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Schweinfurt
"Einsparpotenzial ausgeschöpft": Wie sich die Energiekrise auf einen Friseursalon in Schweinfurt auswirkt
Margit Rosentritt ist Kreishandwerksmeisterin und hat einen eigenen Friseursalon. Sie spürt die Herausforderungen für das Handwerk nicht nur in ihrem Betrieb.
Margit Rosentritt ist Kreishandwerksmeisterin und Inhaberin des Friseursalons 'ExtraLocke' in Schweinfurt. Sie spürt die Auswirkungen der Energiekrise hautnah.
Foto: Lisa Marie Waschbusch | Margit Rosentritt ist Kreishandwerksmeisterin und Inhaberin des Friseursalons "ExtraLocke" in Schweinfurt. Sie spürt die Auswirkungen der Energiekrise hautnah.
Lisa Marie Waschbusch
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:14 Uhr

Margit Rosentritt ist im Zwiespalt. Auf der einen Seite steigen die Energiepreise auch für ihren Friseursalon mächtig an und sie weiß nicht, wohin sich die Kosten noch entwickeln. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Kundinnen und Kunden, die jede Woche kommen, vielleicht alle zwei Wochen. Auch, weil sie zu Hause niemanden mehr haben. "Wenn ich da die Preise steigere und sie können sich es nicht mehr leisten, die vereinsamen daheim", sagt die 60-jährige Friseurmeisterin. "Ich bin mit Leib und Seele Friseurin und das tut mir im Herzen weh."

Die Preise komplett auf die Kunden umzulegen, geht bei ihr also nicht – wie in vielen anderen Gewerken auch. Rosentritt ist nicht nur Inhaberin des Friseursalons "ExtraLocke" in Schweinfurt, sondern auch Kreishandwerksmeisterin. "Uns berichten die Bäcker davon, dass sie die Preise nicht noch weiter steigern können", erklärt sie. Genauso sei es im Gesundheitshandwerk, wo die Preise für viele Leistungen über feste Sätze mit den Krankenkassen abgerechnet werden.

Lebensmittelhandwerk, Kfz-Handwerke, Textilreiniger und Metallbauer stark betroffen

Neben Friseuren seien vor allem auch das Lebensmittelhandwerk, Kfz-Handwerke, Textilreiniger und Metallbauer von den steigenden Energiepreisen stark betroffen. "Belastungen durch hohe Energiepreise ergeben sich zum Beispiel auch überall dort, wo es einen größeren betrieblichen Fuhrpark und lange Anfahrtswege gibt, etwa durch hohe Spritpreise", berichtet die Kreishandwerksmeisterin.

Aber zurück zu den Friseuren. Ein Bereich, der auch gerne übersehen wird, findet Rosentritt. Auch in der jetzigen Diskussion. Weil der hohe Energiegebrauch vielleicht gar nicht so auf der Hand liegt. "Wir arbeiten fast nur mit Wärmegeräten", sagt sie. "Bis auf unsere Schere." Föhn, Glätteisen, Trockenhauben. Und auch die Maschinen zum Haareschneiden müssen über Nacht am Strom hängen. "Ich kann nicht sagen, die ersten zwei Männer kriegen morgens nicht mit der Maschine geschnitten, der Akku muss noch laden." 

Luftreiniger während Corona einbauen lassen

In Rosentritts Salon läuft vier- bis fünfmal am Tag die Waschmaschine. Der Grund? "In dem Moment, wo jemand das Handtuch berührt hat, auch wenn es nur herumgelegen hat, kommt es in die Maschine – und auch in den Trockner." Aus Hygienegründen. Beide Geräte wurden zuletzt ausgetauscht und seien nun energiesparender. Apropos Geräte. Wegen Corona ließ Rosentritt auch zwei Luftreiniger einbauen. "Die laufen den ganzen Tag", sagt die 60-Jährige. "Die sind wichtig für unsere Kunden und für die Mitarbeiter." 

Beim Haarewaschen beim Friseur muss das Wasser warm sein - auch morgens schon. Für Inhaberin Margit Rosentritt ist es keine Option, die Temperatur in ihrem Salon zu reduzieren, um Energie zu sparen.
Foto: Lisa Marie Waschbusch | Beim Haarewaschen beim Friseur muss das Wasser warm sein - auch morgens schon. Für Inhaberin Margit Rosentritt ist es keine Option, die Temperatur in ihrem Salon zu reduzieren, um Energie zu sparen.

Während man in anderen Branchen womöglich die Raumtemperatur reduzieren könne, sei das beim Friseur unmöglich. "Die erste Kundin will genauso einen warmen Salon und warmes Wasser beim Haarewaschen wie die letzte Kundin", sagt Rosentritt. "Ich kann nicht sagen, es ist jetzt kalt, in zwei Stunden wird es wärmer. Da verliere ich Kunden und meine Mitarbeiter werden nur krank." Und sowieso habe man bei gepachteten Salons, wie ihrer einer ist, oft keinen Einfluss auf die Art der Heizungen.

Friseure brauchen gutes Licht

Ähnlich kompliziert sei es mit dem Licht. Es sei nicht möglich, einzelne Glühbirnen einfach herauszudrehen. "Wir brauchen ein bestimmtes Licht. Die Kundin, die hinten ein leichtes Rot möchte, geht sonst raus und sieht aus wie Pumuckl." Letztes Jahr stellte der Salon auf LED-Lampen um, einen Präsenzmelder hat Rosentritt in einen Raum einbauen lassen, sodass das Licht aus bleibt, wenn niemand darin ist. Auch die Warmwasserboiler in den Toiletten habe sie ausschalten lassen. "Das Einsparpotenzial beim Stromverbrauch ist bei uns ausgeschöpft", sagt Rosentritt.

Schon jetzt, Ende September, seien die Stromkosten für das laufende Jahr genauso hoch wie für ganz 2021. "Ohne die Erhöhung. Und wir wissen nicht, was noch dazu kommt", sagt Rosentritt. Das ganze Ausmaß sei schwer zu beziffern, da die Mehrheit der Abrechnungen erst zum Jahresende erfolgt. In ihrer Branche gebe es viele, die einen kleinen Laden im Keller haben. "Manche legen drauf, ohne dass sie es merken", sagt Rosentritt. Die wenigsten haben einen separaten Zähler. "Die Hälfte von den Einzelfriseuren ist eigentlich schon pleite, sie haben es nur noch nicht mitbekommen."

Schnelle und kurzfristige Hilfe für Betriebe

Margit Rosentritt wünscht sich von der Politik, dass sie versucht, die Preisentwicklung zu stoppen und besonders betroffenen Betrieben schnelle und kurzfristig verfügbare Hilfe anzubieten. Denn drehe sich die Spirale weiter und die steigenden Kosten können – wie bei ihr – nicht an die Kunden weitergegeben werden, sei zu befürchten, dass Unternehmen schließen müssen, da sie nicht mehr wirtschaftlich produzieren beziehungsweise arbeiten können.

Was zudem immer vergessen werde: "Die Leute gehen immer von Wärme aus. Manche Berufe, auch die Metzger, brauchen ganz viel Kälte." Auch hierfür brauche man Strom. Und auch für diejenigen werde es teuer.

 
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