Im kommenden Jahr jährt sich zum 50. Mal der Tag der Seligsprechung von Liborius Wagner. Der im 30-jährigen Krieg von schwedischen Soldaten zu Tode gemarterte Priester wirkte als Seelsorger von 1626 bis 1631 in Altenmünster und der dazugehörenden Filiale Sulzdorf.
Zuvor war Liborius Wagner, geb. 1593, in Mühlhausen, Thüringen, Kaplan in Hardheim, Baden-Württemberg. Aufgewachsen in einer protestantischen Familie kam er nach Studien in Gotha, Leipzig und Straßburg 1622 nach Würzburg. Dort konvertierte er zum katholischen Glauben und wurde 1625 zum Priester geweiht. Als schwedische Soldaten das Frankenland besetzten, nahmen sie ihn Anfang Dezember 1631 gefangen und marterten ihn auf Schloss Mainberg, wo der Kommandeur der Truppen residierte. Nach fünf Tagen brachten sie ihn zu den Mainauen, wo ein Soldat ihm den Todesstoß gab, und warfen seinen Leib in den Main. Gegen Ende des Winters gab der Fluss den Leichnam preis und die Chorherren von Heidenfeld setzten ihn ihrer Kirche bei. Schon zu diesem Zeitpunkt wurde Liborius Wagner hochgeschätzt.
Im Schulhaus von Reichmannshausen versteckt
"Die Bauern von Reichmannshausen sprachen immer voller Hochachtung von Liborius Wagner, wenn sie in den Keller des Schulhauses für uns Kartoffeln brachten", erinnert sich Martin Netter. Er war als Lehrer in den 1960er Jahren in dieses Dorf der Schweinfurter Rhön gekommen. Hier im Schulhaus versteckte sich Liborius Wagner, da sein Aufenthalt in Altenmünster zu gefährlich geworden war. Denn nur Pfarrhof und Kirche sowie einige Dienstboten waren katholisch, die Bauern waren wie ihr Landesherr nach der Reformation protestantisch. Aber als Pfarrer war Liborius Wagner auch für sie zuständig.
Dies führte zu unüberbrückbaren Gegensätzen, sodass der Pfarrer immer wieder in Konflikte geriet. Martin Netter betont, dass sich Liborius Wagner in seinem Seelsorgeamt sehr um Ausgleich der Konfessionen bemühte. Jedoch war er als Konvertit gerade für die schwedischen Soldaten ein Abtrünniger, den es galt, wieder zum Protestantismus zurückzuführen.
Bei den Gläubigen seiner Aufenthaltsorte war Liborius Wagner bis in das vorige Jahrhundert bekannt. Mitte der 1930er Jahre gab es in der Würzburger Diözese Bestrebungen, eine Seligsprechung in Rom einzuleiten. So hat Martin Netter vom damaligen Ortspfarrer in Reichmannshausen, der zuvor Kaplan in Hardheim war, ein Andachtsbildchen mit dem Bildnis des 1974 seliggesprochenen Priesters erhalten. In den 1970er Jahren wurde dann die Bedeutung von Liborius Wagner als Brückenbauer zwischen den beiden Konfessionen in den Blick genommen.
Als Vorsitzender des Dekanatsrates von Schweinfurt-Nord war Martin Netter von der Diözese beauftragt, in Zusammenarbeit mit Verantwortlichen aus dem Ordinariat die Seligsprechung vor Ort bekannt zu machen und Veranstaltungen zu organisieren. "Die meisten hier im Landkreis wussten gar nichts von Liborius Wagner", so sein Eindruck.
Carl Clobes aus Tückelheim schuf Bilder zum Leben von Liborius Wagner, die Martin Netter in einem Lichtbildervortrag Anfang der 1970er Jahre in den Pfarreien bei Veranstaltungen zeigte. Für die Feier der Seligsprechung am 24. März, wurden drei Sonderzüge organisiert, denn fast 4000 Pilger, zumeist aus Franken, nahmen an den Feierlichkeiten in Rom teil. "Es waren alle zufrieden, aber ich hatte auch zweimal Herausforderungen zu meistern", meint er rückblickend.
100 Pilger empfingen Kommunion vom Papst
Handverlesen waren die 100 Pilger, die die Kommunion aus der Hand des Papstes empfangen durften. Darunter war auch Hedwig Burghard, die Frau des Schweinfurter Landrats. Sie wurde aber vom Ordner zurückgewiesen und Martin Netter sah sie weinend im Gang des Petersdoms stehen. Ihr Rock sei angeblich zu kurz gewesen. Martin Netter bat eine unweit in den Kirchenbänken kniende Ordensfrau, ihr den Mantel zu leihen, sodass Hedwig Burghard doch vom Papst die Kommunion erhalten konnte.
Die nächste Unannehmlichkeit bahnte sich für Martin Netter an, als sich die 30 zum Empfang durch den Papst geladenen Pilger, darunter Abgeordnete des Bayerischen Landtags und des Deutschen Bundestages, in einer Seitenkapelle einfanden. Eine Abgeordnete hielt sich nicht an die Kleidervorschriften, die Schwarz vorsah, und erschien in einem roten Mantel. "Das gab einen Eklat und ging durch die Presse", bedauert er noch heute. Dennoch war die Pilgerfahrt für die Teilnehmer ein großes Erlebnis, von dem in Heidenfeld und Altenmünster heute noch Zeitzeugen erzählen.
Romwallfahrt zum Jubiläumsjahr geplant
Für das Jubiläumsjahr werden in der Diözese Würzburg in allen Orten, die zu Wagners Leben und Wirken Bezug haben, Gottesdienste und Veranstaltungen angeboten, ferner ist eine Romwallfahrt vom 9. bis 15. März geplant.
Eröffnet wird das Gedenkjahr am 9. Dezember, dem Todestag des seligen Liborius Wagner, mit einem Pontifikalamt Sulzdorf. Am Abend wird in Heidenfeld, wo seine Gebeine in der Pfarrkirche ruhen, um 18 Uhr zu einer Reliquienprozession in den Klosterhof eingeladen. Danach schließt sich um 18.30 Uhr ein Festgottesdienst an.