
Zur steten Erinnerung an die über 10 000 Frauen und Männer aus vielen europäischen Ländern, die während der Nazi-Diktatur in Schweinfurt zur Arbeit gezwungen wurden, wird auf dem früheren Lagergelände Mittlere Weiden am Main-Radweg im Stadtteil Oberndorf ein Gedenkort errichtet. Das künstlerische Konzept für das Projekt der Schweinfurter „Initiative gegen das Vergessen“ stammt – wie berichtet – von herman de vries, der in Eschenau (Kreis Haßberge) lebt.
Mittelpunkt des Gedenk-Ortes an dieser historischen Stelle wird eine halbrunde Steinbank sein, die von drei Linden eingefasst ist. In die Bank wird nur der erste Satz des Grundgesetzes eingemeißelt sein: Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Die Bäume sind vom Stadtgartenamt bereits gepflanzt. Kürzlich legte herman de vries den genauen Standort, die Ausrichtung und Position des Steins fest. Dieser soll kein bloßer Gedenk- oder gar Grabstein sein, sondern zum Sitzen und Sinnieren einladen, um den Ort mit seiner bedenkenswerten Geschichte auf sich wirken lassen.
Für den Niederländer (80) hat das Thema Krieg und Zwangsarbeit auch einen persönlichen Hintergrund, den er bei Gesprächen mit Mitgliedern der Initiative geschildert hat. Ein Onkel war mehrere Jahre Zwangsarbeiter in Osnabrück. Ein guter Freund des Vaters kam 1944 in Bergen-Belsen um, weil er Juden versteckt hatte. Ein anderer Freund des Vaters kam aus dem KZ zurück, er war im Widerstand. Ein paar Wochen danach ist er an Auszehrung gestorben.
Vor wenigen Tagen suchten Mitglieder der Initiative auch Steinmetz Andreas Vogt in Ermershausen auf. Er hat die drei Steinquader, die die Bank ergeben, bereits im Hof stehen. „Jetzt warten wir noch auf ein paar Tage Regenwetter. Dann wird in der Halle der Satz eingemeißelt,“ sagt Vogt. Er hat schon häufig mit herman de vries zusammengearbeitet.
Die Steinblöcke stammen aus einem Steinbruch in der Nähe des Mains, also nicht allzu weit von der Stelle entfernt, wo ebenfalls am Main viele tausend Zwangsarbeiter in Holz-Baracken unter schlimmen Verhältnissen untergebracht waren.
Einige Zwangsarbeiter leben noch, wie der 97-jährige Leonardo Calossi. Der Italiener und weitere Zwangsarbeiter aus der Ukraine, Polen und Belgien wollen zur feierlichen Übergabe des Gedenk-Ortes am 25. September (Sonntag) nach Schweinfurt kommen. Zugesagt haben außerdem drei in Schweinfurt geborene Kinder von Zwangsarbeiterinnen aus der Ukraine. Sie sind zwischen 65 und 68 Jahre alt und werden ihren Geburtsort zum ersten Mal sehen.
Einladen wird die „Initiative gegen das Vergessen“ außerdem die Botschaften der vier Länder. Italien und Polen haben ihre Teilnahme bereits signalisiert. Sie hatten auch schon zur Buchpräsentation von Calossi 2003 und Einweihung der Gedenkstätte für die von Nazis im 1945 ermordete Zwangsarbeiterin Zofia Malzcyk Diplomaten geschickt.
Wegen der beträchtlichen Kosten für den mehrtägigen Aufenthalt der ehemaligen Zwangsarbeiter im September, die Anlage des Lagerwegs und den Gedenkort freut sich Initiativensprecher Klaus Hofmann über die bisherigen Spenden, die ausnahmslos von Privatleuten und Organisationen kamen. Die Initiative rechnet aber mit einer Unterstützung auch von ZF Sachs, FAG Schaeffler, SKF und Bosch-Rexroth, deren Vorgängerfirmen Zwangsarbeiter hatten. Zwei der Firmen haben die Bereitstellung einer größeren Summe auf ein Treuhandkonto laut Hofmann angekündigt.
Der Gedenkort ist Endpunkt eines Lagerwegs, der an den Orten der damaligen Werkslager für Zwangsarbeiter vorbeiführt und mit erklärenden Tafeln versehen werden soll. Noch stehen die Infotafeln nicht, der Weg stößt aber auf großes Interesse. Die letzten sieben Führungen waren gut besucht, auch von Zeitzeugen. Weitere Begehungen (Treffpunkt Obere Wieden/Uferstraße) sind: 28. Juli, 16 Uhr, 30. Juli, 14 Uhr und 6. August, 14 Uhr. Anmeldung: Kulturwerkstatt Disharmonie, Tel. (0 97 21) 2 78 44.
Spenden, Stichwort „Gedenk-Ort“, auf Konto Disharmonie 2022, Sparkasse Schweinfurt (Bankleitzahl 793 5010 01). Spendenbescheinigungen möglich. Infos unter www.zwangsarbeit-schweinfurt.de, Kontakt: zwangsarbeit@web.de
Bitte, überlegen Sie sich das nächste mal, ob das unbedingt sein muß. Na ja, manche können halt nicht anders
Augenscheinlich liegt Christel2 recht gut mit ihrer Aussage: "Na ja, manche können halt nicht anders".