
Es war ein denkwürdiger Abend, den das einstige Butterwerk in Gerolzhofen erlebte. Drei Live-Bands machten ordentlich Musik, die nicht gerade von der Stange war. Unter ihnen die Formation "Eis" um Gerolzhofens Bürgermeister Thorsten Wozniak, die nach über 30 Jahren wieder einmal in ihrer Heimatstadt auf der Bühne standen. Das Ganze lockte immerhin über 200 Besucherinnen und Besucher an. "Der bestbesuchte Punk-Abend in Gerolzhofen", sei das, so Wozniak, der an die Anfänge der Band in den 80er Jahren im Jugendzentrum erinnerte.
Wohl nicht nur ihm, dem Frontmann, Sänger von Eis und Bürgermeister, machte die Sache "großen Spaß", wie er hinterher zugab. "Es war ein sehr schöner Abend, ausverkauftes Haus, gute Stimmung, drei ordentliche Bands." Mancher der Gekommenen sei wohl aus Neugier wegen ihm gekommen, aber das störe ihn nicht. Im Mittelpunkt stand die Musik und das Treffen von alten Freunden.
Den Abend umwehte ein Hauch aus früheren Zeiten. Irgendwie passend war als Auftrittsort die alte Fabrikhalle im Butterwerk, Gerolzhofens kurzfristige Feier-Location auf Zeit, in der das Ganze als "Abrisskonzert" angekündigt war. Abgerissen werden die riesigen Gebäude noch nicht, dort folgen bis Mitte April noch weitere Musik-Events, bis die Bagger kommen.
Keine Musik von der Stange
Die drei Bands des Abends, die Wiesentheider Formation Disco Volante mit ihrem Synthie-Gitarrensound der 70er Jahre, die junge, erfrischend unbekümmerte Mädels-Rockband "Klub Kowolski" aus dem Schweinfurter Raum und natürlich "Eis", boten eine interessante Mischung. Es war keine Musik von der Stange, sondern zu hören waren eher spontane, rockige, raue Töne in der Location, die bisweilen an Garagensound erinnerten.
Wenn auch die Technik den Musikern teilweise etwas Probleme bereitete, stand der Spaß, den auch das Publikum sichtlich hatte, im Vordergrund. Den Auftakt machte mit "Disco Volante" eine neu formierte Band um den "Eis"-Bassisten Thorsten Zimmermann. Sie boten eine musikalisch interessante, chillige Mischung aus eigenen Songs im Kraut- und Spacerock-Stil.
Danach fetzte die Nachwuchs-Girlsband "Klub Kowolski", mit zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug so richtig. "Wir beißen nicht, wir wollen heute eine geile Party mit euch abreißen", sagte Sängerin Lena anfangs gleich mal, was Sache ist. Beim durchwegs älteren Publikum kamen ihre eigenen Songs gut an, wie auch bei Mit-Organisator Thorsten Wozniak. "Ich dachte im Vorfeld, das passt ganz gut als Kontrast. Sie sind jung, weiblich, wir sind alt und männlich", schmunzelte dieser. Das Lob bekam er zurück. "Das war richtig geil! Ich wusste nicht, dass Gerolzhofen so einen coolen Bürgermeister hat", war Leadgitarristin Fahra begeistert.
Emotionaler Höhepunkt
Schließlich folgte "Eis", nach 31 Jahren wieder einmal in ihrer Heimatstadt Gerolzhofen live auf der Bühne. Den Bürgermeister ließ Thorsten Wozniak beiseite und wechselte in die Rolle des verschwitzen Leadsängers, der seine kritisch-politischen Texte sang. Er war gleich in seinem Element. "Es herrscht Tanz- und Bewegungspflicht, jeder muss mitmachen", so die Ansage des Frontmanns. Das klappte einigermaßen. Über eine Stunde rockte "Eis" mit verzerrten Gitarren und eingängigen Melodien wie bei "Fakultät" oder Disco Punk." Ein emotionaler Höhepunkt folgte zum Abschluss, als die Band ihren früheren Bassisten Christian Hauck auf die Bühne holte, der in Folge einer Krankheit im Rollstuhl sitzt.
Für Thorsten Wozniak und "Eis" geht es übrigens weiter. Im Mai werden sie bei der Gerolzhöfer Kulturzeit wieder auf der Bühne sein, vereinzelte weitere Termine sind geplant. Wer sie zwischendurch sehen und hören will, kann das über Youtube oder auf Streaming Diensten.







