
Ulrike Emmert, die unter anderem als Geographin und Archäologin tätig ist, war der Einladung des Fördervereins Schloss Oberschwarzach gefolgt, um die zahlreichen Mitglieder und Interessierten über den aktuellen Stand der Archäologie und Geschichte in ihrem Heimatort zu informieren und für die Teilnahme am Wettbewerb "Gütesiegel Heimatdorf" zu begeistern. Unter dem Arbeitstitel "Keltenköpfle, Hexen und aweng Münzen" soll gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern der Marktgemeinde Heimatgeschichte aufgearbeitet werden. Ziel ist, eine Mitmach-Ausstellung zur Präsentation im zukünftigen Gemeindezentrum Schloss vorzubereiten.

So wäre zum Beispiel zu beweisen, ob Oberschwarzach zeitgleich wie Münsterschwarzach entstanden ist. Eine Dopplung des Ortsnamens innerhalb derselben Region deutet darauf hin. Archäologisch datierte Skelettfunde zeigen, dass Oberschwarzach zwischen 700 und 880 n. Chr. kontinuierlich besiedelt war. Als Bodendenkmäler sind die Viereckschanze in Bimbach, die Freilandstation des Paläolithikums und des Mesolithikums sowie Siedlungen aus frühgeschichtlichen Epochen nachgewiesen. Die "Keltenköpfle", die laut Emmert wohl am Knauf eines Keltenschwerts als Verzierung dienten, stammen aus der späten Latènezeit und wurden im Bereich einer Siedlung bei Oberschwarzach – Bimbach gefunden
Weiterhin sollte mehr über die Zeit der Hexenverbrennung in Oberschwarzach (1616-1619) herausgefunden werden. "Wo und wie sind Straftäter vom Zentgericht bzw. Hochgericht abgeurteilt bestraft worden?" So gab es einen Galgen, der jedoch etwas außerhalb lag. Auch gab es 1610 eine Dorfordnung. Einige keltische Münzen wurden im Areal um den Ort gefunden. Zudem wurden 1621 mittelalterliche Dreikreuzer geprägt, die sich im Besitz der Ortspfarrei befanden. Ulrike Emmert stellte einen Fragenkatalog vor, dem man bei der Recherche nachgehen müsste. Jetzt kam der Gedanke einer Zeitreise durch Oberschwarzach ins Spiel, die man auf zweierlei Weise durchführen könnte, sowohl als Rollenspiel oder als virtuelles Erlebnis mithilfe einer VR-Brille.

Das Oberschwarzacher Schloss soll künftig als ortsbildprägendes Element zum Gemeindezentrum werden. Dazu stellten Christoph Jordan und Cathrin Kiemer vom Planungsbüro brück.jordan den neuesten Planungsstand vor. Bis die Baugenehmigung im Juni 2024 vorlag, sei noch ein immissionsschutzrechtliches Gutachten notwendig geworden. Bei der Scheune gibt es zahlreiche statische Aufgaben zu lösen. Die Arbeitsschritte bis zur Ausführungsplanung sind nun erledigt, man befindet sich aktuell bei der Vorbereitung der Vergabe. Dazu bedarf es einer Koordination vieler Projektbeteiligten, um Beispiel der Fachplanung für technische Gebäudeausrüstung, für Statik, für Gastronomie und eine restauratorische Planung. Dazu erläuterte Cathrin Kiemer Beispiele der Ausführungsplanung anhand der Hoffassade des Schlosses und der Aufzugsplanung. Sie ging unter anderem auf die Bodenaufbauten ein. So seien die alten Schüttungen aus statischen Gründen zu schwer und würden durch leichtere ersetzt. Auch die Schaffung einer Barrierefreiheit sei schwierig, da oft Schwellen vorhanden sind. Die Aufzugsplanung am Nordgiebel über alle Etagen sowie die Neugestaltung der Stuckdecken erforderten eine exakte Ausführungsplanung.
Der Architekt zeigte den Bauablaufplan mit den geplanten Terminen. Bis Mitte 2025 wird der Baubeginn erfolgen, mit einer Bauzeit von 2,5 Jahren wird gerechnet, inklusive der Freianlage könnte die Renovierung circa im Frühjahr 2028 abgeschlossen sein. Rund 17,8 Mio. Euro wird nach momentanem Stand die Maßnahme kosten, die aus verschiedenen Quellen mit bis zu 80 Prozent förderfähig ist. Bürgermeister Schötz sprach eine mögliche Spendenaktion an, bei dem man zum Beispiel für einen Dachziegel als Sponsor auftreten kann. Für die bevorstehenden Rückbauten am Schloss, die im März beginnen, werden noch freiwillige Helfer gesucht.
