Er hat in 18 Jahren als Bürgermeister in der nach Einwohnerzahl kleinsten und meistens auch finanzschwächsten Gemeinde des Landkreises viel bewegt. Für dieses langjährige Engagement als ehrenamtlicher Bürgermeister von Michelau verlieh Landrat Florian Töpper Siegfried Ständecke in diesem Jahr die Ehrenurkunde des Landkreises.
Seine kommunalpolitische Karriere begann 1996, als er für einige Jahre zunächst als Parteiloser für die Partei Bündnis 90/Die Grünen, später für die Freien Wähler im Kreistag saß. "Es galt schon vor 25 Jahren im Bereich Umwelt viel zu bewegen", erinnert er sich.
Bürgersolaranlage auf dem Bauhof
Als er, der 1985 nach Michelau gezogen war, 2002 in das Bürgermeisteramt gewählt wurde, übernahm er eine Gemeinde mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von 1043 Euro, wobei keinerlei finanzielle Rücklagen vorhanden waren. So holte Siegfried Ständecke das Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken mit ins Boot und konnte mit Hilfe von Dorferneuerungsverfahren in den sechs Dörfern und drei Weilern, die zur Gemeinde Michelau mit ihren rund 1140 Einwohnern gehören, viel bewegen. "In vielen kleinen Entscheidungen floss auch mein Wissen als Wohn- und Umweltberater ein", betont er. So wurden zum Beispiel einige Dorfgemeinschaftshäuser in den Ortsteilen baubiologisch gestaltet. Sein erstes größeres Projekt in der Gemeinde war die Errichtung einer Bürgersolaranlage auf dem gemeindlichen Bauhof.
Es gelang Ständecke die Bürger bei seinen Entscheidungen und Plänen mitzunehmen und sie fürs Mithelfen zu begeistern. Es wurden von Bürgern und Bürgerinnen vor Ort, finanziell unterstützt von Gemeinde und dem Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken, in unentgeltlichen Helferstunden Dorfgemeinschaftshäuser, Dorfplätze oder Spielplätze geschaffen oder saniert. Auch konnte er erreichen, dass bei seinem Ausscheiden aus dem Amt die Pro-Kopf-Verschuldung gering war und er seine Gemeinde mit erheblichen Rücklagen übergeben konnte.
Unterstützer der "Fridays for Future"-Bewegung
Ökologische Themen sind Siegfried Ständecke immer wichtig. Deshalb unterstützt er jetzt die Bewegung "Fridays for Future". "Jedoch sollten diese jungen Leute auch den Schritt wagen, mal für den Gemeinderat zu kandidieren oder in eine Partei reingehen", so seine Sicht.
Seit seinem Ausscheiden aus dem Polizeidienst und dem Bürgermeisteramt verbringt er gerne Zeit mit seiner Familie. Auch unternimmt Ständecke Wanderungen, Motorradtouren und spielt Golf. Wenn es die Corona-Beschränkungen erlauben, besucht der 65-Jährige wieder Indien. Im Bundesstaat Kerala war er schon rund zehn Mal zu Besuch beim ehemaligen indischen Pfarrer, der dort mit Unterstützung aus der hiesigen Pfarreiengemeinschaft Hilfsprojekte in Indien durchführt.
2014 bewohnt Siegfried Ständecke zusammen mit seiner Ehefrau ein früheres landwirtschaftliches Anwesen im Ortsteil Prüßberg. Auf einem brach gefallenen Weinberg legt das Ehepaar nach und nach eine Streuobstwiese an und freut sich, "dass wir heuer das erste Mal mit einer alten Handpresse unseren eigenen Obstsaft pressen können".