Man fühlt es, Michael Geck ist mit sich im Reinen. Ein Jahr hat er sich schließlich auch auf den Abschied vom Amt als ehrenamtlicher Bürgermeister Sulzheims vorbereiten können. Und er, der im Sommer 61 Jahre alt wird, fällt obendrein in kein allzu großes berufliches Loch. Ab Herbst wird er sein Stundenkontingent als Berufsschullehrer in Würzburg wieder nach oben fahren.
Aber wer ihn erlebt, wie er zum letzten Mal das Mikrofon in die Hand nimmt, kann förmlich spüren, dass er dann doch etwas vermissen wird. Es sind, so banal das im ersten Moment klingen mag, die Durchsagen über die Ortssprechanlage in Sulzheim aus dem Amtszimmer.
Seit 30 Jahren war dies bis zum 30. April sein Job. Er hat ihn bis zuletzt mit Leib und Seele ausgeübt, ja geliebt und gelebt. Es war auch jedes Mal nur ein Katzensprung über die Hautpstraße von seinem Haus in der Siedlung zum Rathaus, der sprichwörtlich kurze Dienstweg also.
Der Auftrag vom Schwiegerpapa
Der damalige Bürgermeister, sein Schwiegervater aus Alitzheim, Lothar Müller, hatte den Neuling im Gemeinderat dereinst damit beauftragt, die Bekanntmachungen in Sulzheim auszurufen. Von Sitzungsterminen, über Rohrbrüchen bis hin zur entlaufenen Schildkröte und getigerten Katze und dem entflogenen Wellensittich reichte das Spektrum der regelmäßigen Durchsagen.
Die Schlager- und Blasmusik am Anfang und Ende kommt immer noch vom Band, in dem Fall von Kassetten aus D-Mark-Zeiten mit archaisch anmutenden Titeln wie „Weihnachten mit Rudolf Schock“ oder „Fröhliche Musikanten“. Doch auch damit ist es seit der Übergabe der Amtsgeschäfte und Schlüssel an seinen Nachfolger Jürgen Franz Schwab aus Vögnitz vorbei.
Der Abschied ist ihn nach 30 Jahren in der Kommunalpolitik und den vergangenen zwölf Jahren als ehrenamtlicher Bürgermeister jedoch nicht schwer gefallen, betont Geck. Schließlich habe er sich seit der Bekanntgabe seines Rückzugs aus dem Bürgermeisteramt im März 2013 rechtzeitig auf die neue Situation einstellen können.
Kein Mangel an Betätigung
Außerdem möchte der Oberstudienrat jetzt wieder verstärkt, „noch drei bis vier Jahre“, seinem Beruf als Lehrer am Berufsbildungszentrum in Würzburg ausfüllen. Und dann sitze er jetzt ja auch im Kreistag. „Mir wird nichts fehlen“, ist sich Geck sicher, auch wenn er jetzt abends terminlich bestimmt weniger unterwegs und so mehr daheim bei seiner Frau Gabi sein werde.
Es sei deshalb weder so, dass er Wehmut habe, noch dass er sagen könne, es sei eine Last von ihm abgefallen. Michael Geck: „Auch wenn ich selbst nichts mehr zu entscheiden habe, werde ich aber doch viele Dinge, die in der Gemeinde am Laufen sind, mit Interesse verfolgen, um zu sehen, wie sie zu Ende gebracht werden.“ Dazu würden vor allem die gemeinsame Großkläranlage mit der Gemeinde Kolitzheim, Straßenbauprojekte, die Kinderkrippe in Alitzheim, das Begegnungshaus in Mönchstockheim oder das Thema „Windräder“ zählen.
Mit seinem Nachfolger steht Michael Geck seit geraumer Zeit in engem Kontakt. Da Jürgen Franz Schwab dem Gemeinderat zuletzt selbst nicht mehr angehörte, gebe es doch einiges mehr zu besprechen und zu bereden. Michael Geck unterstreicht aber: „Er bekommt von mir alles gesagt, was er wissen will. Ich werde ihm aber nichts aufdrängen. Und er muss seinen eigenen Stil finden.“
Wichtig für eine gedeihliche Fortentwicklung der Großgemeinde erachtet Geck ein weiterhin konstruktives Verhältnis im Gemeinderat – und dass von Bürgermeister und Gemeinderäten alles dafür getan wird, um keinen Keil zwischen die vier Ortsteile treiben zu lassen.
Die Hochzeiten im Schloss
Mit die schönsten Momente in seiner Zeit als Gemeindeoberhaupt seien für ihn jedes Mal die Trauungen gewesen und dabei besonders die in dem zusätzlich im Sulzheimer Schloss eingerichteten Trauzimmer. Bei großen Hochzeitsgesellschaften habe er die Paare im Schloss wiederholt sogar im Freien getraut. Geck: „Ich habe das immer sehr gerne gemacht und genossen.“
Neben anderen „Supergeschichten, die bleiben“ wie den Bau der diversen Radwege oder die Neugestaltung der Dorfplätze in Alitzheim und Sulzheim, habe ihn sehr gefreut, es am Ende seiner Amtsperiode noch geschafft zu haben, mit allen Ortsteilen ins Dorferneuerungsprogramm zu kommen.“ Geck: „Ich denke, das gibt der Gemeinde einen Schub und in 10 bis 15 Jahren ein ganz anderes Gesicht.“
Die traurigsten Momente verbindet der ausgeschiedene Bürgermeister mit bestimmten Todesfällen, die er erleben musste. Dazu zählt besonders der von Ruth Kleinhenz, „die mir nach elf Jahren im Gemeinderat so schnell herausgestorben ist“.
Genauso schmerzlich sei für ihn der Tod von Gemeindearbeiter Gerold Feike gewesen. Geck: „Er war mit 58 so alt wie ich, als er im Urlaub tot umgefallen ist. Er hätte nicht mehr allzu lange bis zur Freistellungsphase arbeiten müssen.“ Auch der ebenfalls frühe Tod der Frau von Gemeinderatsmitglied Jürgen Kneißl sei ihm sehr nahe gegangen.
Zunehmende Respektlosigkeit
Richtig geärgert habe er sich wenig, so Geck: „Nur über die ganz wenigen Bürger, die mir durch Respektlosigkeit und hohes Anspruchsdenken gegenüber getreten sind, und die immer wieder einige wenige mitziehen.“ Diese Respektlosigkeit und das hohe Anspruchsdenken hätten jedoch im Lauf der Jahre zugenommen, beklagt er.
Doch dann ruft das Bild für die Zeitung und all die anderen Gedanken und Erinnerungen an die zu Ende gegangene Amtszeit sind auf einmal wie weggeblasen. Michael Geck ist beim letzten Ausrufen der neuesten Meldungen über die Ortssprechanlage noch einmal ganz in seinem Element. Dann heißt es aber auch für ihn als Bürgermeister: „Ende der Durchsage.“ Oder wie er sagt: „Jetzt ist alles rum.“