Zielrichtung der Attacke Vogels war zuvorderst, die historische Bausubstanz aus dem 19. Jahrhundert, die dem Neubau zum Opfer fällt, zu retten. Er habe nichts gegen eine Ansiedlung von Hugendubel, könne aber nicht verstehen, wenn weitere solcher „Schmuckstücke“ verschwänden. Ähnlich hatten sich nach Bekanntwerden der Pläne Bürger geäußert, die in Anspielung auf ein OB-Zitat statt von Aufbruch- von Abbruchstimmung sprachen. Die Grünen hatten ein Bürgerbegehren nicht ausgeschlossen.
In der Sitzung wiesen allerdings Verwaltung und Stadträte aller Fraktionen darauf hin, dass die Gebäude Privatbesitz sind, die Eigentümer über den Nutzen selbst entscheiden können und die Stadt – und damit auch die Stadträte – keinerlei Einfluss haben. Insofern erledigten sich weitere Fragen Vogels von alleine, beispielsweise die, warum die Stadt nicht auf eine Sanierung des Fachwerkhauses gedrängt habe.
Außer Vogel lobten alle das Projekt einmütig. OB Gudrun Grieser sprach wieder von einem städtebaulich bedeutsamen Vorhaben. Baureferent Jochen Müller erinnerte an die enge Abstimmung der Bauherrengemeinschaft Süß/Wiederer mit der Stadt und meinte, dass der Neubau mit der Umgebung bestens kommuniziere.
Rüdiger Köhler (CSU) sieht den Georg-Wichtermann-Platz durch das Glas-dominierte Gebäude „aufgewertet“, zumal der jetzige „Mischmasch aus mehr oder weniger schönen Bauten“ verschwinde. Thomas End (SPD) begrüßte das Projekt auch wegen der Bebauung des Ruinengrundstücks in der Apostelgasse.
Dass Hugendubel an den existenten Buchhandlungen nicht spurlos vorbeigehen werde, meinte er mit der Formulierung, es würden „Umstrukturierungen stattfinden“. German Cramer (CSU) meinte zu diesem Thema, dass „Konkurrenz das Geschäft belebt“. Sanfte Kritik äußerte er an der Dachgestaltung. Adolf Schön (SWL) nannte die Hugendubel-Ansiedlung wie andere auch eine Stärkung der Innenstadt. Dass es sich bei den Investoren um Schweinfurter Bürger handelt, sei begrüßenswert.
Fast ausschließlich Jubel also, dann aber doch noch einige kritische Anmerkungen, als es um die Stellplätze ging. 69 Parkplätze hätten nachgewiesen werden müssen, mit den 26 in einer Tiefgarage tatsächlich gebauten ist es beim Projekt aber wegen der befristeten Stellplatz-Subventionierung der Stadt getan. End merkte hier an, dass die Stadtgalerie an der Schrammstraße möglicherweise gar nicht gekommen wäre, wenn es diesen „Investitionsschub“ schon Jahre früher gegeben hätte.
Vogel schoss – ohne den Namen zu nennen – eine kräftige Breitseite auf den Stadtratskollegen Georg Wiederer ab, der auf der Tribüne des Rathaussaals die Debatte verfolgte. Er könne, so Vogel, sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Insiderwissen genutzt und mit dem Projekt zugewartet worden sei, bis die Subventionierung der Stellplätze auf dem Tisch lag. „Mitnahme-Effekt“, sagte Vogel wörtlich. Das rief OB Gudrun Grieser auf den Plan. Das Förderprogramm sei beschlossen worden, um solche Investitionen auszulösen“, wies sie Vogel zurecht.