soll mit 85 Prozent gefördert werden, maximal 50.000 Euro, wurde mit drei Gegenstimmen beschlossen.
Etwas kompliziert ist in Niederwerrn die Situation bei den Verlängerungen der Braun- und Ehrlichstraße auf die Felder. Die Fußwege wurden bei der Flurbereinigung in den 70ern irrtümlich der Gemeinde überlassen. Die Landwirte haben noch Wegerecht, mit Schäden und Straßenverschmutzungen durch schwere Landmaschinen, etwa der "Erntemaus". Der Bereich Ehrlichstraße kann nun für die landwirtschaftliche Nutzung entwidmet werden, der Weg an der Braunstraße wird für 5000 Euro ausgebessert.