Elmar Pfister ist in Schweinfurt und Umgebung kein Unbekannter. Seit 2008 leitet er die Berufsfachschule für Pflege am Krankenhaus St. Josef und sorgt so für erstklassig ausgebildeten Pflegenachwuchs in der Region. Seine berufliche Laufbahn begann er jedoch in einem ganz anderen Metier.
Moussa Schalabei ist aufgeregt. Seine Hände zittern leicht. Er bereitet soeben eine Infusion für eine Patientin vor. Eigentlich kein Problem für den Auszubildenden, der in wenigen Monaten seinen Abschluss machen wird. Die nötigen Handgriffe hat er gefühlt schon tausendmal erledigt. Und doch ist heute alles anders. Denn Elmar Pfister ist da.
Der 57-Jährige ist Moussas Lehrer an der Berufsfachschule für Gesundheits- und Krankenpflege und beobachtet aufmerksam, wie der angehende Gesundheits- und Krankenpfleger seine Aufgaben auf der Station 2.1 bewältigt. Praxisbegleitung nennt sich so ein Tag „Wir besuchen jeden Schüler mindestens vier Mal im Jahr, um zu sehen, wie die Ausbildung läuft, wie das Wissen, welches wir in der Berufsfachschule vermitteln, in der Praxis umgesetzt wird“, erklärt Pfister, der nicht nur lehrt, sondern die Berufsfachschule auch leitet. Erfolgreich.
Elmar Pfister habe mit seinem Team schon so einige Spitzenjahrgänge an Pflegekräften hervorgebracht, heißt es in einer Mitteilung des Krankenhauses. In der diesjährigen Abschlussklasse beispielsweise wurden von den 19 Absolventen und Absolventinnen sieben mit dem Staatspreis geehrt. Das heißt: Sie hatten einen Notendurchschnitt von 1,5 und besser. Im Jahr davor waren es sogar neun. „Das, was die jungen Pflegekräfte als Handwerkszeug brauchen, das bekommen sie hier“, ist Pfister überzeugt. Schließlich arbeitet er bereits seit drei Jahrzehnten an der Berufsfachschule des Krankenhauses.
Von der Sparkasse in die Krankenpflege
Er selbst hat die Ausbildung zum Krankenpfleger erst im zweiten Anlauf begonnen. „Ich habe als Schüler nicht gewusst, was ich beruflich machen soll. Zudem war ich technisch interessiert“, erinnert sich Pfister. Deshalb begann er zunächst eine Ausbildung an der Kreissparkasse, wechselte aber 1981 ins soziale Fach. Bis 1984 absolvierte Pfister die Ausbildung zum Krankenpfleger am Krankenhaus St. Josef und wechselte anschließend ins Leopoldina-Krankenhaus.
Dann stand der Zivildienst an. Den verbrachte der gebürtige Wernecker in seinem Heimatort, im Bezirkskrankenhaus in der Psychiatrie. „Es war für mich eine gute Möglichkeit, ein anderes Fachgebiet kennenzulernen.“ Anschließend kehrte Pfister ins „Leo“ zurück. „Dort auf der neurochirurgischen und anästhesiologischen Wachstation absolvierte ich die zweijährige Fachweiterbildung für Anästhesie und Intensivmedizin“, erzählt er.
„Man hat mich damals gefragt, ob ich die Weiterbildung als Lehrer weiterbetreuen möchte.“ Doch nach längerer Überlegung fand er heraus: „Ich bin in der Weiterbildung nicht richtig.“ Schließlich ging er dem Tipp einer Kollegin nach, die ihm empfahl, sich an der Werner-Schule des Deutschen Roten Kreuzes in Göttingen weiterzubilden. „Die Doppelqualifikation zur Pflegedienstleitung und für die Lehrtätigkeit gab es nur dort“, erzählt er.
Nach dem Abschluss war Pfister in verschiedenen Häusern tätig bis er 1991, zehn Jahre nach seinem Ausbildungsstart, wieder im Krankenhaus St. Josef landete: An der Krankenpflegeschule zur Unterstützung von Schwester Herigard Schneider, die diese damals leitete.
„Wir waren ein fünfköpfiges Team“, erinnert sich Pfister. Doch für ihn war die Zeit des Lernens trotz der Lehrtätigkeit an der Krankenpflegeschule, wie sie damals noch hieß, nicht vorbei. „Ab 2005 studierte ich berufsbegleitend fünf Semester Pflegepädagogik in Ludwigshafen.“ 2008 übernahm er dann die Leitung der Schule. Seither sind 13 Jahre vergangen, wurden 13 Jahrgänge verabschiedet.
Moussa Schalabei, den Elmar Pfister heute bei seinem Praxistag besucht, gehört dem nächsten, dem 14. an. Der 23-Jährige hat inzwischen zu seiner inneren Ruhe zurückgefunden. Routiniert legt er der Patientin die Infusion an, verrichtet seinen Dienst so, als ob Elmar Pfister nicht da wäre.