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GEROLZHOFEN
Erneut Diskussion um Mobilfunkanlage
Problemfall Mobilfunksendeanlage im Wohngebiet: Eigentlich wollte der Stadtrat mit der Öffnung des bei Rügshofen errichteten Behördenfunk-Masten für sonstige Mobilfunkanbieter die Sendeanlagen über kurz oder lang aus der Stadt herausbekommen. Doch nun liegt erneut ein Antrag auf eine technische Aufrüstung der Anlage auf dem Hochhaus (Berliner Straße 1) auf dem Ratstisch. Da es sich hierbei um eine gewerbliche Anlage handelt, die eigentlich in einem allgemeinen Wohngebiet nicht zulässig ist, muss der Stadtrat erneut eine entsprechende Befreiung erteilen.
Foto: Norbert Vollmann | Problemfall Mobilfunksendeanlage im Wohngebiet: Eigentlich wollte der Stadtrat mit der Öffnung des bei Rügshofen errichteten Behördenfunk-Masten für sonstige Mobilfunkanbieter die Sendeanlagen über kurz oder lang aus ...
Norbert Vollmann
Norbert Vollmann
 |  aktualisiert: 26.04.2023 21:13 Uhr

 Immerhin: Diesmal hat man wenigstens rechtzeitig bei der Stadt angefragt, ob Einverständnis mit der technischen Aufrüstung der Mobilfunksendeanlage auf dem Dach des Hochhauses der Wohnungsbaugenossenschaft Gerolzhofen (WBG) an der Berliner Straße 1 herrscht. Ende 2011 war dies noch anders: Damals hatte man ohne die erforderliche Befreiung schon mit der Installation begonnen, ehe die Stadt Wind davon bekam. Der Stadtrat sanktionierte dieses Vorgehen später, indem er nachtgräglich mehrheitlich zustimmte.

Auch jetzt schwankt der Stadtrat wie manche Antenne im Wind. So wurde der Punkt erst einmal vertagt, zumal der Grad der geplanten neuerlichen technischen Verstärkung bis dato gar nicht bekannt ist.

Wie sich 2011 herausstellte, war auch der Eigentümer des Hochhauses überhaupt nicht gefragt worden. Der Subunternehmer des Bauwerbers hatte einfach damit angefangen, die dortige auf dem älteren GSM-Standard (Global System for Mobile Communications) basierende, von den Mobilfunknetzbetreibern Vodafone und O2 mitgenutzte E-Plus-Anlage um die modernere UMTS-Technik (Universal Mobile Telecommunications System) mit deutlich höheren Datenübertragungsraten zu erweitern.

So waren vollendete Tatsachen geschaffen worden, auch wenn die Arbeiten auf Intervention von Stadtbaumeister Jens Pauluhn zwischenzeitlich gestoppt worden waren.

Während der größte Teil der CSU-Fraktion und geo-net-Vertreter Thomas Vizl seinerzeit den Antrag ablehnten, sah dies die Mehrheit anders und erteilte der Erweiterung nachträglich den Segen.

Zur Erläuterung: Da es sich bei einer Mobilfunkstation um eine gewerbliche Anlage handelt, darf diese nach einem Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs in einem reinen Wohngebiet wie hier nur betrieben werden, wenn die nötige Befreiung durch die Stadt vorliegt.

Ziel: Raus aus der Stadt

Schon damals war allerdings aus Stadtratskreisen gefordert worden, politisches Ziel müsse es sein, solche Sendeanlagen nach und nach aus der Stadt heraus zu bekommen. Die Möglichkeit hierzu besteht im Gegensatz zu damals inzwischen in Gestalt des für den digitalen Behördenfunk errichteten Masten auf der ehemaligen Erdaushubdeponie bei Rügshofen an der Gemarkungsgrenze zu Dingolshausen. Dessen Aufstellung war bewusst mit der Bedingung verknüpft worden, dass er auch von anderen, wie eben den Mobilfunkanbietern, mit genutzt werden kann.

Werner Ach war sich aber schon in der damaligen Diskussion sicher, dass es angesichts der Dynamik auf dem Mobilfunk-Markt nicht der letzte Antrag gewesen sei und sollte jetzt Recht behalten. Deshalb sprach er auch von der berühmten Scheibchentaktik und lehnte mit Verweis auf den jetzt zur Verfügung stehenden Mast bei Rügshofen die erneute Verstärkung der Anlage generell ab.

Bürgermeister Thorsten Wozniak, der schon 2011 die Zustimmung zu der Anlage mit der bestmöglichen Mobilfunkversorgung für die Stadt begründete und auf die nicht ansatzweise erreichten zulässigen Strahlengrenzwerte hingewiesen hatte, fragte in die Runde: „Hand aufs Herz, gibt es hier jemanden am Tisch, der keine Handy hat?“

Und auch Arnulf Koch betonte: „Ich muss mich ganz klar für die Verbesserung und den Ausbau des Mobilfunknetzes in Gerolzhofen aussprechen. In unserer niedrig gelegenen Wohnung im Schatten der Stadtmauer und der hohen Gebäude haben wir keinen Handyempfang. Wo die Anlage oder der Mast dann sitzt, muss man schauen.“ Ganz anders, auch im Hinblick auf die von Mobilfunksendeanlagen ausgehenden gesundheitlichen Gefahren, über die die Wissenschaftler streiten, sah Thomas Vizl die Angelegenheit. Er betonte: „Man kann zum Beispiel ein Kleinkind nicht mit einem gesunden Erwachsenen vergleichen. In Wohngebieten brauchen wir das nicht!“ Das sei schließlich der Grund gewesen, weshalb man beim Standort bei Rügshofen Wert darauf gelegt habe, dass er auch von anderen Anbietern genutzt werden kann. Allerdings meinte wiederum Ludolf Kneuer: „Wenn durch die neue Technik eine höhere Leistung ohne höhere Strahlung erzielt werden könnte, wäre dies auch wieder okay.“

Allein an diesen Wortmeldungen kann man erkennen, dass der Stadtrat in dieser Frage nach wie vor in zwei Lager gespalten ist.

Nun will man aber erst einmal in Erfahrung bringen, was auf dem Hochhaus konkret an einer Erweiterung beziehungsweise an einer technischen Aufrüstung geplant ist. Das ändert auf Dauer nichts an der Frage: Wie viele Mobilfunk-Sendeanlagen verträgt die Stadt und die Gesundheit ihrer Bürger?

Derzeit gibt es vier Mobilfunksendeanlagen im Stadtgebiet, hat die Bundesnetzagentur verzeichnet. Die Standorte sind neben dem Hochhaus (Berliner Straße 1) der Weiße Turm in der Weiße-Turm-Straße, die Straßenmeisterei bei Rügshofen an der B 286 (Bischwinder Weg 2) und das frühere Telekom-Grundstück in der Nikolaus-Fey-Straße. Dazu kommt außerhalb der Stadt der Behörden-Funkmast am Dammholz-Wäldchen bei Rügshofen.

 
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  • thomas.vizl@ing-orf-vizl.de
    Der Punkt stand nicht auf der Tagesordnung und kein Stadtrat kennt die genauen Fakten. Deshalb wurde zu Recht vertagt.
    Grundsätzlich bin ich aber dagegen, Mobilfunksendeanlage in Wohngebieten aufzustellen, da die Empfindlichkeit der Menschen wohl unterschiedlich ist. Wir haben in GEO Alternativstandorte, zum Beispiel der Mast zwischen Gerolzhofen, Rügshofen, Mönchstockheim und Dingolshausen. Auf meinen Vorschlag hin, wurde dieser Standort des Freistaats auch für private Anbieter geöffnet.
    Thomas Vizl, Mitglied des Stadtrats Gerolzhofen
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