
Früh aufstehen
Der 73 Jahre alte ehemalige Architekt und seine Familie erleben im Moment einen ganz besonderen Sommer. Die fünf kleinen Enten bestimmen seit über einen Monat den Tagesablauf. Um 5 Uhr früh steht Kurt Eimer auf, da warten die Kleinen schon aufgeregt in ihrem Gehege in der Werkstatt, denn es gibt Frühstück, meist eingeweichte Haferflocken oder ein gekochtes Ei. Dann geht's raus in den Eimerschen Garten, in dem sie mittlerweile schon jede Ecke kennen. Immer in der Gruppe flitzen sie dann übers Gras, jagen Fliegen und Mücken. „Für uns war das super, ein stechmückenfreier Sommer durch die Enten“, erzählt Kurt Eimer schmunzelnd.
Gute Vorbereitung wichtig
Am Ellertshäuser See ist Kurt Eimer, unterstützt von seiner Frau, seinem Sohn und seiner Tochter, gut vorbereitet. In einem Katzenkorb haben sie die Küken die gut 20 Minuten Fahrt zum See transportiert, sich dann eine ruhige, nicht sehr belebte Stelle ausgesucht. Vorne am Strand tobt bei diesem tollen Wetter das Leben, das wäre für das Entenexperiment sicher kontraproduktiv gewesen. Eimer hat seine Haferflocken dabei, einen Wassernapf, ein kleines Zaungitter. „Ich weiß nicht, was da auf mich zukommt, aber ich bin mir sicher, dass sie wiederkommen, auch wenn ich sie vielleicht länger locken muss“, erzählt er, bevor er sich zunächst selbst in die dank des doch noch aufgetauchten Hochsommers angenehm warmen Ellertshäuser Fluten begibt. Dann hebt sein Sohn Stefan das Gitter, die Enten watscheln heraus und sind schneller im Wasser als man schauen kann – echte Wassertiere eben.
Erstmal nah am Ufer
Das mit dem Einfetten ihres Gefieders, das noch eher Flaum ist als echte Federn, haben sie von klein auf gekonnt, verwenden einige Zeit am Tag darauf, sich zu putzen und einzufetten. Im Wasser trauen sich die Küken nicht weit vom Ufer weg. Ständig ist ein Fiepen zu hören, die Gruppe kommuniziert miteinander. Wenn ein Küken zu weit weg ist, fiept es lauthals, die anderen antworten dann, der Ausreißer findet wieder zurück.
Wie Konrad Lorenz und seine Gänse
„Für uns ist das ein See, für sie ein Meer“, kann der Entenpapa die Perspektive der Kleinen verstehen, sich zunächst im Schilf am Ufer aufzuhalten. Es liegt aber vielleicht auch daran, dass Kurt Eimer die Küken an diesem Tag nicht gefüttert hatte, sie deshalb im Schilf Heißhunger auf Algen, Mücken, Wasserläufer haben und sich daran laben. Auch wenn Kurt Eimer das Wort „Entenflüsterer“ nicht so gerne hört, genau das ist er geworden in den vergangenen Wochen, in denen er sich intensiv mit seinen kleinen, überraschenden Hausgästen beschäftigt hat. Die Tiere sind auf ihn geprägt, das gemeinsame Schwimmen zu beobachten ist wie dem Verhaltensforscher Konrad Lorenz und seinen Gänsen zuzuschauen.
Wenn Kurt Eimer mit einem Messer auf den Holzteller klopft, den er auch in seinem Garten hat, wenn es Futter gibt, kommen die Enten sofort angeschwommen. Auch das Wiedereinfangen war kein Problem, nach einer halben Stunde steigt Eimer wieder aus dem Wasser, die Enten folgen relativ schnell, als sie merken, dass es noch eine schöne Extraportion Haferflocken gibt und lassen sich leicht von Kurt Eimer und seinem Sohn einfangen.
Auswilderung in gut vier Wochen
Drei der Küken sind deutlich größer als die anderen beiden, vor allem einer ist ein echter Wildfang, „die großen Lackel werden vielleicht Erpel und der eine sucht immer das Abenteuer“, hat Kurt Eimer festgestellt. Die beiden Kleinen bekommen auch Extraportionen, damit sie ordentlich zulegen, bevor die Auswilderung ansteht. In rund vier Wochen sind die Enten ausgewachsen, haben dann auch Federn und können fliegen. Ans Herz gewachsen sind sie den Eimers natürlich, aber „die gehören einfach in Freiheit, da bin ich zufrieden und sie auch.“ Ausgewildert werden müssen sie mindestens drei bis fünf Kilometer vom heimischen Gartenteich entfernt. Kurt Eimer hat sich schon ein Gewässer in der Nähe ausgeguckt und will auch auf die örtliche Gemeinde zugehen und fragen, ob er seine Enten dort in die Freiheit entlassen kann.