Überwältigt, beeindruckt, ergriffen: So und ähnlich waren die Reaktionen der vielen Zuhörer und Zuhörerinnen, die am Samstag den Konzertabend des "KonzertChor Schweinfurt" in der St.-Johannis-Kirche besucht hatten. Dem ist in vollem Umfang zuzustimmen, denn es passte einfach alles: Ein Chor in glänzender Form, ein wunderbar eingestelltes Orchester, exzellente Solisten und ein Dirigent, der alles richtig gemacht hatte: Matthias Göttemann, inzwischen bereits seit sieben Jahren künstlerischer Leiter des KonzertChors, hatte mit Giacomo Puccinis "Messa di Gloria" und Antonín Dvořáks "Te Deum" zwei monumentale, aber höchst unterschiedliche Werke ausgewählt - Anspruch und Ansporn zugleich für einen Chor, der mehr sein will und kann als ein wöchentliches Betätigungsfeld für Musikliebhaber.
Mit der Vogtland Philharmonie hatte Göttemann in bewährter Weise auf ein Orchester zurückgegriffen, das hohes Niveau mitbringt und als professioneller Klangkörper agiert. Das Solistenensemble mit James Lee, Tenor, Oliver Weidinger, Bass, und Regina Scheiermann, Sopran, brachte die den Werken angemessene Stimmgewalt und Durchsetzungskraft mit, aber auch kultivierte Klangschönheit, profunde Tiefen und lichte Höhen. Letztlich trug auch die Wahl des Veranstaltungsortes zum glanzvollen Gelingen des Abends bei: Die St. Johanniskirche mit ihrer nicht zu ausufernden Akustik lieferte den stilistisch ansprechenden Rahmen, in dem sich die Pracht und Fülle der Musik entfalten konnten, ohne das Publikum in nebulöse Klangwolken zu hüllen, wie es bei der mitunter bombastischen Wucht der Werke leicht hätte passieren können.
Diszipliniert und fokussiert
Der souveräne Göttemann hat seinen Chor fest in der Hand: Die rund 60 Sängerinnen und Sänger reagieren diszipliniert und fokussiert, singen engagiert und geben genau die Power, wie sie Puccinis Messa di Gloria pausenlos fordert. Die sängerische Qualität lässt auf beste Chorschulung und Stimmbildung schließen, sodass die sinfonische Energie von Orchester und Chor stets ausbalanciert sind. Wie sehr der Chor die Musik verinnerlicht hat, zeigt sich bereits an vielen Stellen in einer gemeinsam schwingenden Körpersprache. Mühelos wirken die Fugenpassagen, immer wieder sprudeln Jubel und Freude aus der Musik, die in Substanz, Dramatik und farbiger Instrumentierung unverkennbar die Züge des Opernkomponisten trägt.
Dann Dvořák: Große Geste mit viel Pauken und Becken zu Beginn, gleichermaßen statisch wie bewegt. Die Wirkung ist zunächst meditativ wie ein langes großes Glockengeläut, das sich im weiteren Verlauf immer wieder auch in den Intervallsprüngen durchsetzt.
Ein schlankes und schlichtes Sanctus
Schlank und schlicht gestaltet Regina Scheiermann ein Sanctus, so besänftigend, dass etliche im Publikum durch einen nachfolgenden Fortissimo-Schlag wie aus dem Traum gerissen wirken. Göttemanns Interpretation setzt auf die urwüchsige Kraft und Intensität dieser Komposition, die so ganz anders ist als der dicke Sound Giacomo Puccinis. Chor und Orchester spüren einer inneren Spannkraft nach, die sich bei immer wieder aufblitzendem lichtem Glanz düster und geheimnisvoll durch das gesamte Werk zieht und es dadurch umso eindrucksvoller macht.
Und das zeichnete dieses Konzert im Besonderen aus: Göttemann und alle Mitwirkenden können Kontraste. Sie können Nuancen herausarbeiten, in Details gehen, ohne Zusammenhänge zu verlieren. Sie können Musik. Das Publikum spürte das und ließ sich ergreifen: Es gab enthusiastischen, lange anhaltenden Beifall im Stehen.