
Im zeitgenössischen Kunstschaffen spielt die Holzbildhauerei in ihrer traditionellen Technik kaum eine Rolle. Eine Ausnahme ist der Holzbildhauer Thomas Hildenbrand (*1980). Inspiriert von Werken der Gotik über Barock bis in die Gegenwart hat Thomas Hildenbrand seine eigene, unverwechselbare Bildsprache gefunden. Die Ausstellung „Thomas Hildenbrand. Grenzüberschreitung – plastisch“ ist noch bis Sonntag, 26. Januar, zu sehen.
Seine Skulpturen sind emotional, erzählerisch und wirken direkt auf den Betrachtenden. Die Kunsthalle würdigt den Triennale-Gewinner von 2021 mit einer großen Einzelausstellung. Präsentiert wird ein Querschnitt seines bisherigen Schaffens: rund 30 Holzskulpturen sowie Zeichnungen, Bronzeplastiken und Gemälde.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Auf ein Glas mit …“ findet am Donnerstag, 23. Januar, um 19 Uhr in der Kunsthalle ein Gespräch mit Thomas Hildenbrand (Künstler), Jürgen Lenssen (Kurator) und Kurt Mühlfeld-Hemprich (Galerie Mühlfeld + Stohrer, Frankfurt) statt.
Es schließt sich ab 20. Februar die Ausstellung „InformELLE Künstlerinnen der 1950er/60er-Jahre“ an. Sie läuft bis 22. Juni. Parallel zum Abstrakten Expressionismus in den USA entwickelte sich das Informel nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer vorherrschenden Kunstrichtung in Europa. Von dynamisch-gestischen Farbaufträgen bis hin zur Erzeugung feingliedriger Strukturen – die Gestaltungsweisen der informellen Kunst sind vielfältig. Im Vordergrund stand der Schaffensprozess, bei dem sich Farbe und Material von einer gegenstandsbezogenen Form befreien und selbst zum Gegenstand werden.
Im Rückblick scheint diese abstrakte Strömung eine von Männern dominierte Kunst zu sein. Die Ausstellung bietet nun eine neue Perspektive auf das Informel und zeigt hochkarätige Positionen von 16 Künstlerinnen. Neben bekannteren Namen werden auch lange übersehene Persönlichkeiten vorgestellt.
So waren Maria Helena Vieira da Silva und Brigitte Meier-Denninghoff bereits auf den ersten documenta-Ausstellungen in Kassel vertreten und erlangten internationales Ansehen. Viele andere Künstlerinnen dagegen gerieten trotz früher Erfolge in Vergessenheit und konnten sich nicht langfristig im Kunstbetrieb behaupten. Die Ausstellung beleuchtet kunstsoziologische Fragen zu Netzwerken, Ausstellungsbeteiligungen und zur Rezeption der Künstlerinnen.
Das Ausstellungsprojekt ist eine Kooperation von Hessen Kassel Heritage, der Kunsthalle Schweinfurt und dem Emil Schumacher Museum, Hagen, in Zusammenarbeit mit der Forschungsstelle Informelle Kunst – Kunsthistorisches Institut der Universität Bonn. Die Ausstellung wird unterstützt durch die Ernst von Siemens Kunststiftung.
Weiter ist „Rolf Sachs. Berühren“ von 17. Juli bis 5. Oktober zu sehen. In Anlehnung an die ausgesprochen erfolgreichen Ausstellungen der Kunst- und der Fotosammlung (2013/14 und 2019) seines Vaters Gunter wird mit über 160 Exponaten das Gesamtkunstwerk seines ältesten Sohnes Rolf im kompletten Erdgeschoss der Kunsthalle im ehemaligen Ernst-Sachs-Bad gezeigt, das sein Urgroßvater in den 1930er Jahren den Bürgern der Stadt geschenkt hatte.
Der international renommierte Künstler Rolf Sachs ist seit den 1990er Jahren ein multidisziplinärer Grenzgänger zwischen allen Bereichen zeitgenössischen Kunstschaffens von der klassischen Malerei über Plastiken, Installationen oder Fotokunst und Designobjekten. Dabei steht Sachs (geb. 1955 in Lausanne) seit seiner Jugend in der Tradition eines höchst intellektuellen Surrealismus und wandelt selbstbewusst, spielerisch und Alltägliches hinterfragend in unterschiedlichen Ausdrucksformen.
Die Ausstellung stellt in der Verbindung von lokalem industriellen Erbe, moderner Architektur und künstlerischer Aussage einen weiteren Höhepunkt seit der Eröffnung der Kunsthalle dar. „Berühren“ ist daher als sorgfältig orchestrierte Reise konzipiert, die den Besuchenden durch das beeindruckende Ensemble des Museums führen wird. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Kulturaustausch in Tübingen.
„Herbert Zangs und Hubert Berke – Die Realität ist das Fantastische“ heißt die Ausstellung, die von 30. Oktober bis 22. Februar 2026 laufen wird. Herbert Zangs (1924 – 2003) näherte sich bereits ab den frühen 1950er Jahren dem Informel, der Monochromie und Objektkunst. Er entwickelte verschiedene Bildformen, von der Collage über die Materialassemblage bis zum Bildobjekt. Die unterschiedlichen Möglichkeiten der Lesbarkeit und des Kipp-Effekts von einer Bildkategorie in die andere faszinierten Zangs ganz besonders.
Mit seinen „Verweißungen“ von Fundstücken und Dingen des Alltags sprengte Zangs die Grenzen der abstrakten und informellen Kunst und hat mit dem ihm eigenen kraftvollen Schaffensprozess den immer wieder apostrophierten „Nullpunkt“ der Malerei mit neuem Leben versehen. Trotz der Parallelen zu den ZERO-Künstlern fühlte sich Zangs mehr den „Neuen Realisten“ verbunden. Er kann als Pionier der Monochromie und der seriellen Arbeitsweise gelten.
1977 stellt Zangs auf der documenta 6 seine „Anti-Bücher“ aus. Von da an lotete er die „Serialität“ in Werkfolgen und der Kombination aus unterschiedlichen Serien wie den Faltungen, Pinselabwicklungen, Blasenbildern, Computer-Zeichnungen aus und realisierte damit überraschende Bildlösungen. Zangs‘ Werk wird im Dialog mit Arbeiten von Hubert Berke (1908 – 1979) in Zusammenarbeit mit der Galerie Maulberger in München und dem Emil Schumacher Museum in Hagen präsentiert.
„Kunst geht fremd …“ heißt es von 22. Juli bis 2. November. Zum mittlerweile 15. Mal tauschen unterfränkische Museen ihre Kunst aus – „Fremdgänger“ in überraschendem Kontext. Weitere Informationen unter www.kunst-geht-fremd.de.
Außerdem ist für den Herbst eine Ausstellung „Dietrich Klinge Corespondentia assonare – über Zeit und Raum hinweg – Begegnungen mit dem Fremden“ geplant. Die Präsentation zeigt aus verschiedenen Weltregionen und Kulturen Köpfe unterschiedlicher Epochen, die in einen Dialog miteinander treten.
Außerdem kann man die Schau „Gustl G. Kirchner – Wellen, Wogen, Wasser“ im Künstlerhof Oberndorf begutachten. Anlässlich des 40. Todestages von Gustl G. Kirchner (gestorben am 20. November 1984) wurde die Dauerausstellung in Kirchners ehemaligem Wohnhaus neu konzipiert.
Ein wesentliches Leitmotiv ist das Wasser in all seinen Erscheinungsformen. Egal ob in der fränkischen Heimat oder auf seinen zahlreichen Reisen durch Frankreich, Italien, Griechenland oder Malta: Er malte den sich gemächlich dahinschleppenden Main ebenso wie den im Sonnenlicht blutrot gefärbten Ohridsee in Albanien. Am faszinierendsten war für Kirchner aber das Meer in allen seinen Facetten von der rauen bretonischen Küste bis zu den warmen Stränden Siziliens.
In der neuen Präsentation wird Gustl G. Kirchner auch im Kontext einiger Zeitgenossen, wie er allesamt Gründungsmitglieder der „Gruppe Schweinfurter Künstler“, gewürdigt.