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SCHWEINFURT
Enzyklopädie des Schmerzes
Redaktion
 |  aktualisiert: 12.03.2014 17:53 Uhr

Er tritt im Schweinfurter Konzertleben nicht so stark in Erscheinung wie vergleichbare Kulturschaffende, kann sich aber mit diesen messen: Der Heilig-Geist-Chor mit seinem Leiter Martin Seiwert hatte zum „Konzert zur Fastenzeit“ geladen. Einen starken Beginn lieferten die 25 Sänger und Sängerinnen und ein kleines Kammerorchester mit Johann Sebastian Bachs Motette „Der Gerechte kommt um“ (nach einer Kantate von Johann Kuhnau). Wie auf sanften, aber mächtigen Schwingen breiteten sich die Klänge aus. Weich und füllig ertönte der Chor, nahezu ausgeglichen, mit leichter Dominanz in den hohen Stimmen. Sehr harmonisch das Gesamtgefüge mit der Instrumentalgruppe.

Ebenfalls von Bach die Kantate „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“ (BWV 12). Deutlich trat hier zutage, wie sehr der unaufgeregt agierende Martin Seiwert auf dynamische Abstimmung und Formung einzelner Töne setzt. Fein differenziert er im Chor die Einzeltoncrescendi, lässt die Stimmen sich ablösen und ergänzen. Ganz klar steuert er Zieltöne und Höhepunkte an, gestaltet lange musikalische Phrasen, deutet Affekte aus, modelliert die vielen Seufzermotive.

Carmen Münchmeiers weich konturierte Altstimme war bei der Arie „Kreuz und Krone sind verbunden“ im weiten Raum des Kirchenschiffs schwer zu orten. Dunkel und kraftvoll gestaltete Rüdiger Krehbiel „Ich folge Christo nach“. Tenor Sebastian Köchig lieferte strahlende lange Töne, wogegen seine Koloraturen in der halligen Akustik untergingen. Das Orchester wirkte hier nicht ganz so überzeugend, zahlenmäßig klein besetzt waren die Streicher, wodurch kein gut gemischter, fülliger Gesamtklang entstehen konnte. Verlässlich in tragender Rolle erwies sich die Oboistin.

Franz Liszts Variationen über ein Motiv aus der soeben erklungenen Bach-Kantate beeindruckten: Martin Seiwert als kongenialer Organist spielte mit einer Fülle an musikalischem Material, das ihm die Gelegenheit gab, Farbenpracht und Register auszukosten, Strukturen voneinander abzusetzen und ein spannendes Hörerlebnis zu bieten. Seiwert erzählte die musikalische Geschichte vom Verlust der Tochter des Komponisten so beredt, aufwühlend, schmerzlich, aber auch lyrisch, dass die Intensität kaum zu steigern war.

Zum Abschluss Felix Mendelssohn-Bartholdys Choralkantate „Wer nur den lieben Gott lässt walten“. Wieder erwies sich der Chor als souveräner Gestalter. Sehr präsent sang Susanne Pfitschler-Schmitt ihre Sopran-Arie „Er kennt die rechten Freudenstuben“. Gerne hätte man den Programmunterlagen auch etwas über die Solisten entnommen. Es gab viel Applaus für eine niveauvolle Konzertstunde. Elke Tober-Vogt

 
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