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Schweinfurt
Einmaliges Schauspiel am Main: Wenn 140 Tonnen Stahl über dem Schweinfurter Hafen schweben
Nach der Generalsanierung für zwei Millionen Euro wurde die mobile Sperrvorrichtung für das Wehr über das Hafengelände gehievt. So etwas gibt es nur in Schweinfurt.
Zwischen den Auslegerarmen der beiden großen Autokräne hindurch wurde die 140 Tonnen schwere schwimmende Wassersperre vom Hafengelände des WSA auf die Hellinganlage gehievt.
Foto: Silvia Eidel | Zwischen den Auslegerarmen der beiden großen Autokräne hindurch wurde die 140 Tonnen schwere schwimmende Wassersperre vom Hafengelände des WSA auf die Hellinganlage gehievt.
Silvia Eidel
 |  aktualisiert: 09.02.2024 05:51 Uhr

Ein einmaliges Schauspiel bot sich am Dienstag früh im Schweinfurter Hafen: Zwei große Markewitsch-Kräne hievten millimetergenau einen gut 30 Meter langen, schwarzen Stahlkoloss vom Hafengelände auf den Hellingwagen. Von dort wurde der Schwimmende Revisionsverschluss (SRV) nach seiner Generalsanierung in den Main gelassen und per Schiff an das Wehr bei Ottendorf geschleppt.

Zahlreiche Arbeiter verfolgten mit ihren Handykameras und per Drohne das ungewöhnliche und diffizile Spektakel. Noch dazu ist dieser Schwimmende Revisions- oder Notverschluss, Baujahr 1964, ein Unikat, "einmalig auf der Welt", wie es Projektleiter Uwe Hartmann vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Main ausdrückte.

Der Koloss war damals entwickelt und vor acht Jahren in einem zweiten RSV nachgebaut worden, um bei Schweinfurt und Ottendorf ober- und unterhalb der Wehre den Main trockenlegen zu können. Dadurch können Revisionen und Reparaturen durchgeführt werden.

Wie der schwimmende Revisionsverschluss funktioniert

Zwei dicke Rohre, verbunden mit Streben, bilden den Kern des 140 Tonnen schweren RSV. Am unteren Rohr ist eine mehrere Meter hohe und 30 Meter lange Stahlwand, das Sperrtor, befestigt. Wenn der Schwimmende Revisionsverschluss zum Einsatz kommt, wird zuerst das obere Rohr mit Wasser gefüllt, dann das untere, erklärte der projektleitende Ingenieur.

Dadurch senkt sich das Sperrtor am 30 Meter breiten Wehrfeld gerade hinunter bis zur Sohle ins Wasser, der Main ist abgesperrt, an dieser Stelle trockengelegt. Hinter der Stauwand kann dann gearbeitet werden.

60 Jahre Einsatz haben ihre Spuren hinterlassen

Die 60 Jahre, in denen der RSV seinen Dienst tut, hinterließen allerdings ihre Spuren. Roststellen und Materialschäden mussten ausgebessert werden. Im August 2022 wurde daher der Koloss aus dem Wasser auf die Hellinganlage – einem fahrbaren Gestell am Hafenbecken – gezogen. Von dort wurde er per Tandemhub mit zwei großen Auto-Kränen aufs Hafengelände des WSA gehoben. Aufgebockt wurde der RSV auf zwei sogenannte Pallungen.

Um über den Winter arbeiten zu können und vor allem, um den asbesthaltigen Anstrich unter der Einhausung entfernen zu können, wurde eine Art Halle um den RSV gebaut. "Schon die Gerüstkonstruktion dafür war eine ganz besondere", erklärte Uwe Hartmann. Ein Statiker hatte diese genau berechnet, ein Prüfingenieur kontrolliert. Nach der Abnahme vor Ort begannen die Arbeiten durch eine auf Stahl- und Wasserbau spezialisierte Firma.

Wie viel Geld pro Jahr für Schleusen und Arbeiten am Main ausgegeben wird

Die alte Farbe wurde entschichtet, eine neue in drei Schichten aufgetragen. Teile wurden geschweißt, Träger gewechselt, Dichtungen erneuert, neue Schrauben und Nieten eingezogen, Übergänge und Geländer neu angebracht. "Knapp zwei Millionen Euro kostet die Instandsetzung", wusste der Projektleiter.

Pro Jahr gibt das WSA am Standort Schweinfurt – zuständig für die Mainstrecke von Viereth bis Rothenfels – circa 20 bis 25 Millionen Euro aus, so Hartmann: für den Bau und Unterhalt an Wehren, Schleusen, dem Notverschluss, dem Bau von Antriebshäusern, Schleusenflächen oder dem Ausbaggern des Mains.

Zwei Autokräne hievten den Koloss parallel auf die Vorrichtung

Zum Einheben des sanierten RSV auf die Hafenhelling agierten die beiden Autokräne wieder per Tandemhub. Die Ausleger waren 30 Meter weit und etwa 20 Meter hoch ausgefahren. An statisch berechneten Punkten am RSV waren mit vier Ösen die Stahlseile der Kräne befestigt, die zeitgleich angehoben wurden. Per Funk kommunizierten die Kranführer mit dem Leiter am Boden. "Da ist auch eine Waage in den Kränen", wusste Hartmann.

Zunächst hob sich der Stahlkoloss parallel zu den Kränen, wurde dann um 90 Grad gedreht, um zwischen den Auslegerarmen hindurch zu schweben. Danach vollzog der RSV wieder eine 90 Grad-Drehung, um parallel zum Hellingwagen zu gelangen und auf diesen aufgesetzt zu werden. Über diesen wurde er mit einer Seilwinde ins Hafenbecken gelassen. "Wir ziehen den Revisionsverschluss mit dem Eisbrecher auf dem Main nach Ottendorf, um ihn dort probezusetzen", erläuterte der Projektleiter. Seinen richtigen Einsatz wird der schwimmende Koloss dann im Juli am Schweinfurter Wehr erhalten.

 
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  • schlumpf100100@aol.com
    Was ein SRV ist wurde eingangs erwähnt, aber was ist dann ein RSV....?
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