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GEROLZHOFEN
Entsteht im Süden eine Trabantensiedlung?
Der Plan des Anstoßes: Gegen die vom Stadtrat beabsichtigte dritte Änderung des Flächennutzungslanes sprachen sich 544 Bürgerinnen und Bürger im Rahmen einer Unterschriftensammmlung aus. Insbesondere soll das bei Rügshofen geplante Wohngebiet in ein Gewerbegebiet umgewandelt werden und stattdessen eine größere Neubausieldung am Nützelbach im Süden der Stadt entstehen.
Foto: Norbert Vollmann | Der Plan des Anstoßes: Gegen die vom Stadtrat beabsichtigte dritte Änderung des Flächennutzungslanes sprachen sich 544 Bürgerinnen und Bürger im Rahmen einer Unterschriftensammmlung aus.
Norbert Vollmann
Norbert Vollmann
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:33 Uhr

Das ist schon ein richtiges Pfund, das da jetzt per Eingangsstempel vom 17. März auf dem Tisch des Gerolzhöfer Stadtrats in Form von 44 Unterschriftenlisten gelandet ist. 544 Personen aus Gerolzhofen und Rügshofen sprechen sich damit namentlich gegen die beabsichtigte 3. Änderung des Flächennutzungsplanes der Stadt Gerolzhofen in der öffentlich ausgelegten Fassung aus. Die jetzige Planung führt in den Augen der Initiatoren zu unwiderruflichen und unabsehbaren Folgen für ganz Gerolzhofen.

Zur Erläuterung: Der Flächennutzungsplan zeigt sowohl die aktuelle als auch in Zukunft beabsichtigte Nutzung der Bodenflächen in Form von Wohn- sowie Industrie- und Gewerbegebieten, mögliche Sondergebiete oder landwirtschaftlich genutzte Teile der Flur.

Stein des Anstoßes im speziellen Fall ist in erster Linie der vorgesehene Verzicht auf das seit Anfang der 1980er Jahre angedachte und auch bislang so im Flächennutzungsplan ausgewiesene Wohnbaugebiet am Bischwinder Weg zwischen der B 286 im Westen, der Kartbahn im Süden und Rügshofen im Norden.

Das Wohngebiet soll bekanntlich nach dem Willen der Stadtratsmehrheit in ein Gewerbegebiet und in landwirtschaftliche Nutzfläche umgewandelt werden. Dafür soll im Gegenzug eine neue Wohnsiedlung südlich des Nützelbachs am südlichen Stadtrand entstehen.

Per Unterschrift fordern die 544 Unterstützer der Eingabe die Verantwortlichen der Stadt auf, die gesamte Planung zu überdenken.

Detailliert werden im Folgenden die Argumente und Aspekte aufgelistet, die gegen die Änderung des Flächennutzungsplanes und für das Festhalten am bisher bei Rügshofen geplanten Neubaugebiet sprechen, statt in den Süden der Stadt auszuweichen.

So wird ins Feld geführt, dass die Stadt Gerolzhofen von Gewerbegebieten regelrecht eingekesselt werde. Rügshofen wiederum würde als Stadtteil unwiderruflich vom übrigen Stadtgebiet abgetrennt, das heißt, die Insellage des Stadtteils würde manifestiert und zementiert.

Als problematisch im Hinblick auf ein Wohngebiet südlich des Nützelbachs werden unter anderem die weite Entfernung von der Innenstadt und den dort angesiedelten Einrichtungen der Infrastruktur wie Einkaufsmöglichkeiten oder Kindergärten und Schulen, die erforderliche Anbindung der Wohnbauflächen an das Verkehrsnetz und der Fremdkörper-Charakter des Baugebietes in der freien Landschaft angesehen.

Stattdessen sollen am bisherigen Flächennutzungsplan nur „sinnvolle und überschaubare Anpassungen“ vorgenommen werden, heißt es in dem Begleitschreiben.

Außerdem wird gefordert:

• Achtsam mit den Ressourcen – auch den finanziellen – umzugehen und bereits überplante Flächen auszubauen oder zu erschließen.

• Die Flächennutzungsplanung als städteplanerisches Gesamtkonzept zu betrachten und Einzelaspekte nicht federführend wirken zu lassen.

• Zukunftsorientiert zu planen und Pläne nicht nur vom Vorhandensein städtischer Flächen und aktueller Anfragen möglicher Gewerbesteuerzahler abhängig zu machen.

• Im Interesse der Bürger die vorhandene Nutzungseinschränkung des bestehenden landwirtschaftlichen Betriebes Wächter und anderer privilegierter Bauwerber beizubehalten.

• Das Wohnbaugebiet in Rügshofen nicht der Viehhaltung und dem Gewerbe zu opfern.

• Die Interessen der Allgemeinheit im gleichen Maße zu wahren wie die des Einzelnen.

Obwohl die Initiative zur Unterschriftensammlung zunächst von Bürgern aus dem Stadtteil ausgegangen ist, wird Wert auf die Feststellung gelegt, dass es sich hier längst nicht mehr nur um eine Rügshöfer Aktion handelt, sondern es um die Entwicklung ganz Gerolzhofens gehe. Deshalb seien gerade Gerolzhöfer in dieser Hinsicht ebenfalls in den vergangenen Wochen sehr aktiv gewesen.

In zahlreichen Gesprächen, etwa bei den samstäglichen Infostand-Aktionen auf dem Marktplatz, hätte man aber feststellen müssen, dass viele Bürger gar nicht wussten, beziehungsweise wissen, dass eine Ausweisung neuer Wohnbauflächen im Süden der Stadt geplant ist.

Großes Unverständnis herrsche in der Bevölkerung den Meinungsäußerungen zufolge auch bezüglich der angestrebten Umwidmung der Wohnbaufläche südlich von Rügshofen in landwirtschaftliche Nutzfläche und ein Gewerbegebiet.

Der Flächennutzungsplan

Der Flächennutzungsplan als Instrument der Bauleitplanung gibt Aufschluss über die Bodennutzung im gesamten Stadt- oder Gemeindegebiet. Hierzu werden sowohl die bestehenden als auch die für die Zukunft erwünschten Flächennutzungen auf der Karte in Form von eingezeichneten Wohngebieten, Gewerbegebieten, Industriegebieten und landwirtschaftlichen Flächen dargestellt. Für die Ausweisung eines Neubaugebietes zum Beispiel ist dann ein konkreter Bebauungsplan aufzustellen, der aus den Vorgaben des Flächennutzungsplans heraus entwickelt wird. Der Flächennutzungsplan gibt quasi die Richtung für die künftige städtebauliche Entwicklung einer Kommune vor. Text: novo

Quo vadis, Bischwinder Weg? Während der Stadtrat das bisher zwischen Schnellstraße, Kartbahn und Rügshofen geplante Wohn- in ein Gewerbegebiet umwandeln möchte, stößt dies sowohl in der Bevölkerung in Rügshofen als auch in Gerolzhofen auf Widerstand.
Foto: Norbert Vollmann | Quo vadis, Bischwinder Weg? Während der Stadtrat das bisher zwischen Schnellstraße, Kartbahn und Rügshofen geplante Wohn- in ein Gewerbegebiet umwandeln möchte, stößt dies sowohl in der Bevölkerung in Rügshofen als ...
 
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  • M. S.
    Genauer betrachtet sollte die Diskussion sogar noch weiter geführt werden...
    So dürfte etwa der regelrechte Bauboom im benachbarten Dingolshausen wohl kaum auf die dortige maue Infrastruktur bzw. sonstige sozioökonomische Vorteile dort begründet sein, sondern vielmehr auf die mangelnde Attraktivität der Siedlungsplanung in Gerolzhofen. Und mit Siedlungsplanung sind nicht nur Neubausiedlungen gemeint.

    (Dieses Argument ist nicht "gegen" Dingolshausen oder anderen Dörfer im Umfeld von Gerolzhofen gerichtet, nur bei genauerer Untersuchung würde sich garantiert zeigen, dass die allermeisten Neu-Eigenheimer, wohl eigentlich lieber direkt in Gerolzhofen ansässig geworden wären.)
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