Noch sind die Fenster dunkel und an den Klingeln hängen keine Namensschilder. Doch in einigen Wochen werden etwa 70 Asylbewerber in das blaue Doppelhaus an der Gabelung von Haupt- und Ringstraße einziehen. Mit Einfallsreichtum, Engagement und deutscher Gründlichkeit bereiten die Menschen in der Gemeinde die Ankunft vor.
Kinderbetreuung, Freizeitgestaltung, Deutschkurse – das sind nur drei von insgesamt acht Arbeitsgruppen, die der sogenannte „Arbeitskreis Asyl Hambach“ zusammengestellt hat. Etwa 50 Menschen aus Hambach, aus den anderen Ortsteilen Dittelbrunns und sogar aus Schweinfurt haben sich bereit erklärt, mitzuhelfen. Das Kernteam um die Sprecher Lothar Gerne und Helmar Köhler hat ein ausgefeiltes Konzept erarbeitet. Das Ziel: Den Asylbewerbern in ihrem Alltag helfen – nicht materiell, sondern zwischenmenschlich.
Da wäre zum Beispiel die Arbeitsgruppe Begleitung. Deren Mitglieder wollen unter anderem Asylbewerber beim Einkaufen beraten. „Da gibt es einfach Dinge, die man nicht wissen kann, wenn man nicht von hier ist“, sagt Helmar Köhler, „etwa, dass im Supermarkt die Sachen in der untersten Reihe am günstigsten sind“. Oder die Arbeitsgruppe Kinderbetreuung: Eine ganze Reihe Dittelbrunner will Kindern vorlesen, mit ihnen basteln, bei den Hausaufgaben helfen oder bei der Aufnahme in den Kindergarten zur Seite stehen.
Von Helfern regelrecht bestürmt
Auch viele Vereine und Organisationen aus der Gemeinde wollen helfen. Sport, Musik, Gartenbau, Schach – „Wir mussten nicht einmal jemanden ansprechen, die haben uns förmlich bestürmt“, erzählt Lothar Gerne. Er ist von der Hilfsbereitschaft überrascht und begeistert. Die Idee zum AK Asyl war nach einer Bürgerversammlung aufgekommen, zu der Bürgermeister Willi Warmuth eingeladen hatte.
Helmar Köhler und Lothar Gerne koordinieren die Helfer, haben Adresslisten, Protokolle, Unterlagen erstellt. Die beiden Rentner sind Freunde, Nachbarn, ehemalige Arbeitskollegen. Als Bauingenieure wissen sie, wie man ein Projekt mit vielen Beteiligten wuppt. Köhler sagt: „Wir wissen nicht, wann sie kommen, nicht, woher sie kommen – aber wir wollen sofort handeln können, wenn es so weit ist.“
Zum genauen Zeitpunkt kann auch Gisela Westendorf, stellvertretende Leiterin des Amts für Soziales am Landratsamt Schweinfurt, nichts sagen. Derzeit wird das Haus mit zwölf Wohnungen noch renoviert und eingerichtet. Bislang hatten US-amerikanische Armeeangehörige darin gewohnt. Westendorf hat viele Möbelprospekte studiert, um nach und nach eine preiswerte Grundausstattung zusammenzutragen. Wohnzimmermöbel, Herd, Geschirr, Handtücher, Bettzeug – „Die Basics sind drin“, sagt Westendorf. „Wir planen, dass es zum 1. Februar fertig ist“, sagt Westendorf. Sobald sie Vollzug meldet, können jederzeit und kurzfristig Asylbewerber zugeteilt werden.
Ebenfalls unklar ist, aus welchen Ländern die Asylsuchenden stammen werden. „Das lässt sich nur sehr allgemein anhand der aktuellen Ströme beurteilen.“ Die meisten Asylbewerber stammten derzeit aus dem Iran, Irak, Afghanistan, Syrien und der Russischen Föderation.
Ob die Zuwanderer zum Beispiel Englischkenntnisse mitbringen, kann Westendorf nicht voraussagen. Dolmetscher würden meist über persönliche Kontakte rekrutiert und arbeiten in der Regel ehrenamtlich. Wie die Verständigung zwischen den Asylbewerbern und den vielen Dittelbrunner Helfern funktionieren wird, muss sich also zeigen.
„Wir sind uns völlig im Klaren, dass es auch mal Probleme geben wird“, sagt Köhler. Man werde sich mit Händen und Füßen schon irgendwie verständigen. Und: Köhler und Gerne sehen die vielen Helfer im AK Asyl Hambach auch als Multiplikatoren im Kampf gegen Ängste und Vorurteile gegenüber den Asylbewerbern: Wenn jeder von den 50 Helfern zehn Leuten erzähle, dass das Menschen wie du und ich seien, wäre schon viel erreicht. Den Unterstützern im AK Asyl hat Köhler bereits gesagt: „Freunde, stellt euch darauf ein, dass es Anfeindungen geben wird.“ Die ein oder andere „braune Socke“ werde schon noch um die Ecke kommen.
Mit dem Konzept des Arbeitskreises dürfte allerdings schon viel für eine gelungene Integration der Asylbewerber getan sein. Jetzt heißt es aber erst mal warten.
Asyl im Landkreis
158 Asylbewerber lebten Ende 2013 im Landkreis Schweinfurt. Das Soll lag allerdings bei 227. Das bedeutet: Weil alle Asylbewerber bundesweit nach bestimmten Quoten bis auf die Landkreise verteilt werden, hätte der Kreis Schweinfurt eigentlich Platz für 227 Menschen bieten müssen. Es gab also Ende vergangenen Jahres 69 Plätze zu wenig. Mit den bis zu 70 Plätzen in Hambach wird das ausgeglichen. In Poppenhausen wird ebenfalls ein Mehrfamilienhaus mit sechs Wohnungen hergerichtet, bis zu 40 Personen werden dort wohnen können. Außerdem werden in einer von der Regierung von Unterfranken betriebenen Gemeinschaftsunterkunft in Gochsheim knapp 50 Plätze geschaffen. Somit hätte der Landkreis vorerst genügend Plätze. Weil aber immer mehr Asylbewerber nach Deutschland kommen, wird voraussichtlich auch die Quote für den Landkreis Schweinfurt weiter steigen. Wie lange der „Puffer“ an Plätzen reichen wird, kann derzeit nicht gesagt werden.
herzlichen Glückwunsch zu dieser tollen Sache, die ihr da auf die Beine stellt. Wir können Euch nur aus eigener Erfahrung sagen, dass es sich allemal lohnt und dass man selbst reich beschenkt wird in den Begegnungen! Es braucht nur offene Augen und Herzen, Phantasie und Kreativität, Geduld und Zeit, dass Vertrauen und Freundschaft wachsen. Wir Hammelburger sind stolz darauf, dass Unterfranken sich langsam zur Vorzeigeregion entwickelt, was die Willkommenskultur für Flüchtlinge angeht. Herzliche Grüße!