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SCHWEINFURT
Entlasten, stärken, verbinden
Temperamentvoll eröffnete die Dancing Crew der Behindertenwerkstätten der Lebenshilfe den Festakt zum 20-jährigen Bestehen der Offenen Hilfen.
Foto: Ursula Lux | Temperamentvoll eröffnete die Dancing Crew der Behindertenwerkstätten der Lebenshilfe den Festakt zum 20-jährigen Bestehen der Offenen Hilfen.
Ursula Lux
Ursula Lux
 |  aktualisiert: 02.04.2019 10:14 Uhr

„Ich hab mich bei ihr wohl gefühlt und sie hat mir geholfen selbständiger zu werden.“ Anja Gock, eine junge Frau mit Handicap, lobt Birgit Seifert, von den Offenen Hilfen, die sie in ihrer freien Zeit durchs Leben begleitet. Sie ist eine der rund 300 Freiwilligen, die sich bei den Offenen Hilfen der Lebenshilfe engagieren und das „Herzstück unseres Dienstes sind“, wie Leiterin Rita Weber betont.

Entlasten – Stärken – Verbinden

In einem kurzweiligen Festakt, bei dem vor allem die Betroffenen und Mitarbeiter zu Wort kamen, feierten die Offenen Hilfen ihr 20-jähriges Bestehen unter dem Motto, „entlasten – stärken – verbinden“. Die Gründung dieses Dienstes hängt mit der Einführung der Pflegeversicherung im Jahr 1995 zusammen. Pflegebedürftige hatten nun einen gesetzlichen Anspruch auf Unterstützung im häuslichen Umfeld. Dieses Recht aber nützte wenig, weil die Unterstützer fehlten. 1998 war es dann soweit, die Lebenshilfe stellte eine Sozialpädagogin ein und das Team der Offenen Behindertenarbeit der Diakonie unterstütze die Einrichtung fachlich.

Die offenen Hilfen, die damals allerdings noch Familien entlastender Dienst (FED) hießen, waren geboren. Heute arbeiten dort vier pädagogische und zwei Verwaltungsfachkräfte, sowie eine Reinigungskraft. Zum FED kamen ein Freizeitnetzwerk und eine Geschwisteranlaufstelle, die Offenen Hilfen bietet Beratung, Schulung und Begegnung. Das jüngste Kind der Offenen Hilfen geht im Juli an den Start. Acht Menschen mit Lernschwierigkeiten werden in einer vierteiligen Kursreihe zu sogenannten Peerunterstützern ausgebildet. Auch Menschen mit eingeschränkten kognitiven Fähigkeiten könnten ihre Erfahrungen an andere Betroffene weitergeben und ihnen helfen, meint Weber.

Schwungvoller Auftakt mit Dancing Crew

Die Dancing Crew der Behindertenwerkstätten in Sennfeld hatte den Festakt schwungvoll eröffnet. Bürgermeister Karl-Heinz Kauczok überbrachte die Grüße von Stadt und Landkreis, bevor Betroffene und Ehrenamtliche zu Wort kamen. Petro Nöth, Vater eines behinderten jungen Mannes, lobte nicht nur die „ganz fantastische Unterstützung“, er erzählte auch, dass zu den Ehrenamtlichen des FED eine ganz eigene Beziehung entstehe und man „gute Gespräche“ führe. Nicht nur er wünscht sich in der Region noch eine Kurzzeitpflege für Kinder und Jugendliche mit Behinderung.

Sechs der ehrenamtlichen Mitarbeiter sind bereits über 18 Jahre im Dienst, ein gutes Zeichen so Weber, dass es sich dabei um ein Geben und Nehmen handele. Auch sie erzählen von ihrer Arbeit. „Ziemlich entspannt, manchmal holprig“ findet Ingrid Lauer ihren Einsatz. Sie betont, dass sie fürsorglich ist, ohne den Betroffenen zu bemuttern. Rainer Rauschmann meint, dass sich nicht nur die Menschen mit Handicap, sondern auch die Helfer bei den gemeinsamen Aktionen wohlfühlen müssten, „es muss halt passen“.

Auch Theresia König, Karin Krämer und Birgit Seifert sind seit 18 Jahren, Daniela Kees-Gehles ist sogar schon seit 19 Jahren im ehrenamtlichen Einsatz. Alle berichten, dass sie viel Wertschätzung zurückbekommen.

Wie Teilhabe gelingt

Wie Teilhabe gelingt, erzählen dann auch Mitglieder des Vereins Solidarität aus der Gartenstadt. Dort spielt die fast erblindete Carmen Wenzel Tischtennis. „Klack, klack“, beschreibt sie begeistert, wie dies nach Gehör gelingt. „Ich find's klasse“, lobt Peter Schmitt Vorsitzender der Solidarität. Auch wenn er zugibt, dass er „anfangs ein wenig erschrocken“ war, wie dies gelingen soll. Aber seine Bedenken wurden „weggelächelt“, meint er und ermutigt auch andere Vereine, diesen Weg zu gehen. Wolfgang Walter war das Spielen nach Gehör „zu anstrengend“. Er hat sich dem Wirtshaussingen angeschlossen und gibt gleich spontan noch eine Gesangseinlage. Manchmal nimmt er auch sein Schifferklavier und geht in den Garten der Palliativstation um dort die Patienten zu unterhalten, berichtet Rita Weber. So zeige er, dass auch Menschen mit Behinderung anderen ehrenamtlich helfen können.

 
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