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GEROLZHOFEN
Eins sein mit dem Brett
Im Gleichgewicht: Beim Longboarden kommt es darauf an, ein Gefühl für das Brett mit den Rollen zu entwickeln.
Foto: Orth | Im Gleichgewicht: Beim Longboarden kommt es darauf an, ein Gefühl für das Brett mit den Rollen zu entwickeln.
Von unserer Mitarbeiterin Lena Pfister
 |  aktualisiert: 26.07.2017 18:12 Uhr

Wenn auf Hawaii die Surfsaison vorüber ist, greifen die Wellenreiter zu einem einfachen Mittel, um nicht ohne ihr Brett sein zu müssen: Schon vor Jahrzehnten schraubten sie Rollen unter ihre Boards – das Longboarden war erfunden. Nun ist diese Sportart auch in Gerolzhofen angekommen.

Jannis Orth hat das Longboarden zu seiner Passion gemacht. Bei ihm gilt jedoch der Grundsatz „Sicherheit vor Spaß“. „Viele denken, das Longboarden hätte sich aus dem Skateboard-Fahren entwickelt, was aber nicht stimmt“, erklärt der gelernte Krankenpfleger und erzählt von den Ursprüngen des Sports auf Hawaii. Der Sport, die Gerätschaften und die Disziplinen entwickelten sich derart rasant weiter, dass der Trend bis nach Europa schwappte.

Jedoch geriet das Longboarden einige Zeit später schon wieder in Vergessenheit und wurde daraufhin hauptsächlich in den USA und Kanada ausgeübt. Dort erklomm das Longboarden erste Stufen zur Professionalität, Sportartikelhersteller spezialisierten sich, sponserten Profis und die Vielfalt der Wettbewerbs-Disziplinen wuchs.

Durch die Weiterentwicklung verkürzten sich die Boards und wurden immer wendiger, bis schließlich das Skateboard entstand, das weltweit große Beliebtheit erlangte. Nun, Jahre später, machte es auch das Longboarden wieder populär.

Orth erzählt: „Früher bin ich Skateboard gefahren, aber zum Longboarden kam ich vor drei Jahren, während meiner Ausbildungszeit in München.“ Als er das erste Mal auf einem Longboard stand, habe er sich sehr an das Gefühl beim Surfen und Snowboarden erinnert. „Ein Freund hat mich dann unter seine Fittiche genommen und mir alles Wichtige beigebracht.“ Dieser Freund ist kein geringerer als Yannick Gladow, ein in Fachkreisen bekanntes Downhill-Talent.

In München gibt es eine ausgewachsene Longboarder-Szene, hier in der Gegend entwickelt sich diese derzeit noch. Als Jannis im vergangenen Dezember zurück nach Gerolzhofen zog, wollte er seinen Sport nicht an den Nagel hängen und fand nach kurzer Zeit in Schweinfurt Gleichgesinnte.

Viele überschätzen sich

„Zuerst gab es da allerdings ein kleines Problem“, erklärt er. „In München wurde man schlichtweg nicht akzeptiert, wenn man ohne Helm und Schutzkleidung Longboard fuhr. Schon allein wegen des Verkehrs in der Großstadt ging das nicht und darum hat es auch niemand gemacht. In Schweinfurt war ich zuerst der einzige, der mit Helm fuhr. Nach kurzer Zeit fand er allerdings einen Bekannten, der seine Meinung teilte, und setzte sich mit ihm für mehr Sicherheit beim Longboarden ein. „Inzwischen tragen alle in der Szene mindestens Helm und Handschuhe.“

Bernhard Kümpel, Besitzer des Skateshops „Little Wheels“ in Gochsheim, schloss sich dem Sicherheitskonzept so weit an, dass er seit einiger Zeit jedem, der ein Board kauft, einen Helm dazu schenkt.

„Bei Skate-Events in München war ich oft als inoffizieller Sanitäter dabei, hatte also mein Köfferchen mit. Und bei meiner Arbeit im Krankenhaus habe ich Verletzungen gesehen, die durch das Tragen von Schutzkleidung entweder ganz vermeidbar oder weniger gravierend gewesen wären“, erinnert sich Jannis Orth.

„Bis man ein wirkliches Gefühl für das Board, den Untergrund und die jeweilige Witterung bekommt, dauert es. Man muss eins sein mit dem Brett. Viele überschätzen sich, fahren zu schnell zu steile Berge hinunter, und schon passiert’s“, erzählt er weiter.

Zu oft unterschätzen Anfänger die Geschwindigkeit und fahren darum ohne Schutzausrüstung. Oft haben sie noch kein Gefühl für das Longboard, bei dem ein schnelles Abbremsen nicht möglich ist oder nur Profis gelingt. „Dann geht es schnell. Man stürzt und ohne Helm werden die Leute dann entweder vollkommen weggetreten oder im schlimmeren Fall mit Schädelbasisbruch ins Krankenhaus eingeliefert“, so Orth.

Klar hat auch der erfahrene Longboarder sich schon verletzt. „Allerdings waren das meistens nur Kratzer und Prellungen. Den Helm habe ich aber schon oft gebraucht“, sagt er. Durch seine Erfahrung ist Orth häufig Ansprechpartner für Anfänger und Interessierte: „Ich berate sie dann beim Brettkauf, zeige ihnen verschiedene Fahrweisen und erinnere an Helm, Handschuhe und Knieschoner.“

Nette Obereisenheimer

Jannis und seine Freunde der Schweinfurter Longboard-Szene sind oft zusammen in den umliegenden Landkreisen unterwegs, wo sie bestimmte Strecken befahren. „Ich selbst fahre gern den Berg bei Sudrach oder den zwischen Schwanfeld und Obereisenheim. In Obereisenheim sind die Leute sehr nett und nehmen uns öfter am Hügel im Auto mit nach oben“, erzählt er und lächelt. Allerdings fahren nicht alle Longboarder alle Strecken, denn ja nach „Skills“, also Fähigkeiten, wird entschieden wer mitkann oder noch zu üben hat.

Der Herbst hält Orth nicht vom Longboarden ab: „Ich fahre zu jeder Jahreszeit, nur bei Regen lasse ich es bleiben. Im Winter muss man vorsichtiger sein, weil die Gummirollen aufgrund der Temperaturen härter sind und darum weniger Griff haben.“ Aber solange die Straßen frei und trocken seien, habe man als geübter Fahrer keine Einschränkungen. „Letzten Winter bin ich auch gefahren als links und rechts in den Straßen der Schnee aufgetürmt lag.“

Somit wird man den Longboarder mit rotem Kreuz auf dem Helm auch in den kalten und dunklen Monaten über Straßen und Wege fahren sehen. Mindestens mit Helm und Handschuhen geschützt, versteht sich.

Hawaiianische Sportart: Jannis Orth hat das Longboarden zu seiner Passion gemacht.
Foto: Lena Pfister | Hawaiianische Sportart: Jannis Orth hat das Longboarden zu seiner Passion gemacht.
 
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