Medienrummel oder Rampenlicht sind nicht die Sache von Pfarrer Gerhard Staudt. Die offizielle Verabschiedung ging ganz ohne Defiliermarsch über die Bühne, am Sonntagvormittag in der Pfarrkirche St. Rochus. Das erhöhte Polizeiaufgebot und Verkehrsaufkommen nahe der Kirche galt allein dem Bayerischen Ministerpräsidenten. Im benachbarten Marienbachzentrum hatte Landesvater Markus Söder zum Frühlingsempfang eingeladen.
Nichtsdestotrotz war auch der Gottesdienst gut besucht, durch die treue Gemeinde. Im Vordergrund stand Werbung für "Frau.Macht.Veränderung", eine Fasten-Spendenaktion des Hilfswerks Misereor. Beispielhaft wurden Frauen auf Madagaskar vorgestellt, die im Inselstaat für Gleichberechtigung, Selbstbestimmung und die "Eine Welt", gegen Armut, Umweltkrisen und Hunger kämpfen.
Er ist ein Pfarrer "in Reichweite"
Einen "Überraschungsgast" gab es auch, in Form von Domkapitular Christoph Warmuth. Der regionale Priesterreferent überreichte dem bodenständigen Kirchenmann Staudt die Ruhestandsurkunde, mit bischöflichem Wappen. Gerhard Staudt ist Ende Februar 75 geworden und hat mit Wirkung zum 1. März das Alter erreicht, in dem Pfarrer formal in den Ruhestand eintreten. Dass "Verabschiedung" in Zeiten des Personalmangels nicht wortwörtlich zu verstehen ist, wurde ebenfalls deutlich. "Pfarrer i.R." bedeute "in Reichweite", scherzte der Geehrte im Pfarrbrief.
42 Jahre lang war der Geistliche in Dittelbrunn aktiv, dem Seelsorgeauftrag wird er zumindest noch bis Ende des Jahres nachkommen. Auch dem Pfarrheim wird Staudt und seine Unterstützerin Christa Köhler bis auf Weiteres erhalten bleiben. Warmuth lobte den frisch gebackenen Emeriten denn auch "als Gesicht einer menschenfreundlichen, menschenzugewandten Kirche".
Der gebürtige Gerolzhöfer, Jahrgang 1948, stammt aus Obervolkach. Nach Theologiestudium in Würzburg und Innsbruck weihte ihn Bischof Josef Stangl 1977 in Würzburg zum Priester. Nach Tätigkeiten als Kaplan in Marktheidenfeld, Arnstein und Bad Kissingen wurde Staudt 1981 Kuratus von Dittelbrunn, im Jahr darauf Pfarrer. Auch nach Hambach, Pfändhausen, Holzhausen, Poppenhausen, Pfersdorf, Nieder- und Oberwerrn gab es seelsorgerische "Ausflüge", ebenso Ämter auf Dekanatsebene.
Ein Fastenbier zum Abschluss
Seit 2009 ist die Pfarrei St. Rochus Teil der Pfarreiengemeinschaft Marienbachtal, unter Leitung des Hambacher Pfarrers Stefan Mollner. In den Dank des Bistums ausdrücklich mit eingeschlossen wurde die langjährige, ehrenamtliche Gemeindehelferin Christa Köhler. Zum Schluss lud Horst Michl, gemeindlicher Experte für Entwicklungshilfe, noch zu einem Misereor-Fastenbier ein. Unter Anspielung auf den Zaunkönig, der das aktuelle Titelblatt des Pfarrbriefs ziert, versprach Staudt gewohnt humorvoll, weiterhin zu "zwitschern, piepsen und zu singen".