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Schweinfurt
Erinnerungskultur: Warum Schweinfurt Stolpersteine setzt
Um an das Schicksal der Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern, sollen in Schweinfurt Stolpersteine gesetzt werden. Was dahinter steckt.
Stolpersteine, wie hier in Bad Brückenau, sollen bald auch in Schweinfurt gesetzt werden.
Foto: Ulrike Müller | Stolpersteine, wie hier in Bad Brückenau, sollen bald auch in Schweinfurt gesetzt werden.
Nicolas Bettinger, Volontär, Mediengruppe Main-Post
Nicolas Bettinger
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:18 Uhr

Was sich in vielen Städten bereits bewährt hat, soll nun auch nach Schweinfurt kommen. Sogenannte Stolpersteinen könnten schon bald in der Siebenbrückleinsgasse 14 der Erinnerungskultur dienen und an das Schicksal der in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgten, vertriebenen, ermordeten oder in den Suizid getriebenen Menschen erinnern. Der Schul- und Kulturausschuss sprach sich jedenfalls schon einmal einstimmig dafür aus.

Konkret sollen vier Stolpersteinen in Schweinfurt an die Familie Adler erinnern. Susan Worthington (wohnhaft in der Schweiz), eine Urenkelin von Bernhard und Elise Adler, ist mit diesem Ansinnen an die Stadtverwaltung herangetreten und möchte mit den Stolpersteinen an ihre Urgroßeltern und deren beide Söhne Max Martin Adler und Wilhelm (Willy) Adler erinnen, teilte die Stadtverwaltung mit.

Erinnern an Opfer des Nationalsozialismus

Bernhard Adler (geboren 1869) wirkte in Schweinfurt als Religionslehrer der jüdischen Gemeinde und Gründer der ersten Privat-Handelsschule der Stadt. Die Familie Adler wohnte im heute nicht mehr existierenden Gemeindehaus der Israelitischen Kultusgemeinde (Siebenbrückleinsgasse 14, heute Parkplatz Sparkasse). Das Porträt des Ehepaars Adler ist auf einer der Stelen zum Synagogengedenkstein zu finden. Bernhard und Elise Adler wurden am 9. September 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie 1943 den Tod fanden.

Willy Adler ist der Verfasser des Buches "Meine Jugend in Schweinfurt. Erinnerungen eines ehemaligen jüdischen Mitbürgers an seine Heimatstadt Schweinfurt aus den Jahren 1904-1934" (1987). Die Stolpersteine sollen im Rahmen des Projekts "Stolpersteine" des Künstlers Gunter Demnig gesetzt werden. Die dabei seitens des Projekts anfallenden Kosten von 120 Euro pro Stein würden von Susan Worthington getragen, so die Stadtverwaltung.

OB Remelé wirbt für noch mehr Erinnerungskultur

Zwecks der Sinnhaftigkeit solcher Stolpersteine war sich das Gremium des Schul- und Kulturausschusses einig. Neben CSU und proschweinfurt begrüßte beispielsweise auch der Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion, Ralf Hofmann, das Vorhaben ausdrücklich und nannte es "einen guten Start". In Schweinfurt gebe es zudem noch mehr erinnerungswürdige Personen, deshalb seien noch weitere Stolpersteine wünschenswert. Oberbürgermeister Sebastian Remelé schlug vor, aus dem konkreten Beschluss für die Siebenbrückleinsgasse einen "Grundsatzbeschluss" zu fassen. "Vielleicht kommen noch mehr hinzu, und so können wir durch die Bereitstellung des öffentlichen Raumes für eine Form des Gedenkens sorgen."

Das vor über 25 Jahren von dem Künstler Gunter Demig initiierte Projekt "Stolpersteine" zur Erinnerung an das Schicksal der Opfer des Nationalsozialismus gehört mittlerweile zu den tragenden Elementen der Erinnerungskultur in Deutschland. In 1265 Kommunen wurden bisher Stolpersteine gesetzt. Die Gesamtzahl der Stolpersteine in Deutschland und 25 weiteren Ländern Europas soll über 75 000 betragen.

 
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Kommentare
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  • W. R.
    Ja, schon längst überfällig.Super!
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  • U. L.
    Nachdem sich der Schonunger Gemeinderat vor Jahren kläglich davor gedrückt hat, das Gedenken durch Stolpersteine zuzulassen, ein gutes Beispiel der Stadt Schweinfurt.
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  • S. F.
    Zeit wird`s!👍
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